Vom Zankapfel zum Gemeinschaftsprojekt
09.09.2025 Bezirk Sissach, Bauprojekte, Baselbiet, KilchbergNiederfeld-Areal soll mit Genossenschafts-Wohnungen Menschen statt Rendite anziehen
Die Kilchberger zeigen sich interessiert an einer genossenschaftlich organisierten Überbauung: Auf die Einladung des Gemeinderats zum Nachdenken über die Entwicklung des Gebiets Niederfeld ...
Niederfeld-Areal soll mit Genossenschafts-Wohnungen Menschen statt Rendite anziehen
Die Kilchberger zeigen sich interessiert an einer genossenschaftlich organisierten Überbauung: Auf die Einladung des Gemeinderats zum Nachdenken über die Entwicklung des Gebiets Niederfeld haben einige Einwohnende mitgemacht und die Genossenschafts-Version unterstützt.
Elisabeth Böhm
Rund 20 Menschen fanden am vergangenen Freitag den Weg in die Kilchberger Pfarrscheune, um sich mit dem Baugebiet im «Niederfeld» zu befassen. Karin Güdel, zuständige Gemeinderätin, rekapitulierte die Vorgeschichte: Die Gemeinde Kilchberg hatte 2018 im Gebiet an attraktiver Wohnlage rund 6000 Quadratmeter Land erworben, um dieses nach und nach bebauen zu können. Der Kanton verlangte jedoch, das gesamte Areal solle zurückgezont werden, da Kilchberg eine zu geringe Bauland-Auslastung aufweise. Nach Verhandlungen zwischen Gemeinde und Kanton konnte ein Teil des Gebiets als Bauland beibehalten werden. Lediglich rund 2500 Quadratmeter Fläche wurden rückgezont.
Doch wie weiter? Ein Planungsbüro entwarf einen Parzellierungsplan, mit sechs mehr oder weniger gleich grossen Bauparzellen. Die Rückzonung sowie die Erschliessung des Baugrunds würde den Quadratmeterpreis allerdings sehr in die Höhe treiben. Gleichzeitig wurde im Verlauf der Gespräche im Gemeinderat klar, dass man für das «Niederfeld» keinen Investor möchte, der nach seinen Vorstellungen baut, was er will und was erlaubt ist. Stattdessen wünscht sich der Gemeinderat, dass das Grundstück möglichst einheitlich, zum Beispiel durch eine Trägerschaft aus Kilchberg und den umliegenden Gemeinden Rünenberg und Zeglingen, bebaut werden soll, wie Karin Güdel weiter ausführte. «Unsere Vision ist es, Menschen ins ‹Niederfeld› zu locken, die sich für eine Gemeinschaft und unsere kleine Gemeinde interessieren», so die Gemeinderätin weiter. Auch sei eine Altersdurchmischung erwünscht, um auch ein altersgerechtes Wohnen zu ermöglichen.
Vergleich mit Anwiler «Eichmet»
Was macht die Gemeinde Anwil, die sich mit der Überbauung «Eichmet» in einer ähnlichen Situation befindet? Der Anwiler Gemeinderat Darryl Ackermann beschrieb das Vorgehen in der «Eichmet» und ging auch auf die Einschränkungen durch das Bundesinventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz von nationaler Bedeutung (Isos) ein. Eine Umzonung der «Eichmet» von der Zone für öffentliche Werke in die Zone mit Quartierplanpflicht sei bereits erfolgt. Jetzt stehe die ganze Projektierung des Quartierplans inklusive Vorprojekt an, die gegen eine halbe Million Franken verschlingen würde.
Ob das Bauland, das sich im Eigentum der Gemeinde befindet, verkauft oder im Baurecht abgegeben oder ob eine Genossenschaft gegründet werden soll, seien Fragen, die sich auch in Anwil stellen. Ein Projekt mit zehn bis zwölf Wohneinheiten ist laut Ackermann geplant, allerdings sei die Finanzierung noch unklar. «Wir gehen von einem Investitionsvolumen von 8,6 Millionen Franken aus», erläutert der Jurist und angehende Anwalt, «doch wie soll das finanziert werden?» Eine Trägerschaft habe sich bereits gebildet, die das weitere Vorgehen diskutiert.
Doch zurück nach Kilchberg. Das Architekturbüro Salathé hat im Auftrag des Gemeinderats für das «Niederfeld» eine Potenzialstudie erarbeitet, und daraus verschiedene Möglichkeiten abgeleitet. Die Modelle wurden gezeigt: Terrassenhäuser, die als Eigentumswohnungen verkauft werden könnten, Varianten von Doppeleinfamilienhäusern und Mehrfamilienhäusern bis hin zu der vom Gemeinderat favorisierten Variante mit 13 eher kleinen Wohneinheiten. Dieses Projekt sei genossenschaftlich zu organisieren, so der Wunsch des Gemeinderats.
Kein «Gstürm» mit Ämtern
Die Diskussion wurde eröffnet und das Publikum nahm die elf auf Tischen präsentierten Varianten näher unter die Lupe. Gleichzeitig forderte Gemeinderätin Güdel die Anwesenden auf, ihre Meinung zu den Modellen auf den bereitliegenden Zetteln zu notieren: «Das dient uns in der weiteren Planung», sagte sie.
Nach regem Austausch fand man sich im Plenum wieder. Aus der Diskussion ging klar hervor, dass man kein weiteres «Gstürm» mit den Ämtern wolle. Die von der Gemeinde favorisierte Variante fand Anklang. Mehr noch: Zwei Einwohner erklärten sich bereit, eine Arbeitsgruppe ins Leben zu rufen, um eine Trägerschaft für die Variante des Gemeinderats zu finden.