«Mutter stand mit dem Besenstiel mittendrin»
17.01.2025 Bezirk Waldenburg, Baselbiet, Kultur, EptingenHeinz Schwander präsentiert ganz inoffiziell seine Memoiren
«Gastgeber aus Leidenschaft» lautet der Titel des Buchs, mit dem der frühere Geschäftsführer des «Bad Eptingen» sein Leben feiert. Er habe einfach viel Glück gehabt, meint Heinz ...
Heinz Schwander präsentiert ganz inoffiziell seine Memoiren
«Gastgeber aus Leidenschaft» lautet der Titel des Buchs, mit dem der frühere Geschäftsführer des «Bad Eptingen» sein Leben feiert. Er habe einfach viel Glück gehabt, meint Heinz Schwander. Seine Erinnerungen und Anekdoten zeigen aber, dass oft Voraussicht und Sorgfalt die Grundlage für seinen Erfolg waren.
Peter Sennhauser
Es ist im Eigenverlag erschienen und liegt in keiner Buchhandlung auf: Hotelier Heinz Schwander vom «Bad Eptingen» hat in einem Buch von rund 140 Seiten seine Memoiren festgehalten, ohne dass er an ein bestimmtes Publikum dachte: «Ich bin einfach immer wieder aufgefordert worden, die vielen Geschichten, die ich erlebt habe, aufzuschreiben.»
Wer ausschliesslich Anekdoten über illustre Gäste und Schwanders resolute Mutter erwartet, wird eines – sehr viel – Besseren belehrt. Schwander ist es zusammen mit der Hemmiker Autorin Barbara Paulsen Gysin gelungen, seine ganze Lebensgeschichte ebenso unterhaltsam wie lehrreich zu erzählen, wie er es gerne persönlich tut.
Die Chronologie ist die der Familie Schwander, und dabei wird auch der Vater ausgiebig gewürdigt, der letztlich mit der erfolgreichen «Linde» in Eptingen und danach mit dem keineswegs risikofreien Kauf des Bades zusammen mit seiner zweiten Frau in den 1950er-Jahren den Grundstein für alles gelegt hat.
Heinz erinnert sich an einen liebevollen, geschäftigen Vater, der als Metzger, Wirt und Jäger einen prägenden Eindruck machte, auch mit den archaischen Gebräuchen der Waidmänner, nach der Jagd die Tiere auszuweiden, das Blut zu trinken oder damit die Sauce zu kochen: Für ihn furchtbar, er esse selber bis heute kein Wild, sagt der gelernet Koch und Hotelier: «Im Bad Eptingen bereiten wir keine Sauce mehr mit Blut zu», aber natürlich stehe im Herbst Wild auf der Speisekarte.
Schwander bezeichnet sich als Glückspilz, obwohl seine Familie vor Schicksalsschlägen nicht verschont blieb. Neben der einen Schwester, die den zweiten Geburtstag nicht erlebte, verstarb auch sein Vater unerwartet mit 50 Jahren an einer Hirnblutung – und das kurz nachdem die Eltern das Bad Eptingen gekauft hatten. Seine Mutter, habe man in deren katholischer Verwandschaft gemunkelt, sei damit für die Heirat mit einem reformierten, geschiedenen Mann bestraft worden. Die damals 36-Jährige aber liess sich nicht beirren und arbeitete am Erfolg des Lokals, das dank des Autobahnbaus rasch zu einem Zentrum für die Hunderten Gast- und Schweizer Bauarbeiter in Eptingen wurde.
S Bad-Bethli schaut zum Rechten
«S Mami» hätten diese Elisabeth genannt, weil auch der kleine Heinz sie so nannte. Dieses Mami aber wusste genau, was es wollte. Davon zeugen nicht nur die legendären Geschichten um das resolute «Bad-Bethli», von denen etliche in Schwanders Buch vorkommen.
Etwa, dass sie gelegentlich zwischen irgendwelchen Hitzköpfen schlichten musste. Einmal sei es nach einem Turnfest zu einer regelrechten Massenschlägerei gekommen. «Mutter stand mit einem Besenstiel mittendrin und versuchte zu schlichten», schreibt Schwander im Kapitel «Ein Hauch wilder Westen».
Auch ihre Entscheidungen für den Sohn zeugen von Entschlossenheit und Weitsicht. Statt den 12-Jährigen auf den wegen der Baustelle gefährlichen Schulweg in die Real nach Sissach, schickte sie ihn nach Montreux an ein internationales Internat. Bedingung: Es durfte nicht katholisch sein. Dort lernte Heinz als einziger Schweizer nicht nur perfekt Englisch und Französisch, sondern knüpfte dank Klassenkameraden aus aller Herren Länder die ersten internationalen Beziehungen.
Es war die Rezeptur für das, als was sich Schwander heute selber sieht: Ein weltoffener Mensch mit einer tiefen lokalen Verwurzelung. Bevor er aber mit seiner Mutter zusammen aus dem «Wilden Westen» des «Autobahnbau-Bades» den strahlenden Landgasthof machte, absolvierte Schwander weitere Stationen mit der Lehre als Koch im Hotel Palace in Gstaad und den Wanderjahren in etlichen feinen Häusern in Genf: Hier hat er gelernt (und erzählt das sehr unterhaltsam in vielen Beispielen), dass auch wichtige und berühmte Persönlichkeiten nur Menschen sind – und meist die angenehmeren als irgendwelche Möchtegern-Promis.
Aus der Welt zurück in Eptingen
Schliesslich absolvierte Schwander in Luzern die Hotelfachschule und kehrte danach zurück ins Baselbiet. Aber Wurstsalat und Schnitzel mit Pommes waren nicht seine Vorstellung des Gasthofs Bad Eptingen: Zusammen mit seiner Mutter renovierte er den Betrieb von Grund auf und gab ihm das Antlitz, das er heute noch hat. Sein Vorbild? «Der ursprüngliche ‹Engel› in Liestal, das war für mich das Ideal eines Landgasthofs.»
Und das Erfolgsrezept? Es ist der Titel des Buchs: Man müsse Gastgeber sein, und zwar aus Leidenschaft, dem Haus ein Gesicht geben und für die Gäste präsent sein. Das war und ist Schwander jedenfalls. Mit seinem Buch, in dem er seine Familie, die Mitarbeitenden und natürlich seinen langjährigen Partner Stefano Spata ausgiebig würdigt, verabschiedet er sich nicht ganz aus dem Bad – er hat ein lebenslanges Gastrecht. Aber insgesamt macht das Werk doch den Eindruck einer emotionalen Verarbeitung der persönlichen Geschichte.
Heinz Schwanders Memoiren «Gastgeber aus Leidenschaft – Das Leben eines passionierten Gastronomen» gibt es ausschliesslich im Direktverkauf im Bad Eptingen zu erwerben.