Zu wenig Fleisch am Knochen
21.03.2025 Bezirk Sissach, Gesellschaft, Natur, Baselbiet, Gemeinden, OrmalingenEs gibt kein Gehör für den Naturpark
Die Ormalingerinnen und Ormalinger lehnen den Beitritt zum Naturpark Baselbiet deutlich ab. Das Geschäft kam aufgrund eines Antrags aus der Bevölkerung auf die Traktandenliste.
Otto Graf
Was in ...
Es gibt kein Gehör für den Naturpark
Die Ormalingerinnen und Ormalinger lehnen den Beitritt zum Naturpark Baselbiet deutlich ab. Das Geschäft kam aufgrund eines Antrags aus der Bevölkerung auf die Traktandenliste.
Otto Graf
Was in anderen Kantonen seit Jahren erfolgreich daherkommt, stösst im Baselbiet in vielen Gemeinden im Perimeter des geplanten Naturparks Baselbiet auf Widerstand. Vorgestern hat nun auch die Gemeindeversammlung Ormalingen das Geschäft mit 82 gegen 30 Stimmen und einigen Enthaltungen deutlich abgelehnt. Somit ist die Vorlage vom Tisch. Es sei denn, das Referendum wird gegen den Entscheid erfolgreich ergriffen. Dann müsste das Stimmvolk an der Urne endgültig entscheiden.
Obwohl der Naturpark das einzige Sachgeschäft auf der Traktandenliste war, drängten sich über 120 Stimmberechtigte in den Veranstaltungsraum im Zentrum Ergolz. Dass das Geschäft überhaupt traktandiert worden ist, beruht auf einem Antrag von Rosmarie Flüeler und 33 weiteren Stimmberechtigten. Diese haben dem Gemeinderat im Sinne von Paragraf 68 des Gemeindegesetzes den Antrag unterbreitet, dass die Gemeindeversammlung darüber zu befinden habe, ob die Gemeinde Ormalingen dem Naturpark Baselbiet beitreten soll. Darauf hat der Gemeinderat entschieden, das Geschäft zu traktandieren und dabei der Gemeindeversammlung einen Antrag auf Ablehnung zu stellen.
«Hört ihr mich?», fragte Gemeindepräsident Henri Rigo, ohne Mikrofon. «Nein!», tönte es von ganz hinten, worauf sich der Präsident für den weiteren Verlauf der Versammlung in den Mittelgang stellte, um von allen gehört zu werden. Er sagte einleitend, der Gemeinderat habe zuwarten wollen, bis das Thema Naturpark etwas «mehr Fleisch am Knochen» angesetzt habe, um ein eingehendes Beurteilen des Geschäfts zu ermöglichen. Das sei der Grund dafür, dass Ormalingen, nachdem ein zuvor geplanter Orientierungsanlass abgesagt werden musste, die Sache erst jetzt vertieft an die Hand genommen habe.
Kriterien nicht erreicht
Der Präsident erinnerte daran, dass ein Naturpark eine zusammenhängende Fläche von mindestens 100 Quadratkilometern umfassen müsse. Er verwies auf eine Grafik, die zeigt, dass diese Vorgabe nicht erreicht werden kann, selbst wenn Ormalingen und weitere Gemeinden im östlichen Kantonsteil, die noch nicht entschieden haben, den Naturpark Baselbiet gutheissen sollten. Rigo legte nochmals die Argumente für und wider den Naturpark auf den Tisch und stützte sich dabei auf die Erläuterungen zur Gemeindeversammlung.
Neben Rosmarie Flüeler und weiteren Befürwortenden machte sich insbesondere Hanspeter Klaus, ehemaliger Lehrer und langjähriger Wanderleiter bei Pro Senectute, für den Naturpark stark. Auf den Wanderungen, auch im solothurnischen Bezirk Thal und im Kanton Aarau, habe er immer wieder festgestellt, dass die Leute dort auf ihre regionalen Naturpärke stolz seien, gab Klaus zu verstehen und fragte in die Runde: «Warum haben wir Baselbieter nicht den gleichen Stolz?» Das habe damit zu tun, dass Baselland ein Halbkanton ist, meinte er. In der übrigen Schweiz, so Klaus, nehme uns niemand als Baselbieter wahr. Wir seien einfach «die Basler». Der Naturpark Baselbiet würde den Kanton aufwerten. Ausserdem sei der Sperrgürtel der ablehnenden Gemeinden im Hinblick auf mögliche Referenden nicht in Stein gemeisselt.
Auf der Kontraseite verwies unter anderem Landwirt Markus Dettwiler darauf, dass im Baselbiet zahlreiche Elemente, die einen Naturpark auszeichneten, bereits vorhanden seien, wie etwa der Obstgarten Farnsberg oder das Netz der Wanderwege. Vieles funktioniere dank Freiwilligenarbeit. Es brauche keine zusätzliche Einrichtung auf diesem Gebiet. Andere Stimmen sprachen von einem überrissenen Verwaltungsaufwand und warnten, sich auf ein finanzielles Abenteuer einzulassen.
Wie es sich der Präsident zu Beginn gewünscht hatte, verlief die lange Debatte fair. Man liess einander ausreden, auch wenn es zuweilen emotional zuging und beide Seiten von «Fake News» sprachen. Die Meinungen waren bei der Mehrheit schon vor der Versammlung gemacht. Dem Nein-Lager gelang es offensichtlich besser, Gleichgesinnte zur Teilnahme an der Gemeindeversammlung zu motivieren.