«Es gibt schlicht zu wenig Förster»
31.10.2025 Bezirk Sissach, Gemeinden, Baselbiet, Natur, RothenfluhFörster Andreas Koch leitet neu das Forstrevier Ergolzquelle
Nach fast vier Jahrzehnten geht Markus Lüdin in Pension. Sein Nachfolger Andreas Koch leitet neu beide Forstreviere Ergolzquelle und Farnsberg und setzt auf mehr Zusammenarbeit.
Elmar ...
Förster Andreas Koch leitet neu das Forstrevier Ergolzquelle
Nach fast vier Jahrzehnten geht Markus Lüdin in Pension. Sein Nachfolger Andreas Koch leitet neu beide Forstreviere Ergolzquelle und Farnsberg und setzt auf mehr Zusammenarbeit.
Elmar Gächter
Fast 40 Jahre lang hat Markus Lüdin die Wälder rund um Rothenfluh gepflegt, gestaltet und geprägt. Als junger Förster begann er in Rothenfluh, nach und nach kamen Anwil, Oltingen, Hemmiken, Ormalingen und Wenslingen hinzu. Im Jahr 2000 wurden sie zum Forstrevier Ergolzquelle zusammengeschlossen – einem Verbund, der 20 Jahre später in einen Zweckverband mit heute rund 1400 Hektaren Wald überführt wurde.
Ende September hat Lüdin die Leitung seines Reviers altershalber abgegeben. Sein Nachfolger ist Andreas Koch, seit dem Jahr 2023 Betriebsleiter des benachbarten Forstreviers Farnsberg, das sieben Gemeinden mit ebenfalls rund 1400 Hektaren Wald umfasst. Mit seiner neuen Doppelrolle wird die bereits bestehende Zusammenarbeit der beiden Zweckverbände weiter gestärkt. «Wir bleiben aber zwei unabhängige Forstreviere», betonen Lüdin und Koch. Ob es eines Tages zu einer Fusion kommt, sei derzeit offen.
Die Übergabe sei nicht aus Spargründen erfolgt, hält Markus Lüdin fest. «Beide Forstreviere schreiben schwarze Zahlen. Die Stelle wurde extern ausgeschrieben, doch es gibt schlicht zu wenig Förster auf dem Arbeitsmarkt». Die frei gewordene Försterstelle wurde neu mit einem Forstwart-Vorarbeiter besetzt, der sich zu je 50 Prozent in beiden Revieren um die Leitung der Holzproduktion kümmert. Der mehrjährige Vorarbeiter des Farnsbergs leitet künftig auch den Bereich Dienstleistungen für beide Betriebe. Ziel sei es, erklärt Koch, das Personal vermehrt überbetrieblich einzusetzen und Synergien zu nutzen.
Trotz des Generationenwechsels bleibt die bewährte Waldbewirtschaftungs-Philosophie bestehen. «Die Herausforderungen sind in beiden Forstrevieren ähnlich», sagt Koch. Besonders die Klimaerwärmung setze Baumarten wie Weisstannen und Buchen stark zu. Strategien zum Umgang mit diesen Erkenntnissen werden eng mit dem Amt für Wald und Wild abgestimmt. Wirtschaftlich sei es sinnvoll, künftig grössere Holzschläge zu planen.
Neues Waldbaukonzept
Lüdin erinnert sich: «Als ich 1987 mein Amt in Rothenfluh angetreten habe, bestand der Wald zu 60 Prozent aus Nadelholz und zu 40 Prozent Laubholz. Heute ist es umgekehrt.» Andreas Koch ergänzt, dass besonders die Buchenbestände überaltert sind. «Sie leiden wie die Weisstanne stark unter Trockenheit. Wir setzen deshalb zunehmend auf trockenheitsresistente Arten wie Linde, Eiche, Föhre oder Ahorn.»
Beide Fachleute sprechen sich für ein neues Waldbaukonzept aus, welches das Ernten von Bäumen bereits bei kleineren Stammdurchmessern zulässt. Koch befürwortet zudem eine Verkürzung der Umtriebszeiten auf 80 bis 100 Jahre.
Auch in Zukunft sollen beide Forstreviere klassische Holzproduktionsbetriebe bleiben. «Unsere Wälder bieten sowohl von der Lage als auch vom Boden her eine gute Grundlage zum wirtschaftlichen Handeln», sagt Koch. Dennoch wolle man sich breiter aufstellen und bei Dienstleistungen ausbauen – etwa im Unterhalt der Waldstrassen, deren Netz in beiden Revieren zusammen rund 360 Kilometer umfasst.
Für Andreas Koch ist die Übernahme der Leitung des Forstreviers Ergolzquelle eine anspruchsvolle Aufgabe. «Das war ein grosser Brocken. Den administrativen Aufwand habe ich anfänglich etwas unterschätzt. Die Arbeit im Wald ist für alle emotional intensiv und sehr vielfältig, und den Ansprüchen anderer gerecht zu werden ist nicht immer einfach.» Gleichzeitig blickt er optimistisch nach vorn: «Ich freue mich darauf, künftig auch wieder mehr Zeit für meine eigentlichen Kernaufgaben im Wald zu haben.» Der 31-Jährige wohnt in Langenbruck, hat die Försterschule in Lyss absolviert und kam im Jahr 2023 als Betriebsleiter zum Forstrevier Farnsberg.
Markus Lüdin bleibt dem Revier mit einem Pensum von 40 Prozent vorerst erhalten und unterstützt den Übergang. «Als Revierförster kann man sichtbar etwas bewirken, auch wenn die Bäume einmal weg sind», blickt er auf seine lange Amtszeit zurück und lacht, «wir schaffen ja immer wieder Neues.» Der 65-Jährige aus Gelterkinden begann seine Karriere einst als Forstwart-Lehrling in Rothenfluh, ist ebenfalls ein Absolvent der Försterschule in Lyss. Zu den Höhepunkten seiner Laufbahn zählt Markus Lüdin die Auszeichnung mit dem Binding-Preis 1995 für vorbildliche Waldpflege im damaligen Forstrevier Rothenfluh/Anwil.
Weniger gern erinnert er sich an den Orkan Lothar, der 1999 allein in seinem Revier 30 000 Kubikmeter Holz zu Boden legte. «Im Nachhinein hat sich gezeigt, dass selbst das Chancen bot, denn Teile des Waldes waren damals stark überaltert.» Besonders dankbar ist Lüdin dafür, dass sich in all den Jahren – auch bei der Ausbildung von Lernenden – kein sehr schwerer Unfall ereignet hat.

