«Es braucht Vorwärtsprojekte»
05.08.2025 Bezirk Waldenburg, Finanzen, Baselbiet, Bauprojekte, WaldenburgEin Parkhaus soll das «Stedtli» attraktiver machen
Die finanzielle Schieflage von Waldenburg zwingt die Gemeinde, überall den Rotstift anzusetzen. Gleichzeitig braucht das «Stedtli» Perspektiven, die neue Steuerzahler anziehen könnten. Nun ...
Ein Parkhaus soll das «Stedtli» attraktiver machen
Die finanzielle Schieflage von Waldenburg zwingt die Gemeinde, überall den Rotstift anzusetzen. Gleichzeitig braucht das «Stedtli» Perspektiven, die neue Steuerzahler anziehen könnten. Nun präsentiert der Gemeinderat eine alte Idee: ein Parkhaus.
Nikolaos Schär
Waldenburg steht finanziell unter Druck. Um die Finanzen wieder ins Lot zu bringen, musste die Gemeinde auf Druck des Kantons die Steuern erhöhen, und das, obwohl sie bereits den höchsten Steuerfuss im Kanton aufweist (die «Volksstimme» berichtete). Zudem muss in verschiedenen Bereichen gespart werden. Doch alleine mit dem Rotstift lassen sich kaum neue Steuerzahler ins «Stedli» ganz hinten im Waldenburgertal locken. Der Gemeinderat versucht deshalb auch Szenarien zu entwickeln, wie sich der Ort attraktiver machen lässt.
In ihrer «Carte blanche» in der «Volksstimme» vom vergangenen Donnerstag schrieb Gemeindepräsidentin Andrea Sulzer – notabene eine Grünen-Politikerin –, dass man eine alte Idee wieder aus der Schublade hervorgeholt habe: Ein Parkhaus unter dem Schulhausplatz, mit dem die Gemeinde die öffentlichen Parkplätze bei der Gemeindeverwaltung und beim Adelberg (im «Stedtli») aufheben könnte, um mehr öffentlichen Raum zu schaffen. «Mit einer Begegnungszone könnten wir das ‹Stedtli› wohntechnisch weiterentwickeln», sagt Sulzer. Die Parkplatzsituation sei bereits heute angespannt, betont die Gemeindepräsidentin: «Müssen für Anlässe Parkplätze gesperrt werden, gibt es Unmut in der Bevölkerung.»
Wirklich ausgereift sei die Idee noch nicht, und bei der Frage der Finanzierung stellt Sulzer klar: «Wir brauchen Investoren, selber können wir das Projekt nicht stemmen.» Das Projekt sei grundsätzlich machbar, das hätten Architekten bereits in der Vergangenheit bestätigt. Nun gehe es darum, eine erste grobe Schätzung zu bekommen, wie teuer ein mögliches Parkhaus würde und was für Varianten bei der Ausgestaltung infrage kämen, so Sulzer.
Für das Gewerbe im «Stedtli», das nicht gerade mit Parkplätzen gesegnet ist, könnte die Idee durchaus attraktiv sein. So besitzt einzig das Restaurant Leue eine grössere Anzahl an eigenen Privatparkplätzen. Die öffentlichen Parkplätze (Gemeindeverwaltung, Feuerwehrmagazin, Schwimmbad und Friedhof) der Gemeinde werden künftig ohnehin nicht mehr kostenlos sein: An der letzten «Gmäini» sagten die Stimmberechtigten klar Ja zur neuen Parkraumbewirtschaftung (die «Volksstimme» berichtete). Die Umsetzung des neuen Reglements befindet sich in der Vorbereitung und ist laut Sulzer auf den 1. Januar 2026 terminiert. Die Parkplätze beim Adelberg werden ebenfalls gebührenpflichtig. Für die Gewerbetreibenden dürfe ein künftig parkplatzfreier Adelberg keine Einschränkungen bedeuten, so Sulzer.
Gemeinde am kürzeren Hebel
Neben einem Parkhaus, das laut Sulzer Symbolkraft für die Zukunftsperspektiven des «Stedtli» haben könnte, versucht der Gemeinderat, auch in anderen Bereichen vorwärtszuschauen. Mit der Umnutzung des ehemaligen Bezirksgerichts zu einem Kulturraum und einer möglichen Sanierung des Schlosses Waldenburg, das beschädigt ist, soll Waldenburg als Kulturstandort aufgewertet werden. Zugleich sei die Erweiterung des Wärmeverbunds in Kooperation mit der Adev in Abklärung und der Gemeinderat prüfe eine engere Zusammenarbeit mit den Nachbargemeinden, um gemäss Sulzer personelle Ressourcen zu bündeln.
«Es braucht diese Vorwärtsprojekte», sagt Sulzer. Das Beispiel der leer stehenden Revue Thommen zeigt jedoch anschaulich, dass die Handlungsspielräume des Gemeinderats beschränkt sind: «Wir müssen zuschauen, wie das Gebäude langsam verfällt, das stört uns sehr», sagt die Gemeindepräsidentin. Die Zusammenarbeit mit dem Eigentümer, der im Ausland wohnt, gestaltet sich schwierig. Trotz verschiedener Gespräche mit Interessenten befinde sich der Gemeinderat hier am kürzeren Hebel, so Sulzer.