Dem Tunnelprojekt fehlt das Geld
28.02.2025 Bezirk Waldenburg, Bauprojekte, Natur, Gemeinden, Gesellschaft, ReigoldswilDas Projekt «Wasserfallentunnel» des Grenchner Hobbyarchäologen Elias Vogt erfährt einen Rückschlag: Kurz vor Abschluss des bereits verlängerten Crowdfundings für die Sondierbohrung in Reigoldswil ist weniger als ein Drittel des Mindestbetrags ...
Das Projekt «Wasserfallentunnel» des Grenchner Hobbyarchäologen Elias Vogt erfährt einen Rückschlag: Kurz vor Abschluss des bereits verlängerten Crowdfundings für die Sondierbohrung in Reigoldswil ist weniger als ein Drittel des Mindestbetrags zusammengekommen.
Yanis Gaignat
80 Meter tief im Berg ist es stockdunkel: Nur der enge Lichtstrahl einer Taschenlampe beleuchtet das Ende des Stollens. Dort sind Bohrlöcher zu sehen, und es scheint, als wäre dieser Ort von heute auf morgen verlassen worden. Und so ist es auch. «Abgekapselt zu sein an einem Ort, der einen ins Jahr 1875 zurückversetzt, ist ein magisches Gefühl», sagt Elias Vogt, und meint den Tunnelbau in der Gemeinde Reigoldswil vor 150 Jahren. Hier sollte die Zugstrecke Basel–Bern entstehen, aber das Unternehmen scheiterte spektakulär.
Erst vor Kurzem hat Vogt (29) die Pläne und danach die Stollen der einstigen Baustelle wiederentdeckt (die «Volksstimme» berichtete). Daraufhin lancierte der Jungunternehmer und Hobbyhistoriker sein Projekt für den Sondierstollen im Tunnel. Dieses hat laut SRF auch den Segen der Kantonsarchäologien Solothurn und Baselland.
Jetzt scheint das Projekt frühzeitig ein Ende zu finden. Trotz zugesicherter Mittel von Gemeinden und Organisationen in Höhe von rund 14 000 Franken verpasst Vogt sein Finanzierungsziel von mindestens 35 000 Franken im Crowdfunding um mehr als zwei Drittel. Vogt rechnet selber mit Kosten von rund 50 000 Franken für den Zugang zum Stollenende, Bohrung in den Tunnel, Ablassen des Wassers und Kameraerkundung des Inneren. Drei Tage vor Sammlungsende sind auf der Website «lokalhelden.ch» etwas über 8000 Franken zusammengekommen. Die Sammelfrist läuft bis morgen Samstag.
Effizienter ohne Smartphone
Jetzt muss Initiant Vogt neue Wege finden, um das Vorhaben noch zu realisieren. Das ist nichts Neues für ihn. Aufgewachsen in einer grossen ehemaligen Uhrenfabrik direkt am Bahnhof Nord in Grenchen, reisst der umtriebige Geschichtsforscher und Landschaftsschützer ein Projekt nach dem anderen an. Den Wasserfallentunnel bezeichnet er als Hobby: Vogts Wohnort gäbe es gar nicht, wenn die Bahnstrecke gebaut worden wäre. Deswegen war Vogt schon als Kind mit diesem Eisenbahnprojekt vertraut und verbunden.
«Ich habe eine grosse Lebensfreude und kann mich für vieles begeistern», sagt Vogt. Das Geheimnis für seine vielseitige Tätigkeit? «Ich lebe ohne Smartphone», schreibt er auf der eigenen Website. Seiner Meinung nach fehlt unserer Gesellschaft das Verständnis, dass man für Geschichte ebenso wie für die Zukunft Feuer und Flamme sein kann.
Nach der Matur im Jahr 2014 absolvierte Vogt eine verkürzte Lehre als archäologischer Topograf und danach die Primarlehrerausbildung, die er 2018 abschloss. In dieser Zeit entwickelte er zudem eine Software zur Erstellung von digitalen Visualisierungen, mit denen er Landschafts- und Eisenbahnprojektionen erstellte. Auf solchen Arbeiten beruht seine heutige Firma Vogt Office GmbH.
Im Kampf gegen Windräder
Erfahrungen sammelte der erfolgreiche Leichtathlet schliesslich auch als Projektleiter für das neue Stadion des TV Grenchen von 2018 bis 2022.
Und als engagierter Landschaftsschützer übernahm er im Jahr 2023 das Hotel Chasseral als Eigentümer, wo das von ihm präsidierte «Schweizer Zentrum für Landschaft» seither seinen Sitz hat: Elias Vogt bekämpft damit – wie mit dem Verein «Freie Landschaft Schweiz», dessen Geschäftsführer und Präsident er ist – Windräder und Windturbinen.
Er hat zudem als Kampagnenleiter im Abstimmungskampf gegen das Solothurner Energiegesetz und im vergangenen Jahr gegen das nationale Stromgesetz gewirkt.
Diese vielseitige Tätigkeit mit verschiedenen Projekten, sagt der umtriebige Unternehmer selber, sei nur mit einem grossen Netzwerk und einem Team möglich. Das Hotel auf dem Chasseral etwa wird vom Geschäftsleiter André Götti geführt. Das gibt Vogt Zeit, sich weiter zu engagieren: Er ist Mitglied der Bau-, Planungs- und Umweltkommission der Stadt Grenchen.
Noch besteht Hoffnung
Vogt sagt von sich selber, er sei ein Radfreak, der die Schönheiten der Schweizer Landschaften und insbesondere des Juras gerne auch im Cabrio oder aber mit dem Mountainbike erfahre. Als Hobbyhistoriker brennt der Solothurner für Eisenbahnen und Standseilbahnen. «Hauptsache, typisch schweizerisch», beteuert er.
Das geringe Echo auf das Crowdfunding erklärt sich Vogt damit, dass die Leute keine Sicherheit und auch keine Gegenleistung für die Finanzierung des Sondierstollens bekämen wie bei anderen Projekten – etwa der Renovation eines Eisenbahnwaggons, der begehbar wäre.
Jetzt setzt Vogt seine Hoffnung auf die Mitarbeit von Freiwilligen, die mit Arbeitseinsätzen die fehlenden Finanzmittel aufwiegen sollen. Laut der Crowdfunding-Plattform «lokalhelden.ch» von der Raiffeisenbank könnte das Projekt neben den Geld- auch «Zeitspenden» annehmen. Dazu müsste diese Option aber von Vogt vorgeschlagen und von der Plattform geprüft werden: Er müsste den Geldwert einer gespendeten Stunde Zeit festlegen. Bei einem Fehlbetrag von rund 27 000 Franken ergäbe sich bei einem Stundenwert von 40 Franken über 660 Stunden Zeitspende. Die müssten bis Samstag um Mitternacht gesprochen werden.