Sitzverteidigung geglückt
02.12.2025 Baselbiet, Gemeinden, Abstimmungen, BaselbietMarkus Eigenmann (FDP) gewinnt dank Unterbaselbiet
Der Baselbieter Freisinn hat seinen Sitz in der Baselbieter Regierung verteidigt. Markus Eigenmann entschied im zweiten Wahlgang der Ersatzwahl das Rennen mit 2745 Stimmen Vorsprung auf Sabine Bucher (GLP) für sich.
...Markus Eigenmann (FDP) gewinnt dank Unterbaselbiet
Der Baselbieter Freisinn hat seinen Sitz in der Baselbieter Regierung verteidigt. Markus Eigenmann entschied im zweiten Wahlgang der Ersatzwahl das Rennen mit 2745 Stimmen Vorsprung auf Sabine Bucher (GLP) für sich.
David Thommen
Für den Arlesheimer Markus Eigenmann sind am Sonntag 29 789 Stimmen abgegeben worden, seine Gegenkandidatin Sabine Bucher aus Sissach erhielt 27 044 Stimmen. Damit schlug Eigenmann die Landrätin der Grünliberalen um knapp 2750 Stimmen. Die Wahlbeteiligung betrug 33,3 Prozent.
Damit bleibt die FDP weiterhin in der fünfköpfigen Kantonsregierung vertreten – neben «Mitte», SP, Grünen und EVP. Das Szenario, dass die GLP einzieht und damit künftig drei kleine Parteien die Mehrheit in der Regierung stellen und die beiden grossen bürgerlichen Kräfte SVP und FDP auf der Oppositionsbank schmoren müssen, konnten die Bürgerlichen somit abwenden. Für diesen Fall wäre ein gewisser Stillstand in der Baselbieter Politik vorhergesagt worden.
SVP-Stimmen wanderten zur FDP
Die Ersatzwahl wurde nötig, weil die freisinnige Bildungsdirektorin Monica Gschwind (Hölstein) nach zehn Jahren im Amt per Ende Jahr zurücktritt. Anders als beim ersten Wahlgang traten die Bürgerlichen bei der zweiten Runde der Ersatzwahl geschlossen auf. Eigenmann galt als Favorit, vor allem, da die SVP nach dem ersten Wahlgang ihre Kandidatin Caroline Mall (Reinach) zurückgezogen hatte und den FDP-Kandidaten fortan unterstützte.
Beim ersten Wahlgang vom 26. Oktober hatte Bucher mit 1702 Stimmen Vorsprung auf Eigenmann das beste Ergebnis erzielt. Am Sonntag nun wanderten viele der SVP-Stimmen zu Eigenmann, wenngleich vielleicht nicht ganz im erwarteten Ausmass. Vor allem das Oberbaselbiet hielt der Sissacher GLP-Frau mehrheitlich weiterhin die Stange: Bucher entschied «ihren» Bezirk Sissach mit knapp 600 Stimmen Vorsprung für sich. Sie gewann in 16 Gemeinden, Eigenmann nur in 12 (in Tecknau resultierte mit 57:57 Stimmen ein Patt). Auch im Bezirk Liestal ging die GLP-Kandidatin als Siegerin vom Platz, wobei vor allem die «linke» Hauptstadt Liestal mit grossem Vorsprung für die von SP und Grünen unterstützte Bucher votierte. Im deutlich bürgerlich geprägten Bezirk Waldenburg schnitt Eigenmann mit einem Zufallsmehr von lediglich 111 Stimmen besser ab.
Sieg in 51 der 86 Gemeinden
Den Ausschlag für den Wahlsieg des Freisinnigen gab letztlich, dass er sein «Heimspiel» im einwohnerstärksten Baselbieter Bezirk Arlesheim deutlich gewinnen konnte. Hier lag der Arlesheimer Gemeindepräsident knapp 3200 Stimmen vor seiner Konkurrentin. Auch das Laufental stimmte klar für Eigenmann. Somit lag ein deutliches Resultat vor. Eigenmann hatte nach der Auszählung nicht nur mit fast 2750 Stimmen die Nase vorne, sondern hatte seine Konkurrentin auch in 51 der 86 Baselbieter Gemeinden geschlagen.
Dennoch lohnt sich ein Blick auf die Detailergebnisse. Dass die GLP-Kandidatin Bucher in etlichen kleinen Oberbaselbieter Dörfern wie Zeglingen oder Oltingen gleich einen Erdrutschsieg verbuchen konnte, dürfte nicht zuletzt daran gelegen haben, dass man den FDP-Kandidaten aus dem reichen Unterbaselbiet verhindern wollte. Noch bevor er für das kantonale Amt nominiert wurde, hatte Eigenmann mit einer Initiative für Aufsehen gesorgt: Darin forderte er, dass das Unterbaselbiet künftig weniger in den Finanzausgleich einzahlen solle. Das Oberbaselbiet wäre von dieser Entscheidung vermutlich negativ betroffen. Eigenmann habe am Sonntag dafür die Quittung erhalten, so die Deutung von Politikern, die am Sonntagnachmittag im Regierungsgebäude die Resultate kommentierten. Oberhalb der Hülftenschanz dürfe man nun mit einer gewissen Schadenfreude beobachten, wie der neu gewählte Regierungsrat seine eigene Initiative bodigen müsse. Das Kollegialitätsprinzip werde ihn dazu zwingen …
Anlass zu Spekulationen gaben die verhältnismässig vielen leer eingelegten Wahlzettel – knapp 4700 an der Zahl oder ein Anteil von 7,3 Prozent. Ungültig waren zudem 1,6 Prozent der eingelegten Stimmen. Eine der Vermutungen: Vor allem SVP-Wähler hätten sich wegen Eigenmanns positiver Haltung zu den EU-Verträgen nicht für den FDP-Mann aussprechen wollen. Betrachtet man Gemeinden mit einer treuen SVP-Wählerschaft, so wird diese Vermutung nur bedingt bestätigt. Die traditionell konservativ wählende Gemeinde Eptingen wies beispielsweise nur wenige leere Stimmzettel auf (5,7 Prozent), in der ebenfalls konservativen Gemeinde Hemmiken hingegen mochten tatsächlich überdurchschnittlich viele Wähler keinen Namen aufschreiben (11,3 Prozent). Mit gleich mehr als 15 Prozent leeren Wahlzetteln fiel Itingen auf. Dies dürfte daran liegen, dass bei grosser Stimmbeteiligung vor allem die lokale Abstimmung über den Biketrail interessierte (siehe Seite 3).
Wahlgewinner Eigenmann führte die vielen Leerstimmen darauf zurück, dass die politischen Differenzen zwischen ihm und Bucher gering waren, wodurch die Wahl für alle Pol-Wähler uninteressant geworden sei. Beobachter spekulierten am Sonntagnachmittag jedoch, dass die Erklärung auch weit profaner sein könne: Weder Eigenmann noch Bucher hätten es in einem zwar engagierten, inhaltlich aber lauen Wahlkampf geschafft, sich bekannt zu machen. Beim Ausfüllen des Wahlzettels sei vielen Wählern darum schlicht kein Name in den Sinn gekommen …
Tatsächlich war der Anteil leerer Stimmzettel aussergewöhnlich hoch, bestätigte gestern die Baselbieter Landeskanzlei. Dieses Phänomen war in etwas geringerem Ausmass allerdings bereits 2013 bei beiden Wahlgängen der letzten Regierungsratsersatzwahl zu beobachten.
Für Thomi Jourdan (EVP), der im Jahr 2013 als Vertreter einer Kleinpartei gegen Anton Lauber (CVP) einen ähnlichen Achtungserfolg wie nun Sabine Bucher erzielte, hat sich die Investition in diese Kandidatur übrigens ausbezahlt: Zehn Jahre später schaffte er den Sprung in die Regierung. Ob sie irgendwann auf eine ähnliche Spätwirkung hofft, liess Sabine Bucher am Abend des Wahlsonntags offen.


