Hochsensibel – für Mensch und Tier
13.03.2020 Bezirk Sissach, Gelterkinden, Porträt, NaturMaya Bräm therapiert verhaltensauffällige Tiere
Maya Bräm hat eine Gabe. Als Hochsensible hat sie nicht nur zu Menschen einen besonderen Draht, sondern auch zu Tieren. Ihre Fähigkeit setzt sie bei der Behandlung von verhaltensauffälligen Vierbeinern ein.
Sabri ...
Maya Bräm therapiert verhaltensauffällige Tiere
Maya Bräm hat eine Gabe. Als Hochsensible hat sie nicht nur zu Menschen einen besonderen Draht, sondern auch zu Tieren. Ihre Fähigkeit setzt sie bei der Behandlung von verhaltensauffälligen Vierbeinern ein.
Sabri Dogan
Maya Bräm sitzt im «Tibits». Das vegetarische Restaurant ist ihr Lieblingsrestaurant in Basel. Etwas angespannt schaut sie in die Kamera der «Volksstimme». Sie freut sich auf das Gespräch und möchte Menschen Mut machen. Menschen, die wegen ihrer Sensibilität tagtäglich einer Achterbahn der Gefühle ausgesetzt sind. Sie kennt das.
Die langjährige Vegetarierin hat einen speziellen Bezug zu Tieren und ernährt sich deswegen fleischlos. Maya Bräm hat zudem eine Gabe, um die sie nicht viele beneiden. Das Phänomen dieser Gabe hat heute einen Namen: Bräm ist hochsensibel. Sie kann tierischen Patienten dank dieser Gabe und ihrer Ausbildung zur Verhaltenstierärztin helfen. Sie therapiert verhaltensauffällige Tiere.
Und wenn ein Tier ein Verhaltensproblem zeigt, leiden auch die Besitzer mit – somit arbeitet sie auch eng mit den Besitzern zusammen. Heute kann die schweizerisch-amerikanische Doppelbürgerin mit den immer wiederkehrenden Tausenden Gedanken und Emotionen besser umgehen. Der Weg zu einem glücklicheren Leben war aber beschwerlich.
Als Hochsensible fühlte sie mit, wenn es anderen schlecht ging. Sie konnte die Probleme der Mitschüler und ihrer Lieben nachempfinden. Ihre Emotionen waren immer sehr intensiv. Sie war stets in einer Anspannung. Keine Frage über das Leben war ihr zu viel. Von anderen fühlte sie sich bisweilen unverstanden: «Du fragst zu viel», «Du denkst zu viel», «Du fühlst zu viel». All dies war eine grosse Belastung für Bräm. Ein Unwohlsein entstand. Ihr Nervensystem kochte wegen Überlastung über. Sie schlitterte in eine Magersucht hinein. Niemand konnte sie richtig verstehen. Sie war von Selbstzweifeln geprägt, Versuchte ihre Gefühle zu bändigen, zu verstehen, wie die Welt funktionierte, und Fragen auf ihre Problematik zu erhalten.
Die Schwäche wird zur Stärke
Die Spezialisierung zur Verhaltenstierärztin half ihr, sich und die Umwelt besser zu verstehen. Sie hat dank dieser Ausbildung und der Auseinandersetzung mit ihrer Hochsensibilität enorm dazugelernt: «Das, was als Kind und Jugendliche eher negativ und als Schwäche gewertet wurde, kann ich nun in meiner Arbeit als Stärke einsetzen.» Heute ist ihre Gabe der Schlüssel zum Erfolg in ihrer Arbeit. So weit, dass sie die Hochsensibilität nun auch bei Tieren wissenschaftlich untersucht.
Bräm arbeitet Teilzeit an den Tierspitälern Zürich und Bern und praktiziert in der Region Sissach und Gelterkinden. «Es sind immer die schönsten und prägendsten Momente, wenn ich erleben kann, wie ein Tier und sein Halter wieder ein glückliches Leben führen können.» Herzergreifend und nährend seien diese Erfahrungen: «Wenn zwei Katzen sich angreifen und dann wieder friedlich nebeneinander leben können. Oder wenn ein Hund, der vor fremden Menschen Angst hat, nach meiner Behandlung entspannen kann, sich auf die Seite legt und die Besitzer vor Freude Tränen in den Augen haben. Das macht glücklich.» Ihr Beruf ist ihre Berufung. Im Herbst schliesst Bräm ihre Zusatzausbildung als «Verhaltenstierärztin mit Europäischem Examen» ab, und hofft dann auf mehr Aufträge und ein regelmässigeres Einkommen. Die Menschen sparen nicht bei körperlichen Gebrechen ihrer Tiere, sondern oft im psychischen Bereich. Dabei ist die seelische Gesundheit nicht minder wichtig für Bräm.
Verliebt in einen Metzgermeister
Bräm ernährt sich seit 34 Jahren fleischlos. Sie hat in ihrem Studium Schlachthöfe gesehen und sagt: «Nach dem Studium wurde mir eine Stelle in der Pathologie angeboten. Obwohl dies ein sehr spannender Bereich der Tiermedizin ist, habe ich mich für die Arbeit mit lebenden Tieren entschieden.» Das Mitfühlen mit den Tieren hat sie vom Fleischkonsum entfernt. Sie hat aber Verständnis für Fleischesser: «Jeder hat die Freiheit, selbst zu entscheiden, was er isst oder nicht.»
Ihre Partnerschaft mit Dorfmetzger Martin Zimmermann ist für sie kein Paradox: «Wir behandeln die Tiere mit Respekt und achten auf ihre Lebensqualität. Jeder auf seine Art in seinem Beruf. Da sind wir uns einig.» Ihr Partner verarbeite nur Tiere mit einer guten Lebenshaltung. Selbst wenn sie aus dem Tiertransport kommen, versucht er sie stressfrei mit Futter bis zur Schlachtbank zu locken.
Respekt wird Bräm auch von der alteingesessenen Metzgerfamilie entgegengebracht. Die Mutter ihres Partners kocht für sie immer vegetarische Varianten. Solche Gesten zeigen Bräm, dass man sich als Mensch begegnen kann und nicht der Beruf ausschlaggebend ist: «Es berührt mich sehr, wenn zwei scheinbar widersprüchliche Welten vereint werden. Das ist nicht selbstverständlich.»