Corona-Kredit holt Pächter ein
18.07.2025 Bezirk Liestal, Region, Baselbiet, Finanzen, Gastronomie, BubendorfLandgasthof Talhaus ist vorübergehend geschlossen
Nach sieben Jahren musste der «Talhaus»-Pächter wegen der Rückzahlung eines Corona-Kredits und Ausgleichskassen-Schulden den Betrieb schliessen. Jetzt sucht die Talhaus AG eine Nachfolge – und auch ...
Landgasthof Talhaus ist vorübergehend geschlossen
Nach sieben Jahren musste der «Talhaus»-Pächter wegen der Rückzahlung eines Corona-Kredits und Ausgleichskassen-Schulden den Betrieb schliessen. Jetzt sucht die Talhaus AG eine Nachfolge – und auch Aktionäre oder Käufer.
Elmar Gächter
«Das Restaurant bleibt wegen Pächterwechsel vorübergehend geschlossen» – so steht es an der Eingangstür des Landgasthofs Talhaus in Bubendorf. Eigentümerin des Lokals ist seit 2012 die Talhaus AG, der auch der angrenzende Campingplatz gehört. Der erste Mieter des Gastronomiebetriebs war bis Januar 2018 der Sternekoch Gianluca Garigliano. Nun hat sein Nachfolger Ahmad Mohammad Yaqoob nach mehr als sieben Jahren die Türen schliessen müssen.
Laut Recherchen der «Volksstimme» ging der Pächter Konkurs, weil er die Beiträge der Ausgleichskasse Gastrosocial trotz Betreibungen nicht fristgerecht bezahlt hatte. Mit der Eröffnung des Konkursverfahrens hat das zuständige Gericht die Schliessung angeordnet. Laut Esther Maag, Verwaltungsratspräsidentin der Talhaus AG, hatte der Pächter auch mit Langzeitfolgen der Pandemie zu kämpfen: mit der Rückzahlung eines Corona-Kredits.
Verwaltungsrat sucht Mitstreiter
Die Talhaus AG will den Gastrobetrieb gemäss ihrem Geschäftsführer und Verwaltungsrat Andreas Spuler so schnell wie möglich weiterführen und sucht deshalb aktiv nach einem neuen Pächter oder einer neuen Pächterin. Er rechnet aus heutiger Sicht mit einer Wiedereröffnung im September oder Oktober. Speziell ist, dass die Eigentümerschaft bereits Ende vergangenen Jahres eine Nachfolgeregelung oder einen Käufer für die Aktiengesellschaft Talhaus gesucht hat (die «Volksstimme» berichtete). Gespräche mit Interessierten seien geführt worden, ein Kaufvertrag sei jedoch bislang nicht zustande gekommen.
Spuler betont: «Wir möchten primär jüngere Leute dazu animieren, sich finanziell zu engagieren und im Verwaltungsrat mitzuarbeiten, damit die jetzige ältere Generation den Betrieb in ein bis drei Jahren übergeben kann.» Es sei sowohl eine Beteiligung als auch eine gesamthafte Übernahme der AG und der Liegenschaften denkbar.
Zum ganzen Komplex gehören neben dem Restaurant mit Wintergarten, Sääli und grosser Terrasse auch eine Wirtewohnung, elf Gastzimmer, eine Scheune, Garagen, viele Parkplätze und vor allem der Campingplatz mit rund 55 Stellplätzen und 8 Touristenplätzen. Das, was in den vergangenen 13 Jahren aufgebaut worden sei, laufe grundsätzlich gut, auch wenn der Restaurationsbetrieb derzeit in einer Krise stecke.
«Eisenbahnzentrum» Talhaus
«Das Talhaus als Ganzes ist ein sehr interessantes Objekt, wobei das Restaurant nur ein kleiner Teil davon ist. Wir könnten auch ohne den Landgasthof existieren, aber es wäre schade, wenn er geschlossen bliebe», ist der Geschäftsführer überzeugt. Mit der Haltestelle der frisch renovierten Waldenburgerbahn vor dem Haus, der Remise mit dem alten «Waldenburgerli», der Gartenbahn und der Modelleisenbahn im Dachgeschoss sei ein eigentliches Eisenbahnzentrum entstanden, das in Zukunft noch besser genutzt werden könne und auch für Gastronomen interessant sei. Über den Verkaufspreis will sich Spuler nicht konkret äussern. Nur so viel: Die Preisvorstellung für die Gebäude auf rund 13 000 Quadratmetern sei deutlich höher als für ein Einfamilienhaus.
Spuler würde es als Glücksfall bezeichnen, wenn jemand käme, der selber wirten und gleichzeitig in die AG einsteigen würde. In Anbetracht der aktuellen Situation im Gastgewerbe sei es jedoch nicht einfach, den optimalen Wirt oder die optimale Wirtin zu finden. «Wer ist noch bereit, den hohen Arbeitseinsatz mit langen Präsenzzeiten und dem hohen Risiko auf sich zu nehmen?», so die rhetorische Frage von Spuler.
Esther Maag, die selber das Berghotel Sterna im bündnerischen Feldis führt, könnte sich im Talhaus ein Spezialitätenrestaurant vorstellen – aber nichts «Abgehobenes»: «Mit einer guten, einfachen Karte, bei der auch die Campierenden etwas Kleines bestellen können. Und es sollte vor allem auch jemand sein, der das ‹Gspüri› hat, was im Waldenburgertal gefragt ist.»