Keine tägliche Briefzustellung?
02.02.2024 Bezirk Sissach, Umfragen, Abstimmungen, Gelterkinden, Gemeinden, Sissach, RegionPost will nur noch an drei Wochentagen Briefe zustellen
Der Grundversorgungsauftrag der Post muss angepasst werden, da er den heutigen Anforderungen nicht mehr entspricht. So sollen unter anderem Briefe nur noch an drei Tagen in der Woche zugestellt werden. Was halten Postkundinnen und ...
Post will nur noch an drei Wochentagen Briefe zustellen
Der Grundversorgungsauftrag der Post muss angepasst werden, da er den heutigen Anforderungen nicht mehr entspricht. So sollen unter anderem Briefe nur noch an drei Tagen in der Woche zugestellt werden. Was halten Postkundinnen und -kunden davon?
Sander van Riemsdijk
Am Mittwoch hätte die Landesregierung über Bundesrat Albert Röstis Zukunftspläne für die Post beraten sollen: Vorgesehen hatte er eine Abschaffung der A-Post ab 2030 sowie eine Postzustellung an nur noch drei anstatt fünf Tagen pro Woche. Diese Entscheidung wurde nun vertagt.
Der jetzige Grundversorgungsauftrag sieht vor, dass die Post Briefe und Pakete an mindestens fünf Wochentagen und die abonnierten Tageszeitungen an sechs Tagen zustellt. A-Briefe müssen am Folgetag zugestellt werden, B-Briefe nach höchstens drei Tagen. Das sollte sich laut Rösti ändern. Im Jahr 2030 soll die Zustellungsgeschwindigkeit auf dem Niveau der heutigen B-Post standardisiert werden.
Im Bericht der Expertenkommission unter der Leitung der früheren Aargauer FDP-Ständerätin Christine Egerszegi steht, dass die Briefzustellung 2030 ein Defizit im dreistelligen Millionenbereich aufweisen wird, sollte der Grundversorgungsauftrag nicht angepasst werden. Dies, da viele Menschen zunehmend die digitalen Kanäle nutzen.
Die zur Debatte stehenden Veränderungen sind in vielen europäischen Ländern längst Alltag. Sind wir in der Schweiz verwöhnt? Die «Volksstimme» ging vor den Poststellen Sissach und Gelterkinden auf Antwortensuche: «Ja», sagt der 66-jährige Zunzger Ettore Candolfi. «Es ist nur eine Einstellungssache. Wir haben uns halt daran gewöhnt. Ich hätte mit der Umstellung auf drei Tage keine Probleme.» Auch wenn die Mehrheit der Befragten angaben, den heutigen Service beibehalten zu wollen, gab es doch einige, die sich Candolfi anschlossen: «Wir sind verwöhnt», sagt die 45-jährige Anita Morina aus Gelterkinden. «Für mich wäre eine Zustellung an drei Tagen völlig in Ordnung.»
Die 33-jährige Maria Jurit aus Sissach ist anderer Meinung. «Ich fände eine Umstellung auf drei Tage nicht toll. Vor allem, wenn man eine Stelle hat mit unregelmässigen Arbeitszeiten. Es sollte so bleiben, wie es ist.»
Schlechte Situation für Zeitungen
Die Paketversorgung soll weiterhin an den Wochentagen gewährleistet bleiben, eine Erhöhung auf sogar sechs Tage steht zur Diskussion. Dabei soll die Versorgung gesetzlich auf den nächsten Tag festgelegt werden und das Priority-Tempo zum Standard werden.
Diese Verbesserung gleiche aber die Nachteile der zur Debatte stehenden neuen Briefzustellung nicht aus, findet Zorka Abadzic (56) aus Sissach. «Der Abbau beim Service public schreitet trotzdem stetig voran. Alles geht zu. Ich bin damit nicht einverstanden.»
Hinfällig werde im Sog der Umstellungen auch die Verpflichtung zur Tageszustellung von abonnierten Zeitungen ab 2030. Etwas zu viele Veränderungen auf einmal, findet der 20-jährige Justin Thüring aus Gelterkinden. «Wenn möglich soll wenigstens die Briefzustellung an den Wochentagen beibehalten werden.» Ein 63-jähriger Gelterkinder, der anonym bleiben möchte, ist gleicher Meinung: «Gar keine gute Idee. Es sollte so bleiben wie bisher. Beim Service public sollte nicht noch mehr abgebaut werden.»
Für die Umsetzung der Vorschläge sei eine Revision des Postgesetzes notwendig. Zudem müsse die Post ihre Strukturen und Abläufe entsprechend anpassen. Bevor die Umstellung auf nur noch drei Tage Briefzustellung umgesetzt wird, kann es also noch dauern.