«Wiederaufbau kostet Millionenbetrag»
15.03.2024 Sissach, Gemeinden, Bauprojekte, Sissach, BaselbietHeimatschutz-Präsident Ruedi Riesen würde Gebiet um Tschudy-Villa im grossen Stil entwickeln
Als Präsident des Baselbieter Heimatschutzes freut sich Ruedi Riesen über die Unterschutzstellung der Sissacher Tschudy-Villa. Er hat Ideen, wie das gesamte Areal um den ...
Heimatschutz-Präsident Ruedi Riesen würde Gebiet um Tschudy-Villa im grossen Stil entwickeln
Als Präsident des Baselbieter Heimatschutzes freut sich Ruedi Riesen über die Unterschutzstellung der Sissacher Tschudy-Villa. Er hat Ideen, wie das gesamte Areal um den Gebäudekomplex entwickelt werden könnte. Bisher stiess er beim Hauseigentümer auf taube Ohren.
Christian Horisberger
Herr Riesen, haben Sie gejubelt, als Sie erfuhren, dass die Tschudy-Villa unter Schutz gestellt wird?
Ich bin kein Schwarz-Weiss-Typ, der jubelt. Aber ich habe mich darüber gefreut. Das Haus ist bauhistorisch wertvoll – für Sissach und den Kanton.
Haben Sie den Entscheid der Regierung so erwartet?
Ja. Wegen des kulturellen Werts des Gebäudes. Im Oberbaselbiet gibt es nur wenige Häuser mit dieser Qualität, diesen Details und dieser Handwerkskunst.
Da gibt es noch eine andere Lesart: Der Eigentümer hat sich mit dem Abbruch über eine Verfügung des Kantons hinweggesetzt und der Kanton präsentiert ihm dafür nun die Rechnung. Ist der Entscheid nicht auch eine Retourkutsche?
Das kann ich nicht sagen. Ich sehe zu wenig in die Politik und Verwaltung hinein. Ich will mich auch nicht vereinnahmen lassen. Wir vom Baselbieter Heimatschutz konzentrieren uns auf unsere Fachkenntnisse.
Könnte diese Unterschutzstellung Signalwirkung haben?
Zu hoffen ist es. Der Denkmalschutz hat eine klägliche Zeit erlebt, vor allem in den vergangenen zwei Jahrzehnten. Jedes Jahr sind im Baselbiet 100 bis 150 schützenswerte Bauten abgerissen worden. Vielleicht machen sich die Leute nun eher Gedanken darüber, warum so eine alte Hütte geschützt wird. Das alles könnte einen Lerneffekt haben.
Die Verpflichtung zum Wiederaufbau des Hauses auf Kosten des Eigentümers ist happig. Was wird das kosten?
Ein Vermögen! Es gilt ja nicht nur, den Bestand einigermassen wieder herzustellen, auch die gesamte Haustechnik müsste erneuert und die Liegenschaft auf die künftige Nutzung ausgerichtet werden. Das kostet mit Sicherheit einen Millionenbetrag. Wobei ich der Meinung bin, dass nicht der Ur-Zustand wiederhergestellt werden, sondern gut erkennbar sein sollte, was nicht original ist. Ich bin ausserdem der Auffassung, dass man nach der Strategie des Heimatschutzes – «auf Altem aufbauen, den Bestand weiter entwickeln» – aus dem Wohnsowie dem Lager- und Produktionsgebäude etwas machen könnte. Vorstellbar wäre auch, das gesamte Quartier mit allen weiteren Grundeigentümern nach dem Vorbild des Tobler-Areals einer Teilzonenplanung zu unterziehen und einen Architektenwettbewerb auszuschreiben.
Sie reden gerade über das Eigentum von jemand anderem …
Ich hätte meine Idee gerne dem Hauseigentümer präsentiert und unternahm dazu mehrere Versuche. Er zeigte aber kein Interesse daran. Ich hatte das Konzept zuvor auch einem möglichen Investor unterbreitet, der positiv darauf reagierte.
Sie wurden von «TeleBasel» zum Fall befragt. Sie wirkten vor der Kamera, als hätten Sie Mitleid mit dem Eigentümer der Villa. Ist das so?
Das nicht, nein. Der Entscheid ist der richtige. Aber ich bin an einer Lösung interessiert. Die Türe muss offen bleiben, damit man in den Diskurs treten kann.
Wir stehen vor einem Scherbenhaufen. Das Haus ist eine Ruine, der Eigentümer wird gezwungen, es wieder aufzubauen, die Fronten sind verhärtet. Alles andere als eine Beschwerde gegen die Unterschutzstellung wäre eine Überraschung. Für Sie auch?
Ich gehe davon aus, dass Herr de Coulon den Entscheid anfechten wird. Dieser wird aber schwer umzustossen sein.
Wie soll man da zu einer vernünftigen Lösung kommen?
Türöffner könnte jemand sein, der bis jetzt nicht Partei gewesen ist. Allenfalls ein Investor, der die Idee für eine Entwicklung des Areals an den Eigentümer heranträgt.