Wenn der Fels bröckelt
23.08.2024 Hölstein, Verkehr, Bauprojekte, BaselbietSicherungsarbeiten entlang der Kantonsstrasse
Zunehmende Starkregen-Ereignisse machen auch dem Hang an der Oberen Hauensteinstrasse bei Hölstein zu schaffen. Spezialisten sind nun dabei, das Bord zu sichern. Zudem müssen Sträucher entfernt werden, da die Wurzeln den Fels ...
Sicherungsarbeiten entlang der Kantonsstrasse
Zunehmende Starkregen-Ereignisse machen auch dem Hang an der Oberen Hauensteinstrasse bei Hölstein zu schaffen. Spezialisten sind nun dabei, das Bord zu sichern. Zudem müssen Sträucher entfernt werden, da die Wurzeln den Fels auflockern.
Elmar Gächter
Sie kommen einem bekannt vor: die blauen Fahrzeuge mit Obwaldner Kennzeichen, die zurzeit an der Oberen Hauensteinstrasse zwischen Bubendorf und Hölstein anzutreffen sind. Vor rund zwei Jahren haben die Spezialisten der Firma Gasser Felstechnik AG aus Lungern den wegen des WB-Neubaus abgetragenen Hang mit Stahlnetzen gesichert. Nun sind sie wieder vor Ort, diesmal jedoch nicht im Auftrag der Baselland Transport AG, sondern des kantonalen Tiefbauamts. Im Bereich Homberg, südwestlich des «Talhauses», ist oberhalb der Stützmauer unlängst der Hang gerutscht. Dieser wird nun mit baulichen Massnahmen saniert und dessen Abrisskante gegen weitere Ausbrüche gesichert.
Weiter südlich, beim Felseinschnitt «Bubenried», lösen sich im karstund witterungsanfälligen Fels immer wieder Steine. Das vor rund drei Jahrzehnten angebrachte Steinschlagnetz vermag dieses Material zwar nach wie vor aufzuhalten, es muss jedoch an verschiedenen Stellen ersetzt werden. Bäume, die bei einem Sturm eine potenzielle Gefährdung für den Verkehr auf dem Radweg und der Fahrbahn darstellen könnten, wurden bereits weitestgehend gefällt.
Ramon Gerster ist Projektleiter beim Kreis 2 des kantonalen Tiefbauamts. Er weist vor Ort auf die verschiedenen gefährdeten Stellen hin. So hat das Wasser im Laufe der Jahre einen Sinterfels gebildet, der aus dem Sicherheitsnetz herausragt und das Wasser auf den Radweg und die Fahrbahn leitet, was im Winter zur Bildung von gefährlichen Eisflächen führen kann. Dieses Material gilt es wegzuspitzen. Zu entfernen sind auch alle Sträucher, die den Hang bewuchern und mit ihren Wurzeln den Fels auflockern. Nur so können die Fachleute feststellen, ob das Steinschlagnetz noch instand ist oder ersetzt werden muss, wie Gerster festhält. «Obwohl es sich nur um Sträucher handelt, die erst noch die Sicherheit unseres Bauwerks gefährden, gilt die Felspartie als Wald. Wir sind verpflichtet, als Ersatz für die rund 1800 Quadratmeter grosse Fläche an anderer Stelle aufzuforsten», so der Projektleiter. Er weist zudem auf die rund sieben Kubikmeter Gehölz hin, die neben dem Radweg aufgeschichtet sind. Sie sollen künftig Reptilien Schutz bieten.
Keine 100-prozentige Sicherheit
Beim «Homberg» muss der nach und nach mit angeschwemmtem und abgerutschtem Material gefüllte Stauraum oberhalb der Stützmauer ausgebaggert und die Abrisskante mit Netzen und Erdankern gesichert werden. «Wir haben uns hier für eine mittlere von drei verschiedenen Varianten entschieden. Es gilt wie an anderen Orten, das Risiko abzuschätzen und die Kosten gegenüber dem Nutzen abzuwägen. Die Kosten können je nach Entscheid um das Zwei- bis Dreifache voneinander abweichen», so Ramon Gerster.
Wie Annika Wetzel vom projektbegleitenden Geologiebüro PNP Geologie & Geotechnik AG auf Anfrage mitteilt, ist der Felsuntergrund im ganzen Tafeljura in Schollen zerbrochen und gegeneinander versetzt. Er gilt generell als karst- und verwitterungsanfällig. «Insbesondere der Hauptrogenstein im Waldenburgertal kann stellenweise als recht brüchig bezeichnet werden», so Wetzel. Auch wenn keine Permafrost-Problematik wie in den Alpen bestehe, könnten zunehmende Starkregen-Ereignisse sowie längere und intensivere Niederschlagsperioden insbesondere das Risiko von Hangrutschungen begünstigen und Steinschläge als Begleiterscheinungen auftreten lassen. Ein erhöhtes Risiko von Steinschlägen sei aber besonders infolge von Frost-Tau-Zyklen zu verzeichnen, vorwiegend in der Wintersaison beziehungsweise bei Tauwetter.
Die Stabilität des Hangs habe sich in den vergangenen Jahren jedoch nicht massgeblich verändert. Wie Wetzel weiter anfügt, werden die gefährdeten Bereiche entlang von Kantonsstrassen im Baselbiet regelmässig durch Spezialisten kontrolliert, allfällige Veränderungen auf Risiken überprüft und Massnahmen eingeleitet. «Bei Naturgefahren kann eine 100-prozentige Sicherheit jedoch nie gewährleistet werden», so Wetzel.
Während der Felsarbeiten im steilen Gelände wird wegen der Gefahr von Steinschlägen der Verkehr wechselseitig auf der talseitigen Fahrspur geführt und mit einer Lichtsignalanlage oder mit Verkehrsdienst geregelt. Das Passieren der Baustelle mit Velo und zu Fuss ist – abgetrennt von der Fahrbahn – grundsätzlich immer möglich. Die Arbeiten mit einem Kostendach von rund 200 000 Franken sollen bis Ende September abgeschlossen sein.
Verkehrsbehinderung wegen Holzerei- und Felsarbeiten in Arboldswil
emg. Auch die Kantonsstrasse zwischen Arboldswil und Bubendorf muss besser gegen Steinschlag geschützt werden. Seit dem 19. August und voraussichtlich bis zum 13. September werden lockere Felsbereiche gesichert und abgebaut, wie die Bau- und Umweltschutzdirektion mitteilt. Zudem wird der Schutzwald oberhalb der Kantonsstrasse verjüngt und stabilisiert. Aufgrund der Arbeiten im steilen Gelände ist die Gefahr durch Steinschlag vorübergehend erhöht. Betroffen ist die Böschung im Strassenabschnitt «im Graben». Wegen der Arbeiten wird der Verkehr wechselseitig auf einer Fahrspur geführt und mit einer Lichtsignalanlage oder mit einem Verkehrsdienst geregelt. Es ist mit längeren Wartezeiten zu rechnen.