Whatsapp feiert 15. Geburtstag
23.02.2024 Baselbiet, Polizei, Bildung, BaselbietMessenger befindet sich auf dem Weg zur Super-App
Die von einem Ukrainer entwickelte Handy-Applikation Whatsapp zählt zu den beliebtesten Messenger-Apps der Schweiz. Morgen wird sie 15 Jahre alt. Die App wird zunehmend missbraucht für Chat- und Anrufbetrügereien.
...Messenger befindet sich auf dem Weg zur Super-App
Die von einem Ukrainer entwickelte Handy-Applikation Whatsapp zählt zu den beliebtesten Messenger-Apps der Schweiz. Morgen wird sie 15 Jahre alt. Die App wird zunehmend missbraucht für Chat- und Anrufbetrügereien.
Melanie Frei
«What’s up?». Diese Frage war vor 15 Jahren Namensgeberin für die beliebte Texting-App Whatsapp. Entwickelt hat sie 2009 der Ukrainer Jan Koum (48), der nach dem Kauf seines ersten Apple iPhones die zündende Idee hatte. Die App hat denselben Geburtstag wie ihr Schöpfer: den 24. Februar.
Whatsapp entwickelte sich rasch zu einer beliebten Nachrichtenplattform – auch in der Schweiz. Mehr als 3 Milliarden Nutzerinnen und Nutzer verzeichnet diese weltweit. Nach der Übernahme durch Meta 2014 wurden die Bedienungsmöglichkeiten deutlich ausgebaut. Es kamen Funktionen wie Anrufe und das Erstellen eines Status (ein für 24 Stunden sichtbarer Beitrag) hinzu.
Whatsapp bewegt sich in eine ähnliche Richtung wie die chinesische Super-App «Wechat», eine hauptsächlich in China verwendete Messenger-, Social-Media- und Kaufplattform. Super-Apps zeichnen sich aus durch ihre grosse Breite von Anwendungen, insbesondere auch das Abwickeln von Zahlungen.
Allerdings wird eine grosse Nutzerzahl und attraktivere Angebote von Gefahren begleitet. So haben auf Whatsapp Betrugsversuche über Chat und Anrufe stark zugenommen – auch im Baselbiet.
Dies bestätigt Roland Walter, Mediensprecher der Baselbieter Polizei, auf Anfrage. «Betrugsfälle, insbesondere in Form von irreführenden Nachrichten, um an Geld zu gelangen, haben enorm zugenommen. Die Baselbieter Polizei erhält fast täglich entsprechende Meldungen.» Dabei würden sich die Betrügerinnen und Betrüger oft als nahestehende Personen oder Beamte des Kantons ausgeben und nach Geld fragen oder dieses in erpresserischer Manier fordern. Auch der Trickbetrug über die Anruffunktion von Whatsapp hat zugenommen. Die Trickbetrüge seien mittlerweile zwar weit verbreitet und auch nicht mehr unbekannt, so Walter. Trotzdem würden die Baselbieterinnen und Baselbieter die Situation häufig unterschätzen: «Die Opfer berichten uns von ihren Geldverlusten und sagen: ‹Nie hätte ich gedacht, dass mir das passiert.› So denken erstaunlich viele.» Häufig betroffen seien Seniorinnen und Senioren. Die Baselbieter Polizei veranstaltet deshalb immer wieder Informationsanlässe zur Prävention.
Diese ist auch nötig, wenn man bedenkt, dass 2023 im Baselbiet mehr als 500 000 Franken durch diverse Betrugsmaschen erbeutet worden sind. «Und das ist nur der errechnete Betrag aus den gemeldeten Fällen. Die Dunkelziffer wird sich im sechsstelligen Bereich befinden», ist Mediensprecher Walter überzeugt. Aus Scham, auf einen Betrug hereingefallen zu sein, würden etliche Fälle nicht gemeldet.
Zeitdruck als gezieltes Mittel
Besonders raffiniert sind die Whatsapp-Nachrichten mit gefälschter Schweizer Telefonnummer. «Nicht einmal die Swisscom kann eruieren, ob die Nummern echt oder gefälscht sind», sagt Walter und ergänzt, dass die Nachrichten mittlerweile auf Schweizerdeutsch geschrieben würden und so noch authentischer wirkten. Folgend einige Betrugsmaschen per Whatsapp-Chat oder Whatsapp-Anruf:
Das Kind braucht Geld: Der Sohn oder die Tochter schreiben, dass sie Geld benötigen, aber nicht auf ihr Konto zugreifen können. Eine Überweisung auf ein anderes, bereits vorbereitetes Konto soll den Kindern finanziell aus der Klemme helfen.
Der medizinische Notfall: Eine vertraute Person hatte einen Unfall und liegt nun im Spital und muss notfallmässig operiert werden. Es muss sofort eine Zahlung eingehen, um die Kosten zu decken.
Die Staatsanwaltschaft: Jemand aus dem nahen Umfeld wurde verhaftet aufgrund diverser gesetzlicher Vergehen. Die Person kann sofort mit einem Geldbetrag freigekauft werden oder wandert ins Gefängnis.
«Besonders die Anrufe sollen die Opfer in einen Schockzustand versetzen und sie unter Zeitdruck setzen. ‹Es muss sofort gehandelt werden, sonst …› ist häufig der Wortlaut», erklärt Walter. Vielen Leuten sei direkt nach dem Beenden des Gesprächs klar, dass sie Betrügern auf den Leim gegangen sind. Natürlich sei es dann schon zu spät.
Betrogene, die denken, sie sähen ihr Geld wieder, irren sich in der Regel: «Da können wir nichts machen. Das Geld ist weg und meist nicht verfolgbar», sagt Walter. Ein Versuch könne man bei den Banken starten, obwohl auch dort mit wenig Erfolg gerechnet werden sollte.
Whatsapp hat Millionen von Nutzerinnen und Nutzern, die täglich den Betrügern ausgeliefert sind. Walter warnt: «Wir werden in Zukunft mit deutlich krasseren Betrugsmaschen zu kämpfen haben. Wenn mit Künstlicher Intelligenz Stimmen verstellt werden, wird es noch schwieriger werden, sich vor den Betrügern zu schützen.» Das sind keine sonderlich hoffnungsvollen Aussichten zum Geburtstag der App.