Die tägliche Blechlawine
31.01.2019 Bezirk Sissach, Verkehr, Gelterkinden, SissachStau am Chienbergtunnel – Gegenmassnahmen wären teuer
Vor den Portalen des Chienbergtunnels staut sich der Verkehr jeden Morgen und Abend. Den Autofahrern raucht der Kopf, das Tiefbauamt will die Situation zuerst einmal analysieren. Klar ist: Die einfachen Mittel zur Verflüssigung ...
Stau am Chienbergtunnel – Gegenmassnahmen wären teuer
Vor den Portalen des Chienbergtunnels staut sich der Verkehr jeden Morgen und Abend. Den Autofahrern raucht der Kopf, das Tiefbauamt will die Situation zuerst einmal analysieren. Klar ist: Die einfachen Mittel zur Verflüssigung des Verkehrs sind bereits ausgeschöpft.
Christian Horisberger
Stau, wenn man am Morgen zur Arbeit fährt, Stau auch nach dem Feierabend. Das Pendeln für Autofahrer im oberen Ergolztal wird mehr und mehr zur Geduldsprobe. Zu den Stosszeiten staut sich der Verkehr zwischen Gelterkinden und dem Chienbergtunnel immer länger. Dies jedenfalls der Eindruck von Stefan Degen, Gelterkinder Gemeinderat und Landrat der FDP. Mit dem stetigen Bevölkerungszuwachs werde die Lage immer prekärer. Degen reicht an der heutigen Parlamentssitzung ein Postulat ein, in dem er die Regierung dazu auffordert, die Situation zu prüfen und Lösungsmöglichkeiten aufzuzeigen.
Degen pendelt täglich mit dem Auto von Gelterkinden an seinen Arbeitsort ennet dem Bölchentunnel. Er biegt entweder beim Restaurant Schwyzerhüsli oder beim «Roseneck»-Kreisel auf die Hauptverkehrsader im Ergolztal ein und kriecht dann im dichten Verkehr in Richtung Autobahn. An den Werktagen zwischen 6.15 und 7.30 Uhr sei die Strasse durchwegs verstopft – teilweise stocke der Verkehr am Morgen bis hinauf nach Ormalingen, sei ihm zugetragen worden. Auf dem Heimweg dasselbe: Vom Chienberg-Tunnel bis zum Roseneckkreisel fliesst der Verkehr äusserst zäh. Im vergangenen Jahr habe sich die Situation nach seinem Empfinden verschärft.
Verkehrszunahme ist belegt
Die Verkehrszahlen untermauern die Wahrnehmung Degens: Die permanente Zählstelle auf der Sissacherstrasse in Gelterkinden hat von 2017 bis 2018 eine verhältnismässig grosse Zunahme von 1,8 Prozent auf durchschnittlich 15 922 Fahrzeuge täglich registriert (in beide Fahrtrichtungen). Die Maximalwerte im 2018 lagen bei 20 286 Fahrzeugen pro Tag und 1680 pro Stunde. 2017 hatte das Verkehrsvolumen lediglich um 0,9 Prozent zugenommen, in den beiden vorangegangen Jahren war gar eine Reduktion von 0,8 und 0,4 Prozent gemessen worden. Blättert man in der Statistik etwas weiter zurück, wird das Ausmass der Verkehrszunahme deutlicher: Im Jahr 2000 hatten im Tagesdurchschnitt noch 12 900 Fahrzeuge die Zählstelle passiert.
«Uns ist bewusst, dass auf dieser Strecke der Verkehr seit 2005 zugenommen hat», sagt Urs Roth, Leiter Verkehrsinfrastruktur bei Tiefbauamt Baselland. Dies wirkt sich auf die Knoten aus – in dem Fall die Kreisel an den beiden Tunnelportalen und jene in Gelterkinden. Eine Beurteilung der aktuellen Situation in Gelterkinden könne er nicht abgeben, da die letzten Erhebung aus dem Jahr 2008 stamme. Damals wiesen die Kreisel in Gelterkinden noch eine gute und sehr gute Verkehrsqualitätsstufe auf, so Roth.
Für dieses Jahr ist laut Roth eine Beurteilung des Kreisels Sissach Ost und eine Nacherhebung des Roseneck-Kreisels in Gelterkinden vorgesehen. Bei dieser Analyse sei die Dauer der Spitzenbelastung von Bedeutung – insbesondere im Vergleich mit anderen Kapazitätsengpässen auf dem Kantonsstrassennetz. Eine aktuelle Diagnose für den Kreisel Sissach West, jener beim Gewerbegebiet Netzen, liegt bereits vor. Sie lautet «mangelhaft». «Das heisst, der Kreisverkehr stösst heute an den Spitzenstunden an seine Belastungsgrenze», erklärt Roth. Dies nur gut zwölf Jahre nach der Eröffnung des Sissacher Umfahrungstunnels.
Landrat Degen hofft, mit seinem Weckruf die Weichen stellen zu können, damit man sich beim Kanton nicht erst Gedanken über Lösungen zu machen beginnt, wenn Gelterkinden bereits im Stau erstickt. Als prüfenswert erachtet er beispielsweise die vor einigen Jahren angedachte und wieder verworfene Umfahrung Gelterkindens für die Pendler von Tecknau. Ein mit geringem Aufwand einzuführendes Linksabbiegeverbot bei der «Schwarzen Brücke» nach Thürnen könnte bereits einen positiven Effekt haben, schätzt Degen. «Aber ich bin kein Planer. Die Regierung hat die Instrumente, um eine Prüfung vorzunehmen.»
Massiver Ausbau erforderlich
Das Tiefbauamt hat gemäss Urs Roth noch keine Lösungen in der Schublade oder in Planung – weder für den bereits überlasteten Netzen-Kreisel noch für jenen auf der anderen Seite des Tunnels und die in Gelterkinden. Man werde die Situation nun analysieren und in diesem und im kommenden Jahr Lösungsansätze entwickeln, sagt Roth. «Beim Kreisel Sissach-West sind einfache Massnahmen nicht mehr möglich. Die wurden in den vergangenen zehn Jahren ausgeschöpft.» Es müsste ein massiver Ausbau vorgenommen oder eine Lösung mit einer Unter- oder Überführung gesucht werden.
Degen hofft, dass sich die Regierung des Staus annimmt und nicht bloss auf die raumplanerische Strategie verweist, dass das Bevölkerungswachstum eher im Unterbaselbiet stattfinden solle. Degen: «Auch die Dörfer im oberen Kantonsteil sind auf Entwicklungsmöglichkeiten angewiesen.»