Zur Erinnerung bleibt ein Mast stehen
18.11.2025 Bezirk Sissach, Langenbruck, Baselbiet, SissachSkilift AG wird liquidiert, die Anlage «Untere Wanne» abgebaut
Seit Jahren hat es sich abgezeichnet, seit rund einem halben Jahr ist es amtlich: Der Betrieb des Skilifts «Untere Wanne» in Langenbruck wird endgültig eingestellt und die Anlage abgebaut. Am ...
Skilift AG wird liquidiert, die Anlage «Untere Wanne» abgebaut
Seit Jahren hat es sich abgezeichnet, seit rund einem halben Jahr ist es amtlich: Der Betrieb des Skilifts «Untere Wanne» in Langenbruck wird endgültig eingestellt und die Anlage abgebaut. Am Montag wurden die Masten zur Talstation geflogen.
Christian Horisberger
Wenn ein Helikopter in einem Skigebiet unterwegs ist, bedeutet das selten etwas Gutes. So war es auch am Montag in Langenbruck. Doch war es nicht etwa die Rega, die einen verletzten Schneesportler ausflog, sondern ein Transporthelikopter mit schwerer Last. Im Auftrag der sich in Liquidation befindlichen Skilift AG Langenbruck wurden die Masten des Skilifts «Untere Wanne» per Lufttransport zur Talstation befördert, von wo aus sie der Entsorgung zugeführt werden.
Die Demontage des Skilifts hat vergangene Woche begonnen. Das 3 Kilometer lange Antriebsseil wurde aufgerollt, das Getriebe zurückgebaut. Mit dem Abbau der Masten am Montag ist die Anlage, die für viele Jahre aus Langenbruck nicht wegzudenken war, aus dem Landschaftsbild getilgt. Fast: Mindestens einer der neun filigranen, rund sieben Meter hohen, bogenförmigen Masten aus Stahl soll erhalten und mit einer Gedenktafel versehen werden.
Diese wird an mehr als sieben Jahrzehnte Wintersport auf dieser Piste erinnern: sicherlich an 1952, als der Skilift «Untere Wanne» eröffnet wurde, womöglich an die schneereichen Winter bis in die 1980er-Jahre, vielleicht auch an den Rekordwinter 1978 mit 118 Betriebstagen. Peter Hammer, Mehrheitsaktionär der Skilift AG Langenbruck, könnte wohl Zahlen und Erinnerungen für 100 Tafeln beisteuern.
«Die Natur ist stärker»
Seit 60 Jahren engagiert sich Peter Hammer für den Wintersport in Langenbruck. Wer seinen Enthusiasmus kennt, kann sich in etwa vorstellen, wie schwer es ihm fallen muss, beim Abriss der Anlage zuzuschauen. «Die Natur ist stärker als der Mensch. Wir mussten kapitulieren», sagt er gefasst. Auf Dauer habe es keinen Sinn ergeben, für wenige, manchmal gar keine Betriebstage die Anlage in Schuss zu halten und Anfang Winter für die Saison vorzubereiten. Im vergangenen Winter war der Skilift gerade einmal für einen halben Tag in Betrieb.
Nicht nur war die Arbeit der Helferinnen und Helfer in jüngerer Vergangenheit fast oder ganz vergeblich, die Kosten für Versicherung, Wartung und Kontrolle der Anlage fielen auch ohne effektiven Betrieb an. So schrieb die AG zuletzt nur noch Verluste. Nur dank der Rückstellungen, die in guten Jahren getätigt werden konnten, und Immobilienverkäufen könne der Rückbau mit eigenen Mitteln finanziert werden, erklärt Hammer. Dessen Kosten beziffert er auf mindestens 60 000 Franken.
Der AG sei es ein Anliegen gewesen, dass die Masten nach der Stilllegung des Lifts nicht wie andernorts noch lange in der Landschaft stehen bleiben, so der langjährige Betriebsverantwortliche. Daher sei der Rückbau zügig in Auftrag gegeben worden. Die Betonfundamente der Masten würden entfernt, sobald der Boden gefroren ist und das Gelände mit schweren Maschinen befahren werden kann.
«Obere Wanne» bleibt
Dem 75-Jährigen wäre wohl noch schwerer ums Herz, würde mit dem Rückbau der «Unteren Wanne» dem alpinen Skisport in Langenbruck überhaupt das letzte Stündlein schlagen – die Schliessung der Sprungschanze vor 15 Jahren bedeutete das Ende der nordischen Ära. So weit ist es aber noch nicht: Mit dem Weiterbetrieb des Skilifts «Obere Wanne», der sich in Hammers Privatbesitz befindet, hofft er, der Klimaerwärmung noch für eine Weile trotzen zu können. Anlass zur Zuversicht gibt ihm die schattige Lage der Piste, er spricht von einem «Schneeloch»: Falle einmal Schnee, bleibe er hier länger liegen.
Nach einem Wochenende mit Temperaturen von bis zu 18 Grad, gefolgt von einem Temperatursturz, wirbt Hammer bereits für Schwünge auf der Piste «Obere Wanne»: «Die Skiliftbügel sind montiert und der Lift ist einsatzbereit.» Den Lift «Untere Wanne» mag ihm der Klimawandel genommen haben, seinen Optimismus nicht.


