Wird es Zeit für die Einführung?
17.11.2023 Baselbiet, Gesundheit, BaselbietSVP-Landrätin Nicole Roth fordert das Elektronische Patientendossier
Während in Basel-Stadt das Elektronische Patientendossier im vergangenen April eingeführt wurde, wartet man im Kanton Baselland weiter ab. Der Sissacher Landrätin Nicole Roth geht dies alles zu ...
SVP-Landrätin Nicole Roth fordert das Elektronische Patientendossier
Während in Basel-Stadt das Elektronische Patientendossier im vergangenen April eingeführt wurde, wartet man im Kanton Baselland weiter ab. Der Sissacher Landrätin Nicole Roth geht dies alles zu langsam. Per Motion fordert sie auch die Einführung im Baselbiet.
Tobias Gfeller
Im Elektronischen Patientendossier (EPD) sollen digital und laufend aktualisiert sämtliche relevanten Informationen zu einer Patientin oder einem Patienten gespeichert sein. Dazu gehören unter anderem die Krankheitsgeschichte, aktuelle Befunde und die Medikamente, die eine Person zurzeit einnehmen muss. Befürworterinnen und Befürworter argumentieren, das EPD führe zu einer besseren Behandlungsqualität und zu mehr Sicherheit, weil die wichtigsten Informationen zu einer Person für jede Ärztin und jeden Arzt in jeder Situation verfügbar sind, sofern die Patientin oder der Patient dem zugestimmt hat.
Vorbei wären die Zeiten, in denen zwischen verschiedenen Ärztinnen und Ärzten lange Berichte hin und her geschickt werden und Telefonate geführt werden müssten, damit beide Seiten auf dem aktuellsten Stand sind. Kritikerinnen und Kritiker erinnern an den Datenschutz. Gerade in anderen Bereichen wurde es offensichtlich, dass digitale Datensammlungen im Gesundheitswesen nicht immer sicher waren.
Mehrere Kantone stellen das Elektronische Patientendossier bereits zur Verfügung. Dazu gehört auch der Kanton Basel-Stadt, der es im vergangenen April lancierte. Für die Sissacher SVP-Landrätin Nicole Roth ist es Zeit, dass der Kanton Baselland nachzieht. Sie fordert deshalb die Einführung des Elektronischen Patientendossiers per Motion im Landrat.
Sie sei überzeugt, dass das EPD zu einer Kostenersparnis im Gesundheitswesen führt, indem unter anderem die Informationsabläufe effizienter und einfacher werden, da keine «unnötigen» Untersuchungen mehr durchgeführt würden, die schon vor ein paar Tagen oder Wochen anderswo durchgeführt wurden. «Die interprofessionelle Zusammenarbeit ausserhalb einer Institution gilt es zu fördern. Je mehr Personen in das EPD involviert sind, desto besser der Informationsaustausch», findet Roth.
«Es ist wichtig, Zeit zu sparen»
Die SVP-Landrätin arbeitet selber als Pflegefachfrau auf einer Intensivstation im Universitätsspital Basel. Es sei aber nicht nur in einem Akutspital wichtig, alle Daten gesammelt beisammen zu haben, sagt Roth. Auch für sie als Intensivpflegerin wäre ein Elektronisches Patientendossier von Vorteil. «Wenn sich ein Patient beispielsweise nicht äussern kann oder in einer lebensbedrohlichen Situation eingeliefert wird, ist für das Behandlungsteam in einem gut geführten EPD schnell ersichtlich, was die Vorerkrankungen sind, welche Medikamente der Patient nimmt, welche Untersuchungen bereits gemacht wurden und welche Allergien bestehen.» In solchen heiklen Momenten sei es wichtig, Zeit sparen zu können, indem eben Untersuchungen nicht zweimal durchgeführt werden.
Selber hat Nicole Roth noch keine Erfahrungen mit dem Elektronischen Patientendossier gemacht. Aus Erzählungen habe sie aber vernommen, dass die Erstellung aktuell sehr aufwendig und das Dossier selber unübersichtlich sei. Es gebe durchaus noch Baustellen beim Elektronischen Patientendossier, gibt Roth zu bedenken. «Aber wenn nicht jetzt angefangen wird, wann dann? Es müssten so viele Institutionen und Patienten wie möglich mitmachen, um so viele Daten wie möglich im EPD zu haben.» Die SVP-Landrätin befürchtet, das Baselbiet könnte ins Hintertreffen geraten, wenn zu lange abgewartet wird.
Von all den positiven Argumenten für die Mitarbeitenden im Gesundheitswesen würden auch die Patientinnen und Patienten profitieren, ist Roth überzeugt. Auch der Datenschutz sei garantiert, da nicht jede Person aus dem Gesundheitswesen automatisch Zugriff auf das EPD hätte. Die Patientin oder der Patient muss immer zuerst den Zugriff gewähren, ansonsten können keine Daten eingesehen werden, versichert Roth. «Im Notfall – also in Ausnahmesituationen – erhalten vereinzelte Personen die Möglichkeit, trotzdem darauf zuzugreifen. Im Nachhinein erhält die Patientin oder der Patient eine Nachricht in Form einer E-Mail oder SMS und wird über den Zugriff informiert.»
Für Nicole Roth wäre die Einführung des Elektronischen Patientendossiers für alle Seiten ein Gewinn. Ihr sei wichtig zu betonen, dass die Kosten nicht auf die Patientinnen und Patienten oder die Krankenkasse abgewälzt werden dürfen, wenn man gewillt ist, ein EPD zu erstellen.