Schulen «gendern» mit Augenmass?
02.02.2024 Baselbiet, Parteien, Abstimmungen, Gelterkinden, Bildung, Bezirk Liestal, Bezirk Waldenburg, Bezirk SissachLeitfaden des Kantons als Orientierungshilfe
Die SVP verlangt in einer Initiative ein Genderverbot mit Sonderzeichen an den Baselbieter Schulen. Eine kantonale Pflicht diesbezüglich besteht keine, und doch ist das Gendern in unterschiedlichen Weisen in den Lerninstitutionen ...
Leitfaden des Kantons als Orientierungshilfe
Die SVP verlangt in einer Initiative ein Genderverbot mit Sonderzeichen an den Baselbieter Schulen. Eine kantonale Pflicht diesbezüglich besteht keine, und doch ist das Gendern in unterschiedlichen Weisen in den Lerninstitutionen anzutreffen: auf freiwilliger Basis und ohne Widerstand.
Melanie Frei
Ein Verbot von Sternchen und Doppelpunkt: Das ist das, was die SVP Baselland um die Sissacherin Sarah Regez, Landrat Peter Riebli und Landrätin Jacqueline Wunderer mit einer Volksinitiative erreichen möchte. An Baselbieter Volksschulen und Kindergärten sollen der Genderstern und weitere Sonderzeichen in Verbindung mit dem Gendern verboten werden. Denn dies würde den Kindern Angst machen und sie vom Lernen ablenken und verwirren, wie die Initiantinnen und Initianten der Initiative argumentieren.
An den Baselbieter Schulen gibt es keine kantonalen Vorschriften, sich der Gendersprache zu bedienen. Das Gymnasium Liestal verkörpert dies und stellt keine Pflicht für das Gendern aus, wie das Sekretariat auf Anfrage mitteilte. Den Schülerinnen und Schülern sei es selbst überlassen, wie sie die geschlechterneutrale Sprache handhaben. Orientieren würde sich das Gymnasium am entsprechenden kantonalen Leitfaden «Sprache für alle». Darin werden die verschiedenen sprachlichen Mittel, wie geschlechterneutrale Ausdrücke (die Schülerschaft), die Paarform (Schülerinnen und Schüler) und auch die Sonderzeichen (Schüler*innen) beschrieben.
Kein Gendern an Primarschulen
Auch auf der Sekundarstufe ist das Gendern keine Pflicht. In Gelterkinden hält man es wie am Gymnasium Liestal: «Wir haben an unserer Schule keine konkreten Vorschriften bezüglich des Genderns», sagt Schulleiter Roger Leoni. Sowohl den Lehrpersonen als auch den Schülerinnen und Schülern sei es selbst überlassen, wie sie damit umgehen. In der Kommunikation der Schule gegen innen und aussen verwende man geschlechtsneutrale Formen sowie den Genderstern.
Leoni betont, dass man als Schule möglichst allen gerecht werden möchte. Niemand solle ausgeschlossen werden oder sich gar diskriminiert fühlen: «Ich füge aber hinzu, dass die Lesbarkeit und die Verständlichkeit von Texten die oberste Priorität haben. Im Sinn von einfacher Sprache ist dieser Grundsatz besonders für Menschen mit Verständnisschwierigkeiten zentral», so der Schulleiter. Ob der Genderstern in Kommunikationswegen denn schon Probleme dergleichen ausgelöst hat? «Nein. Es sind bislang keine negativen Rückmeldungen bezüglich der Gendersprache bei uns eingegangen. Weder von den Eltern noch von den Schülerinnen und Schülern.» An der Primarschule Sissach wird nicht gegendert. So sagt es zumindest Mirjam Bischofberger gegenüber der «Volksstimme». Sie wolle sich vom Wort «gendern» abgrenzen. «Lieber ist mir, es als geschlechtergerechte Sprache zu betiteln», so Bischofberger. An der Primarschule bestehe ein Bewusstsein, dass es sowohl Buben als auch Mädchen gebe.
Dementsprechend sprechen und schreiben die Lehrpersonen in der Paarform oder mit geschlechtsneutralen Ausdrücken. Ob die Initiative für die Primarschule ausschlaggebend sei?«Gendern ist bei uns an der Schule kein grosses Thema. Sowohl wir Lehrpersonen als auch die Schülerinnen und Schüler sind mit anderen Herausforderungen beschäftigt», so die Schulleiterin abschliessend.