Take-Aways sind nicht auffällig
21.03.2025 Baselbiet, Gastronomie, Region, Baselbiet, Gesundheit, GesellschaftWird in Imbissbuden sauber gearbeitet? Dies fragte die «Volksstimme» den Baselbieter Kantonschemiker, nachdem zahlreiche Kunden eines Take-Away-Betriebs in Möhlin am Norovirus erkrankt sind.
Christian Horisberger
Eine Dönerbude in ...
Wird in Imbissbuden sauber gearbeitet? Dies fragte die «Volksstimme» den Baselbieter Kantonschemiker, nachdem zahlreiche Kunden eines Take-Away-Betriebs in Möhlin am Norovirus erkrankt sind.
Christian Horisberger
Eine Dönerbude in Möhlin hat kürzlich Schlagzeilen gemacht: Mehr als 60 Gäste, die sich während der Fasnacht dort verpflegt hatten, kämpften danach mit Erbrechen und Durchfall. Das Aargauer Lebensmittelinspektorat schloss den Betrieb vorsorglich. Als Ursache für die Erkrankungen erwiesen sich hochansteckende Noroviren, die in einer im Imbiss zubereiteten Cocktailsauce nachgewiesen werden konnte.
Ist das Risiko, in einem Take-Away eine viren- oder bakterienverseuchte Mahlzeit serviert zu bekommen, höher als in einem herkömmlichen Restaurant? «Nein», sagt Peter Brodmann, Vorsteher des Baselbieter Amts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen auf Anfrage der «Volksstimme». Die Ergebnisse der Inspektionen der Gastrobetriebe im Kanton Baselland gäben keinen Anlass dafür, die Take-Away-Betriebe häufiger zu kontrollieren als andere Verpflegungsbetriebe. Dönerbuden sind punkto Hygiene somit nicht schlechter oder besser als andere Restaurationsbetriebe.
Vergleichbare Fälle sind selten
Fälle wie jener in Möhlin sind laut Brodmann selten. In jüngerer Vergangenheit habe es im Baselbiet keinen vergleichbaren Fall gegeben, bei dem eine grössere Zahl Personen wegen eines durch einen Gastrobetrieb verbreiteten Erregers erkrankte. Wie ein Blick ins «Volksstimme»-Archiv zeigt, ereigneten sich die letzten grösseren Fälle, die im Oberbaselbiet öffentlich bekannt wurden, 2018: Im Sissacher Alters- und Pflegeheim Mülimatt wurden 16 Personen mit dem Norovirus infiziert, in der Kaserne Liestal traf es 36 Offiziersanwärter.
Das Baselbieter Lebensmittelinspektorat macht bei rund 2500 Betrieben, die Lebensmittel herstellen, verarbeiten oder verkaufen, regelmässig Hygienekontrollen. Bei rund 1500 dieser Betriebe handelt es sich laut Kantonschemiker Brodmann um Gastrounternehmen – vom klassischen Restaurant und dem Take-Away bis zum Altersheim oder zur Kinderkrippe; diese würden im Zwei-Jahres-Rhythmus kontrolliert.
Bei den Beanstandungen durch die Lebensmittelkontrolle handle es sich in der Regel um geringfügige Mängel wie beispielsweise beschädigte Gummidichtungen bei Kühlgeräten, ungenügende Eigenkontrolle der Temperaturen bei Kühlgeräten oder das Fehlen eines schriftlichen Selbstkontrollkonzepts, wie Peter Brodmann ausführt. Er legt Wert auf die Feststellung, dass solche Mängel nicht bedeuten, dass die betroffenen Lokale keine einwandfreien Lebensmittel produzieren.
Bei 146 Gastrobetrieben wurden 2024 anlässlich der regulären Betriebshygienekontrollen ergänzend Lebensmittelproben erhoben und im Labor analysiert. In 220 von 811 entnommenen Proben (27 Prozent) wurden Verstösse gegen mikrobiologische Richtwerte festgestellt. Häufig betroffen waren vor allem Reis und Reisgerichte, vorgekochte Teigwaren oder Tomatensauce und Schinken als Pizzabeilage. Die hohe Beanstandungsquote relativiert Brodmann: Sie sei vergleichbar mit jener der restlichen Schweiz und nur in zwei der 811 Proben habe man Hygieneindikatoren in einer Menge festgestellt, bei der eine Gesundheitsgefahr nicht ausgeschlossen werden konnte. In diesen beiden Fällen seien temporäre Verbote für Einrichtungen beziehungsweise Geräte verfügt und nach einer gründlichen Reinigung oder Instandstellung wieder aufgehoben worden. Geschlossen wurde keiner der Betriebe – auch nicht vorübergehend.
Sollten bei der Inspektion schwerwiegende Mängel festgestellt werden, führt dies in der Regel zu einer Nachkontrolle oder einer Verkürzung des Kontrollintervalls, erklärt der Baselbieter Kantonschemiker. Bei der Döner-Bude in Möhlin ist eine Kontrolle durch das Aargauer Amt für Verbraucherschutz Voraussetzung dafür, dass diese den Betrieb wieder aufnehmen darf – nach einer gründlicher Reinigung und Desinfektion. Bis gestern war der Imbiss noch geschlossen.
Um den entgangenen Umsatz durch die vorübergehende Schliessung abzumildern, haben Sympathisanten der Dönerbude ein Crowdfunding gestartet mit einem Sammelziel von 2000 Franken. Bis gestern sind bereits 2480 Franken von 68 Spenderinnen und Spendern zugesichert worden.
Viele Übertragungswege
ch. Noroviren sind sehr infektiös. Die Übertragung erfolgt über den Mund, durch Kontakt mit der Haut wie verunreinigte Hände beziehungsweise mit kontaminierten Oberflächen. Eine Übertragung kann auch durch Inhalation der in der Luft schwebenden feinen Tröpfchen nach einem Erbrechen erfolgen oder durch den Konsum von verunreinigten Lebensmitteln. Noroviren können sich nur in menschlichen Zellen vermehren. In Lebensmitteln findet keine weitere Vermehrung statt, erklärt der Baselbieter Kantonschemiker Peter Brodmann. «Deshalb gelangen Noroviren immer über ungenügende Hygiene in Lebensmittel.» So sei es möglich, dass im Möhlemer Fall eine an Noroviren erkrankte Person im Betrieb gearbeitet und durch ungenügende Hygiene das Lebensmittel kontaminiert hat.