Tritt auf die Ausgabenbremse
17.01.2025 Bezirk Waldenburg, Sport, Politik, Baselbiet, OberdorfInnert kurzer Zeit sind in Oberdorf Unterschriften für ein Referendum gegen den Beitrag zur Erneuerung des Kunstrasens zusammengekommen. Das Referendumskomitee lobt die Arbeit des FC, lehnt die Ausgabe angesichts der Finanzprobleme der Gemeinde aber ab.
Alan ...
Innert kurzer Zeit sind in Oberdorf Unterschriften für ein Referendum gegen den Beitrag zur Erneuerung des Kunstrasens zusammengekommen. Das Referendumskomitee lobt die Arbeit des FC, lehnt die Ausgabe angesichts der Finanzprobleme der Gemeinde aber ab.
Alan Heckel
Es war knapp, aber es reichte für ein Ja: Mit 71 zu 64 Stimmen bei 4 Enthaltungen stimmte die Oberdörfer Gemeindeversammlung Anfang Dezember dem Investitionsbetrag von 530 000 Franken für die Erneuerung des Kunstrasens auf der Sportanlage z’Hof zu. Doch schon unmittelbar nach der Versammlung erklärte Urs Vollmer, das Referendum ergreifen zu wollen, und begann Unterschriften zu sammeln. 156 waren nötig – trotz der Feiertage kamen innert kurzer Zeit mehr als doppelt so viele zusammen. Somit wird in Oberdorf am 18. Mai an der Urne über die Kausa Kunstrasen abgestimmt.
«So funktioniert unsere Demokratie», sagt Hansjörg Regenass. Für den Präsidenten des FC Oberdorf ist ohnehin klar, dass die Anlage eine neue Unterlage braucht. «Wir haben den ältesten Kunstrasen in der Region!» Die durchschnittliche Lebensdauer eines Kunstrasens beträgt 15 Jahre, derjenige «z’Hof» ist 18 Jahre alt. «Die Rasenfasern haben sich aufgelöst, es wird praktisch nur noch auf Gummigranulat gespielt», so Regenass.
Optionale Ausgaben minimieren
Das Referendumskomitee bestehend aus Vollmer, Thekla Beutler, Christoph Kissling und Reto Schäfer stellte sich am Mittwochabend im Rahmen einer Pressekonferenz erstmals der Öffentlichkeit und gab Einblick in seine Sichtweise. Dabei stellte das Quartett von Anfang an klar, dass es nichts gegen Fussball und den FC Oberdorf habe. Immer wieder fielen lobende Worte über die Arbeit, die der Verein leistet. Viel wichtiger ist dem Komitee allerdings, dass die verschuldete Gemeinde nicht noch höhere rote Zahlen schreibt.
Die Oberdörfer Schulden steigen steil an und nehmen von Jahr zu Jahr zu. «87 Prozent der Gemeindeausgaben sind gebunden, die restlichen 13 Prozent müssen wir unbedingt minimieren», hielt Beutler fest. Während andere externe Posten wie Schul-, Sozial- und Alterswesen systemrelevant sind, ist es der Fussball nicht. «Hier müssen wir auf die Schuldenbremse treten», forderte Schäfer. Und Kissling ergänzte: «In der Privatwirtschaft würde man in einer vergleichbaren Situation auch kein Geld ausgeben.» Für alle vier steht fest, dass mit einer Investition in dieser Höhe die Hürde der finanziellen Tragbarkeit überschritten und die Kreditwürdigkeit der Gemeinde weiter abnehmen würde.
Urs Vollmer hat den Kunstrasen selbst in Augenschein genommen und weiss um seinen Zustand. «Der Rasen ist über Jahre hinweg intensiv genutzt worden, das hat seine Spuren hinterlassen.» Er hielt aber auch fest, dass es keine Stolperfallen und Löcher gebe und deshalb keine Verletzungsgefahr bestehe. «Die Unterlage wird immer härter und geht in Richtung Turnhallenboden – doch in Turnhallen kann man auch Fussball spielen.» Vollmer stützt sich dabei auch auf eine vom FC Oberdorf veröffentlichte Studie, die allerdings aus dem Jahr 2021 stammt.
Klub zuständig für Sportplatz
Bei der Verlegung des letzten Oberdörfer Kunstrasens waren die Hauptbeiträge noch von Sponsoren gekommen, im von der Gemeindeversammlung abgesegneten Plan wäre das nicht der Fall. 185 000 Franken stammen vom Swisslos Sportfonds, 50 000 vom Verein und 530 000 von der Gemeinde. Ein viel zu hoher Betrag, finden die Mitglieder des Referendumskomitees und kritisieren den FCO dafür, in den vergangenen 15 Jahren keine Reserven für den neuen Kunstrasen gebildet zu haben. «Der Fussballklub erhält bereits jedes Jahr 40 000 Franken, während alle anderen Oberdörfer Vereine nichts kriegen», erklärte Vollmer.
Gemäss Hansjörg Regenass sorgt dieser Umstand für einen falschen Eindruck. Denn im Gegensatz zu den meisten anderen Orten herrsche in Oberdorf eine spezielle Konstellation: Normalerweise sei die Gemeinde für die öffentlichen Sportanlagen zuständig, in Oberdorf hingegen ist es der FCO. Die Gemeinde beteilige sich dafür jährlich mit 40 000 Franken an den Infrastrukturkosten – und fährt damit laut Regenass günstiger, als wenn sie für den Unterhalt verantwortlich wäre. Zudem ermögliche dieses Sonderkonstrukt dem Verein, Swisslos-Sportfonds-Gelder zu erhalten. «Damit helfen wir indirekt auch der Gemeinde», betont der Fussballer-Präsident, glaubt aber, dass das vielen Einwohnerinnen und Einwohnern nicht bewusst ist. Sie würden diesen Unkostenbeitrag quasi als Vereinsbeitrag anschauen. Diesem «der FC bekommt schon wieder was»-Denken wollen die Klubverantwortlichen in den kommenden Monaten bis zum Abstimmungstermin entgegenwirken. Ein entsprechendes Komitee soll gegründet werden. «Wir wollen die Leute mit sachlichen Argumenten überzeugen», sagt Regenass.
Sachliche Argumente wähnt auch das Referendumskomitee auf seiner Seite. «In der vorliegenden Finanzierungsform ist diese Investition abzulehnen», wiederholte Christoph Kissling am Mittwochabend, betonte aber, dass die Gegner der Investition dem FC Oberdorf bei der Suche nach anderen Finanzierungsmodellen Hand bieten würden. Darüber, wie diese aussehen könnten, möchte das Referendumskomitee nicht spekulieren: «Das ist Sache des Vereins.»