«Wir werden den Abstand einhalten»
17.03.2020 Baselbiet, Gesundheit, Bildung, Gesellschaft, SissachAnna Uebelhart
Gähnende Leere in den Gängen der Primarschule Sissach. Das sonst rege Treiben ist einer angespannten Stille gewichen. Lehrpersonen räumen ihre Schulzimmer auf und suchen Material zusammen, das sie ihren Schülern mitgeben können. Einige unterhalten sich ...
Anna Uebelhart
Gähnende Leere in den Gängen der Primarschule Sissach. Das sonst rege Treiben ist einer angespannten Stille gewichen. Lehrpersonen räumen ihre Schulzimmer auf und suchen Material zusammen, das sie ihren Schülern mitgeben können. Einige unterhalten sich mit ihren Arbeitskollegen über die ausserordentliche Lage und besprechen ihre Lösungsvorschläge. Die Schulleitung rät zur Ruhe und betont, wie wichtig es sei, dass jetzt alle am selben Strang ziehen.
Vergangenen Freitag hat der Bundesrat aufgrund der rasanten Ausbreitung des Coronavirus entschieden, den Schulbetrieb schweizweit einzustellen. So findet auch in Sissach seit gestern kein Regelunterricht mehr statt. Vom Kanton haben alle Primarund Sekundarschulen den Auftrag, ein Fernprogramm für Schülerinnen und Schüler anzubieten. Primarschulen müssen zusätzlich ein Betreuungsangebot organisieren. Kindertagesstätten dürfen offen bleiben. Gemäss Regierungsrat sollen diese für Eltern zur Verfügung stehen, die im Gesundheitswesen arbeiten. Auch in Fällen, in denen aufgrund von «anderen zwingenden Arbeitsverpflichtungen» keine alternative Kinderbetreuung möglich ist, darf das Kita-Angebot weiter genutzt werden.
Kinder in Schulräumen betreut
In der Primarschule in Sissach fand gestern eine Sitzung aller Lehrpersonen statt – exklusive der sechs Personen, die im Homeoffice arbeiten. Besprochen wurde das weitere Vorgehen. Dabei gibt es zwei zentrale Aufgaben zu beachten: Einerseits soll in den Räumen der Gesamtschule Sissach, also in Kindergarten und Primarschule, ein Betreuungsprogramm stattfinden. Andererseits braucht es eine Lösung, wie die Kinder auch zu Hause den Schulstoff erarbeiten können.
Im Beschäftigungsprogramm werden Gruppen von maximal zehn Kindern beim Basteln und Spielen begleitet. Die Schülerinnen und Schüler sollen ausserdem Aufgaben, die sie von ihren Klassenlehrpersonen erhalten haben, betreut erledigen. Auch Waldspaziergänge oder Sport in der Turnhalle hält die Schulleiterin Salome Schafroth für denkbar. «Wir werden darauf achten, dass der empfohlene Abstand eingehalten wird», sagt sie.
32 von 580 Kindern angemeldet
Die Betreuung auf der Primarstufe in Sissach ist heute Morgen gestartet. Auch hier gilt: Nur Eltern, die aus beruflichen Gründen ihre Kinder nicht zu Hause betreuen können, dürfen das Angebot nutzen. Von den 580 Schülerinnen und Schülern der Gesamtschule waren bis gestern 32 Kinder für das Betreuungsangebot angemeldet. «Es dürften noch einige mehr werden, aber solange sich die Zahl in diesem Rahmen bewegt, halte ich eine genauere Überprüfung nicht für nötig», so Schafroth.
Die zweite Herausforderung, vor der die kantonalen Schulen stehen, ist der Fernunterricht. An der Sissacher Primarschule wird den Schülerinnen und Schülern Material bereitgestellt und es wurden Arbeitsaufträge erteilt. Geplant ist ausserdem die Nutzung der App Push-Push. Mit einem der Klassenlehrperson zugeteilten Code können sich die Eltern auf ihrem Smartphone anmelden. Lehrer haben so die Möglichkeit, Nachrichten und Dateien zu verschicken. Eine positive Entwicklung kann die Schulleiterin der ganzen Situation abgewinnen: «So individuell konnten wir den Unterricht noch nie gestalten. Es ist eine Chance. Jetzt können wir den Kindern Aufgaben geben, die auf ihren Wissensstand zugeschnitten sind.»
Kitas bleiben geöffnet
Obwohl Kindertagesstätten nach den aktuellen Vorschriften offen bleiben dürfen, hat sich auch für sie der Alltag verändert. In der Kita Bärenbande in Sissach waren die 25 Kitaplätze weniger ausgelastet als üblich. Ihr Telefon habe am Sonntagabend durchgehend geschellt, sagt Kita-Leiterin Saskia Büttiker.Viele Mütter wollten nach der Bekanntgabe des Regierungsrats wissen, ob sie ihre Kinder weiterhin bringen dürfen. «Wir machen weiter wie bisher, werden aber im Team besprechen, welche Vorsichsmassnahmen wie umgesetzt werden», sagt Büttiker. Das gemeinsame Mittagessen werde von nun an gestaffelt stattfinden. Mit den Kindern üben Saskia Büttiker und ihre Mitarbeitenden, wie man gündlich die Hände wäscht und dass zurzeit Abstand gehalten werden muss. Die Umsetzung sei aber gerade bei der Kinderbetreuung schwierig. «Wenn ein Kind weint, trösten wir es. Das lässt sich kaum mit einem Meter Abstand vereinbaren.»