Für ein Wochenende Zentrum der volkstümlichen Kultur
Nach monatelanger Planung, Hunderten Arbeitsstunden und einem riesigen Gemeinschaftseffort fällt heute der Startschuss zum 33. Nordwestschweizer Jodlerfest. Wir haben uns bei den finalen Aufbauarbeiten im ...
Für ein Wochenende Zentrum der volkstümlichen Kultur
Nach monatelanger Planung, Hunderten Arbeitsstunden und einem riesigen Gemeinschaftseffort fällt heute der Startschuss zum 33. Nordwestschweizer Jodlerfest. Wir haben uns bei den finalen Aufbauarbeiten im «Jodlerdörfli» umgeschaut.
Melanie Frei
Seit Montag wird in Reigoldswil gehämmert und geschraubt. Am Mittwoch starteten die intensiven Hauptarbeiten für das 33. Nordwestschweizer Jodlerfest. Darunter für das «Jodlerdörfli», die Vortragsbühnen auf dem Tennisplatz und das Festzelt auf dem Schulhausplatz. André Minnig, Ressortleiter Infrastruktur im Organisationskomitee, hat uns zusammen mit Vizepräsident Werner Thommen inmitten der Bauarbeiten auf dem Dorfplatz empfangen.
Rund 30 Festwirtschaften verteilen sich über das «Jodlerdörfli», das sich rund um den Dorfplatz erstreckt – von der alten Gemeindeverwaltung bis zum Schulhausplatz. Zelte und mit viel Liebe auf «volkstümlich» getrimmte Hütten aus Holz prägen das Bild.
«Wir haben bei den örtlichen Vereinen eine Umfrage gemacht, wer beim ‹Jodlerdörfli› mitmachen will. Jeder kennt hier jeden – so hat sich schnell eine Struktur ergeben, wie sich die Vereine organisieren», sagt Thommen. Die grösste Hütte auf dem Dorfplatz, das «Chalet Zermatt», ist Zeugnis jener persönlichen Verbindungen: Das Chalet wird vom Skiclub Reigoldswil betrieben – aufgebaut von der Ziefner Hess Holzbau AG, deren Bauleiter Vereinsmitglied ist.
«Für die Platzierung der Zelte, Hütten und Scheunen musste im Vorfeld beim Kanton und bei Privatpersonen eine Bestätigung eingeholt werden. Beispielsweise für den Dorfplatz, der dem Kanton gehört, oder Garagen, Scheunen und Parkplätze, die von Anwohnern zur Verfügung gestellt wurden», sagt André Minnig. Raymond Tanner, der zweite OK-Vizepräsident, ging dafür bei den Reigoldswilern von Tür zu Tür. Es habe keine Probleme gegeben, und wenn doch, dann seien entsprechende Lösungen gefunden worden.
Die offene Kommunikation bezog auch die lokalen Gewerbetreibenden mit ein. Darunter die Denner-Filiale und der Coiffeursalon am Dorfplatz. Letzterer bleibt am Festwochenende geschlossen, da die Inhaberin das Fest selbst geniessen möchte.
Auch Übernachtungen möglich
Die Festwirtschaften werden von den Vereinen eigenständig aufgebaut, das OK liefert gegen eine Standgebühr die Infrastruktur: Tische, Bänke, Kühlschränke, Stromund Wasseranschlüsse. Getränke werden über das OK bezogen. Die Einnahmen verbleiben bei den Vereinen. «Die Möglichkeiten sind je nach Grösse und Personal unterschiedlich. Aber alle können sich präsentieren – und auch etwas verdienen», so Thommen.
Drei Zivilschutzregionen des Kantons sind im Einsatz und unterstützen das OK bei diversen Arbeiten im Zusammenhang mit dem Auf- und Abbau sowie während des Festes. Hinzu kommen zahlreiche Helferinnen und Helfer aus der Bevölkerung und benachbarten Vereinen, von denen viele in den Festwirtschaften mithelfen. «Ohne Zivilschutz und freiwillige Helferinnen und Helfer wäre das alles nicht zu stemmen», sagt André Minnig. Die Verantwortung für die Infrastruktur sei für ihn angenehm, denn: Für jede grössere «Baustelle» gebe es zuständige Leiter. Ein Beispiel seien die Bühnenaufbauten: Diese Aufgabe übernehme hauptsächlich die Firma Spektrum aus Bretzwil. «Sie kennen sich im Geschäft aus und kümmern sich auch um die Beleuchtung», so Minnig.
Wer das Fest an mehr als einem Tag geniessen möchte, muss nicht nach Hause fahren. Für Übernachtungen stehen in Arboldswil und Titterten Massenlager bereit, die auf Anmeldung buchbar sind. Die Stellplätze für Wohnmobile waren schon früh ausgebucht, es stehen aber noch Privatunterkünfte zur Verfügung. Genauere Informationen liefere die Website des Jodlerfestes, so Thommen und Minnig.
Den Verkehr im Blick
Die Verkehrsinfrastruktur ist laut dem Vizepräsidenten «der grösste Brocken» in der Vorbereitung gewesen. «Ganz autofrei konnten wir den Dorfkern nicht halten», erklärt er. Damit das volle ÖV-Angebot genutzt werden kann, muss der Bus Nummer 71 zwingend am Dorfplatz vorbei der Hauptstrasse folgen und kann erst beim Reigoldswiler Betonwerk beim Dorfeingang wenden. Der 70er-Bus fährt von Liestal aus bis zur Haltestelle «Linde» eingangs Reigoldswil. Von dort aus gelangen die Festbesucher entweder zu Fuss oder mit dem Shuttlebus direkt zum Gelände.
Die Busse verkehren im dichten Takt von 15 Minuten – ein beachtlicher logistischer Aufwand. «Allein das Aufgleisen dieser Verbindungen war eine Herausforderung – auch in finanzieller Hinsicht», sagt Thommen. Auch aus Lauwil ist keine direkte Zufahrt ins Dorf möglich: Aber auch hier wurden zusätzlich zum normalen Linienverkehr Shuttlebusse organisiert, die bei der Mehrzweckhalle halten und wenden. Den Shuttle-Betrieb übernimmt die IVB beider Basel – sie ist sonst im Behindertentransport tätig. Für mobilitätseingeschränkte Personen stehen somit ebenfalls bestens ausgerüstete Fahrzeuge zur Verfügung.
Es kann losgehen!
«Es ist eine grosse Herausforderung. Aber wir sind von diesem Konzept überzeugt», sagt Werner Thommen. «Wir sind gespannt auf die Besucherinnen und Besucher – und das Wetter sieht gut aus.» Dass am Ende nicht nur das Organisationskomitee, sondern auch die Vereine auf einen gelungenen Anlass zurückblicken können, wünscht sich Minnig: «Die besten Feste finden auf engem Raum statt – und mit Freude im Gesicht.»
Das Jodlerfest, an dem rund 1700 aktive Jodlerinnen und Jodler, Alphornbläserinnen und Alphornbläser sowie Fahnenschwingerinnen und -schwinger teilnehmen, beginnt heute offiziell um 17 Uhr mit der Eröffnung im Festzelt auf dem Schulhausplatz. Ab 18 Uhr ist das «Jodlerdörfli» für die über das Wochenende erwarteten 15 000 Besucherinnen und Besucher geöffnet.
Am Samstag folgen ganztägig Wettvorträge in den verschiedenen Kategorien und ein durchgehender Betrieb im «Jodlerdörfli». Höhepunkt ist der Sonntag mit dem Festakt um 10 Uhr, an dem Bundesrat Beat Jans und der Baselbieter Regierungspräsident Isaac Reber teilnehmen, gefolgt vom grossen Festumzug ab 14 Uhr zum Dorfplatz. Der Festumzug am Sonntagnachmittag wird per Livestream von CH Media im Auftrag der «bz Basel» übertragen und «regioTVplus» wird am Festakt und ebenfalls am Umzug dabei sein.