Neues Zentrum beim Bahnhof
17.01.2025 Bezirk Sissach, Baselbiet, Bauprojekte, Kultur, SissachJetzt liegt die neue Grundlagenplanung für das Areal zwischen dem einstigen Warenhaus «Cheesmeyer» und der Sissacher Bahnhofstrasse vor. Es ist bereits der fünfte Quartierplan-Entwurf. Fachgremien des Kantons und die Gemeinde unterstützen ihn.
...Jetzt liegt die neue Grundlagenplanung für das Areal zwischen dem einstigen Warenhaus «Cheesmeyer» und der Sissacher Bahnhofstrasse vor. Es ist bereits der fünfte Quartierplan-Entwurf. Fachgremien des Kantons und die Gemeinde unterstützen ihn.
Christian Horisberger
Sissach befindet sich im Bereich des Bahnhofs in einem Erneuerungsprozess. Bereits am Entstehen ist die Überbauung «Rössligarte» hinter dem Restaurant Wystube Tschudy. Das Projekt mit 24 Eigentumswohnungen basiert auf dem sogenannten Quartierplan 2 (QP 2). Etwa doppelt so viele (Miet-)Wohnungen sowie Räume für stilles Gewerbe sind gleich nebenan in der Überbauung vorgesehen, welche die Versicherung Helvetia auf dem Tobler-Areal (ehemals Six Madun) realisieren möchte. Die Projektstudie wurde vor zwei Jahren vorgestellt, der Quartierplan (QP 3) lässt noch auf sich warten.
Der QP 1, der den Bereich zwischen dem «Cheesmeyer» und der Bahnhofstrasse sowie zwischen der Postgasse und dem Gartenweg umfasst, ist nur noch aufgrund seiner Bezeichnung die Nummer 1: Bereits 15 Jahre ist es her, seit die Ciag Cheesmeyer Immobilien AG mit Teilhaber und Architekt Robert Häfelfinger die Entwicklung dieses Areals an die Hand genommen hat. Gestern Abend nun hat die Ciag zusammen mit den beteiligten Planern und Vertretern der Gemeinde den nunmehr fünften Entwurf für die Gestaltung des Areals öffentlich vorgestellt.
Die Präsentation erfolgte nach Redaktionsschluss der «Volksstimme». Der 93-jährige Robert Häfelfinger und sein Sohn Robert junior, ebenfalls Architekt, gewährten der «Volksstimme» vorgängig einen Einblick in das Konzept.
Entwickelt haben es Otto Partner Architekten (Liestal), Jermann Raumplanung (Arlesheim), PG Landschaften (Sissach) und Häfelfinger Architekten. «In diesem Stadium geht es noch nicht um konkrete Nutzungen, Wohnungsgrössen oder Fassadengestaltungen, sondern um die Volumina und Anordnung der Baukörper», stellte Robert Häfelfinger junior vorab klar. Aus den Plänen geht ausserdem hervor, welche Gebäude im Quartierplanperimeter – anders als in früheren Planungen – ganz oder teilweise erhalten werden sollen: der frühere Gasthof Bären, in dem sich heute die Bar Lounge 11 befindet, das Kult-Pub Oliver Twist sowie der «Schlauch», ein früheres Lagergebäude des «Cheesmeyer»- Warenhauses.
Bestehendes erhalten
Abgerissen werden laut der neuesten Planung einzig der angebaute Teil des «Schlauchs» sowie die beiden eingeschossigen Anbauten am «Bären», die heute von der Bar Lounge 11 genutzt werden. Der Erhalt des Ensembles aus «Bären», «Twist» und zweier geschützter Bäume sei ein Anliegen sowohl der kantonalen Denkmal- und Heimatschutzkommission (DHK) als auch mehrerer Personen, die am Mitwirkungsverfahren teilgenommen haben, erklärt Robert Häfelfinger senior. Im Gegenzug sei für die geplanten Neubauten auf dem Areal eine etwas höhere Nutzung gewährt worden.
Die Planung sieht drei neue Gebäude mit Flachdach vor: eines mit drei, eines mit vier und eines mit fünf Stockwerken. Jenes mit der grössten Grundfläche befindet sich direkt gegenüber dem Ausgang des Bahnhofs. Es verfügt über ein Parterre mit einem Doppelgeschoss, was sehr hohe Räume erlaubt, und zwei obere Stockwerke. Das höchste Gebäude befindet sich an der Ecke Bahnhofstrasse/Gartenweg. Mit seinen fünf Etagen soll es 17 Meter hoch werden. Damit wird die Auflage der DHK erfüllt, dass der «Cheesmeyer» mit seinen rund 25 Metern Giebelhöhe das dominierende Gebäude in diesem Dorfteil bleibt, erklärt Häfelfinger junior. Der dritte Baukörper mit drei Etagen befindet sich von der Bahnhofstrasse aus gesehen hinter dem zweiten Neubau am Gartenweg.
Parkiert wird unterirdisch auf drei Ebenen. Vorgesehen sind insgesamt rund 120 Parkplätze. An einem der drei Parkdecks sei die Gemeinde interessiert, sagen die Architekten. Der Fussgänger-Ausgang von der Tiefgarage ist laut Plan in Gebäude drei in den Gartenweg vorgesehen, nur wenige Meter von der Begegnungszone entfernt. Die überdachte Einfahrt in die Tiefgarage befindet sich in der Postgasse hinter dem «Bären», die Ausfahrt in der Rössligasse. Das bedeutet, dass ein Durchgang zur Tiefgarage der im Bau befindlichen «Rössligarten»-Siedlung hergestellt werden soll. Für die «Rössligarten»-Tiefgarage würde dann dieselbe Verkehrsführung gelten. Auch ober- und unterirdische Veloabstellplätze sind geplant.
Im Aussenraum sind mehrere öffentlich nutzbare Plätze mit Bäumen sowie einem Brunnen vorgesehen, die gesamte Aussenfläche soll sickerfähige Beläge erhalten.
Mehrzweckraum als Option
Für die Nutzung der drei neuen und der zu sanierenden, bestehenden Bauten gibt es bisher lediglich Ideen: Die Häfelfingers sprechen von «Dienstleistung» in den Erdgeschossen, was Läden, Gastronomie oder Praxen bedeuten kann. Robert Häfelfinger senior schwebt ausserdem ein grosser, doppelgeschossiger Mehrzweckraum für Versammlungen, Konferenzen und Kultur vor, der bis zu 300 Personen Platz bietet. In den oberen Stockwerken können sie sich weitere Räumlichkeiten für Dienstleistung sowie Wohnungen vorstellen.
Auf die Frage nach den Investoren für die Überbauung, erklärt Robert Häfelfinger junior, dass für einen Teil Partner gesucht würden, aber nicht für alles. Dafür sei es aber noch zu früh: «Zuerst muss ein bewilligter Quartierplan vorliegen. Vorher hat es keinen Zweck, mit Investoren zu sprechen.»
Bis es so weit ist, sind noch mehrere Hürden zu nehmen. Bereits grünes Licht zum vorliegenden Entwurf gegeben haben laut Häfelfinger junior die Denkmal- und Heimatschutzkommission, die kantonale Arealbaukommission, der Sissacher Gemeinderat sowie die Sissacher Bau- und Planungskommission. Mit der gestrigen Präsentation möchten die Planer die Bevölkerung «abholen» sowie Ideen aufnehmen, und diese gegebenenfalls ins Projekt einfliessen lassen: Häfelfinger junior spricht von «einer Art vorgezogenem Mitwirkungsverfahren», damit nicht an der Bevölkerung vorbeigeplant werde.
Weitere Architekten gestalten mit
In einem nächsten Schritt wird die Gestaltung der Baukörper und des Aussenraums definiert. Dies erfolgt in einem sogenannten Workshop-Verfahren mit weiteren Spezialisten und Fachplanern. In gut einem Jahr hofft die Ciag auf die Freigabe des Richtprojekts durch den Gemeinderat, worauf das Mitwirkungsund anschliessend das Quartierplanverfahren folgen. Nach aktuellem Fahrplan soll der QP 1 im Frühling 2027 vor die Gemeindeversammlung kommen.
Der QP 3 (Tobler-Areal) macht ebenfalls Fortschritte. Laut Gemeindepräsident Peter Buser wurde das angepasste Wettbewerbsprojekt im Dezember der DHK und der Arealbaukommission vorgelegt. Zum Inhalt des Treffens macht Buser keine Angaben. Wahrscheinlich ist, dass der 28 Meter hohe Turm, an dem die DHK Anstoss genommen hat, mittlerweile «gestutzt» worden ist.