Wird der Sperlingskauz heimisch?
25.09.2025 Baselbiet, Baselbiet, NaturErstmals sind zwei Nachweise erfolgreicher Bruten gelungen
Nach vermehrten Beobachtungen in den vergangenen Jahren gelangen im Frühling 2025 erstmals zwei Brutnachweise des kleinen Kauzes im Baselbiet. War dies nur ein kurzes Gastspiel oder der Anfang einer dauerhaften Besiedlung?
vs. In den vergangenen fünf Jahren mehrten sich die Hinweise auf eine Präsenz des Sperlingskauzes in der Nordwestschweiz. Insbesondere in den Wintern 2021/22 und 2024/25 waren mehrere Rufer anwesend. Dieses Jahr gelangen erstmals zwei Nachweise erfolgreicher Bruten in einem Baselbieter Wald – nur einige hundert Meter voneinander entfernt. Die Jungvögel flogen Mitte Juni beziehungsweise Anfang Juli aus und waren mehrere Wochen in unmittelbarer Nistplatznähe zu hören.
Das nächste bekannte Brutvorkommen liegt im Schwarzwald, seit wenigen Jahren mehren sich Nachweise aus dem Kanton Schaffhausen und dem Sundgau. In der Nordwestschweiz galt die Art auch laut älterer Literatur als sehr selten, Brutnachweise waren keine bekannt.
Der Sperlingskauz besiedelt Nadel- und Mischwald. Im Baselbiet wurden die Sänger in wirtschaftlich genutzten Mischwäldern mit einem hohen Bestand an stehendem Totholz gefunden. Die Bruthöhlen befanden sich in abgestorbenen Fichten mit mehreren Buntspechthöhlen. Die kleinste europäische Eule ernährt sich mehrheitlich von Kleinsäugern, weicht in schlechten Mäusejahren aber auch auf Vögel aus. Sie verfolgt damit eine andere Strategie als sonstige Eulenarten, die in Jahren mit niedrigen Mäusebeständen auch einmal aufs Brüten verzichten (Waldkauz) oder gar abwandern können (Raufusskauz).
Die Ansiedlung im Baselbiet folgt auf eine Expansion in benachbarten Populationen. Die Gründe für die positiven Trends sind unklar. Zumindest dürfte die Zunahme von stehendem Totholz den Ansprüchen der Eule entgegenkommen.
Dennoch stellt sich die Frage, ob die Art in der Region bisher einfach übersehen wurde. Sie gilt als heimlich – zumindest ruft sie nicht dann, wenn Vogelbeobachter üblicherweise im Wald unterwegs sind. Zur Hauptbalz im Spätwinter ist der Ruf meist in der Stunde vor Sonnenaufgang zu hören. Ein frühmorgendlicher Winterspaziergang könnte sich also auch aus ornithologischer Sicht lohnen.
Dieser Artikel ist im «BNV-Bulletin 3/25» des Basellandschaftlichen Natur- und Vogelschutzverbandes (BNV) erschienen. Autoren sind Nicolas Strebel, Markus Leuenberger, Marco Müller und Dominic Buergi.