Auch der «Radicant»-CEO nimmt den Hut
12.08.2025 Baselbiet, Region, Schweiz, Baselbiet, Wirtschaft, FinanzenAnton Stadelmann hat keine Lust auf Sparmassnahmen oder gar Abwicklung
Mitten im Politsturm rund um die Basellandschaftliche Kantonalbank und ihre Tochter «Radicant» verlässt der Kapitän das Schiff: CEO Anton Stadelmann tritt per Februar 2026 zurück – ...
Anton Stadelmann hat keine Lust auf Sparmassnahmen oder gar Abwicklung
Mitten im Politsturm rund um die Basellandschaftliche Kantonalbank und ihre Tochter «Radicant» verlässt der Kapitän das Schiff: CEO Anton Stadelmann tritt per Februar 2026 zurück – wegen «unterschiedlicher Vorstellungen über die Weiterentwicklung».
Peter Sennhauser
Eigentlich geht man in Zeiten zwischen zwei Chefs davon aus, dass neue Führungsleute auch neue Strategien definieren. Bei der Basellandschaftlichen Kantonalbank (BLKB) haben nach den Ankündigungen weiterer Abschreiber wegen der Tochterbank «Radicant» CEO John Häfelfinger und Bankratspräsident Thomas Schneider ihren sofortigen Rücktritt erklärt. Der «Radicant»- Verwaltungsratsvorsitzende Marco Primavesi soll seinen Posten per Ende Jahr räumen.
Alles offen also, was die Zukunft der BLKB-Tochter angeht? Mitnichten, glaubt offensichtlich der CEO der «Radicant», Anton Stadelmann: Er kündigt aufgrund «unterschiedlicher Vorstellungen über die Weiterentwicklung» seinen Abgang per Februar 2026 an. Denn er kann keineswegs auf einen frischen Start für sein bereits im operativen Geschäft tätiges Unternehmen hoffen.
Schon im Communiqué der BLKB vom 3. Juli, das mit der Nachricht vom Abschreiber in Höhe von 105 Millionen Franken den Stein ins Rollen brachte, wurde der Neo-Bank im Zürcher Seefeld «ein umfangreiches Kostenreduktions- und Effizienzprogramm» verpasst «sowie Veränderungen in der Governance und in der geschäftlichen Ausrichtung der ‹Radicant›- Gesellschaften» angekündigt. Die Rede ist von «neuen Zielen» für die Bank und der Einsitznahme von Matthias Kottmann, Geschäftsleitungsmitglied und Leiter Private Vermögens- und Finanzberatung der BLKB, in den bisher dreiköpfigen Verwaltungsrat der «Radicant».
Mit anderen Worten: Bei der – nach dem umstrittenen Kauf des Startups «Numarics» von einer hippen Online-Bank zum KMU-Dienstleister mutierenden «Radicant Holding SA» – bleibt kein Stein auf dem anderen.
Dass der Sitz nach Liestal verlegt werden sollte, war schon früher bekanntgeworden. Nachdem die Online Bank angesichts der trendigen Schweizer Konkurrenz wie «Yuh», «Zak» und «Yapeal» und internationalen Online-Giganten wie «Revolut» in ihrem dritten Geschäftsjahr mit gerade einmal 18 000 Kunden ihren Break-Even um weitere zwei Jahre nach hinten verschieben muss, dürfte in Liestal die Nervosität bis in die Finanzdirektion hinauf erhöht haben.
«Ende mit Schrecken»?
Am liebsten würde man die ungeliebte Tochter inzwischen wohl loswerden – wie es von den Grünen ebenso wie seitens der SVP verlangt wird. Einem Verkauf allerdings dürfte die viel zu kleine Kundenbasis im Wege stehen; der geplante Umbau zu einem KMU-Dienstleister mit der einverleibten «Numarics» dagegen würde zweifellos weitere Finanzspritzen benötigen.
Bleiben radikale Sparmassnahmen oder gleich die Abwicklung des vierjährigen Unternehmens, wie es der Bankenfachmann Peter V. Kunz im Interview mit der «Volksstimme» am 18. Juli forderte: «Der ‹Radicant›-Verlust entspricht nach meinem Kenntnisstand in etwa dem Anfangsinvestment, und ich sehe ökonomisch keinen Grund, weiterhin daran festzuhalten.» Und weiter: «Für einen Schlussstrich spricht auch, dass der Spiritus Rector bei ‹Radicant›, also der dortige Verwaltungsratspräsident, nun auch den Hut nimmt. Das Modell sieht nach einem Totalverlust aus.» Der Abgang des dritten CEO in der jungen Unternehmensgeschichte dürfte ein weiteres Zeichen dafür sein.
Hockenjos verlässt die Kantonalbank
vs. Auch bei der krisengeschüttelten Mutterbank der «Radicant», der Basellandschaftlichen Kantonalbank, kommt es zu einem weiteren prominenten Abgang: Chief Investment Officer (CIO) Fabienne Hockenjos verlässt das Unternehmen. Sie wechselt per September in die Geschäftsleitung von Rahn+Bodmer Co., der nach eigenen Angaben ältesten Privatbank der Schweiz in Zürich, wo sie die Leitung des Bereichs Financial Services übernimmt.