Ein Jahrhundert im Einsatz
25.03.2025 Bezirk Waldenburg, Baselbiet, Region, Gemeinden, Natur, Gesellschaft, OberdorfVerschönerungsverein feiert Jubiläum und braucht neue Vorstandsmitglieder
Der Verschönerungsverein Oberdorf und Liedertswil wird dieser Tage 100-jährig. Ein offizieller Festakt, zu dem auch die Bevölkerung eingeladen ist, findet im September statt. Um auch in ...
Verschönerungsverein feiert Jubiläum und braucht neue Vorstandsmitglieder
Der Verschönerungsverein Oberdorf und Liedertswil wird dieser Tage 100-jährig. Ein offizieller Festakt, zu dem auch die Bevölkerung eingeladen ist, findet im September statt. Um auch in Zukunft Einsätze leisten zu können, braucht es frisches Personal.
Sander van Riemsdijk
Sie pflegen mit Herzblut und grossem Engagement die Umgebung, führen kulturelle Anlässe durch, realisieren touristische Projekte und schmücken die beiden Dörfer: die 19 Mitglieder des Verschönerungsvereins Oberdorf und Liedertswil (VVOL). Am 28. März 1925 unter dem Namen Verkehrs- und Verschönerungsverein Oberdorf mit dem Zweck gegründet, sich um den Schutz der Naturschönheiten in Oberdorf und Umgebung zu kümmern, schreibt er sich seit 2016 unter dem neuen Namen die Pflege der Wanderwege mit ihren Rastplätzen und Brücken auf die Vereinsfahne.
Der 77-jährige, in Thürnen aufgewachsene Peter Ramseyer – «Rämsi» genannt – war 28 Jahre lang als Aktuar und die vergangenen drei Jahre als Vize-Präsident tätig. Er ist Herz und Seele sowie die treibende Kraft des Vereins. Bei ihm im Büro in Oberdorf laufen sämtliche Fäden zusammen. Er führt minutiös Buch, organisiert sowie koordiniert die vielen Einsätze und behält den Überblick, wobei sich Hanspeter Schweizer für die Planung der Arbeitseinsätze verantwortlich zeigt.
Der Verschönerungsverein ist Ramseyers Lebenswerk. Doch: Seit drei Jahren ist die Stelle des Präsidenten vakant. Warum er das Präsidium nicht übernehme, begründet er wie folgt: «Ich bin schlicht zu alt für diese Aufgabe, es sollten jüngere Kräfte den Verein in die Zukunft führen.» Ramseyer fügt mit einem Hauch von Resignation an: «Nur erweist sich die Suche als schwierig. Niemand zeigt Interesse, den Verein ehrenamtlich zu führen.»
Dankbarkeit als Lohn
Der Verein nimmt in Oberdorf und Liedertswil einen wichtigen Platz ein. Mit seinen monatlich zwei bis drei Einsätzen und jährlich mehr als 1000 Einsatzstunden sorgt er nicht nur für den Unterhalt der Dörfer und ihrer Landschaft, sondern vereint auch die Bevölkerung. «Wir setzen uns für die Ortsverbundenheit und das Zusammenleben ein. Und das seit 100 Jahren», sagt Ramseyer. Diese Leistung werde in einer schnelllebigen Zeit von der Bevölkerung wahrgenommen und sehr geschätzt, wie der Vize-Präsident weiter ausführt. «Unser Lohn für die Einsätze ist die Dankbarkeit der Menschen.»
Voraussetzung für eine Vereinsmitgliedschaft sei die Bereitschaft, ehrenamtlich bzw. gegen eine kleine Vergütung Sinnvolles für die Gemeinschaft zu verrichten, meint Ram seyer. «Ebenso soll man Freude an der Natur und an der Kameradschaft haben und ein gewisses Mass an Sozialkompetenz mitbringen. Etwas handwerkliches Geschick ist auch von Vorteil, jedoch nicht zwingend.» Finanziert wird der Verschönerungsverein von fast 400 Gönnern, freiwilligen Spenden, Legaten sowie Gemeinde- und Mitgliederbeiträgen.
Vielfältig sind die Bereiche, die der Verschönerungsverein neben den regelmässigen Festanlässen abdeckt. Dazu gehört nicht nur der Unterhalt von 32 Kilometern Wanderwegen, mehr als 30 Kilometern Nordic-Walking-Routen, 92 Bankanlagen, 9 Rastplätzen, 6 Brücken sowie 9 mit Geranien bestückten Brunnen. Aufgabe der Vereinsmitglieder ist auch die Mithilfe bei Anlässen – sei es bei der Sekundarschuleinweihung, der Einweihung der Gemeindeverwaltung und des Feuerwehrmagazins, bei Vereinswettkämpfen, den kantonalen Musikvereinstagen oder dem Empfang von Vereinen bei eidgenössischen Festen. Zudem wird seit 1995 jedes Jahr am Wintenberg das 1.-August-Kreuz aufgestellt und alle zwei Jahre führt der Verschönerungsverein den Banntag in den beiden Dörfern durch.
Hauptaufgabe des Vereins bleibt aber der Unterhalt der Wanderwege, der jeweils in Gruppen von acht bis neun «Aktiven» mit Unterstützung ihrer Kinder ausgeführt wird. Die Jahreshighlights sind seit 2018 die gemeinsamen Einsätze mit Mitarbeitern des Weltkonzerns De-Puy Synthes, dessen Wurzeln in Oberdorf liegen.
«Das Jubiläum wird das ganze Jahr gefeiert», sagt Peter Ramseyer. Höhepunkte werden die Vereinsreise im Juni und das Jubiläumsfest im September für die Bevölkerung auf dem Schulhausplatz sein.
Aderlass im Vorstand
An der Jubiläums-Generalversammlung vom vergangenen Freitagabend konnte Ramseyer im Restaurant Tschoppenhof in Liedertswil rekordverdächtige 36 Personen begrüssen. Und stellte dabei amüsiert fest, dass kein Gründungsmitglied dabei war. Mit grosser Zufriedenheit kann der Verein auf ein gelungenes Jahr 2024 mit vielen Einsätzen zurückblicken. Sämtliche Geschäfte wurden von den Versammlungsmitgliedern einstimmig angenommen, ebenso die Rechnung 2024 und das Budget 2025. Finanziell steht der Verein auf stabilen Füssen.
Ein Wermutstropfen war die Mitteilung von Ramseyer, dass er – zusammen mit vier weiteren Vorstandsmitgliedern und den beiden Revisoren – auf Ende des aktuellen Vereinsjahrs demissionieren werde. Damit steht der Verein am Anfang seines zweiten Jahrhunderts auf Vorstandsebene vor grossen Herausforderungen.