Sekschülerinnen kämpfen für Projektarbeit
16.09.2025 Bezirk Sissach, Gesellschaft, Gemeinden, Bildung, GelterkindenEine Petition soll die Regierung zum Umdenken bewegen
Der Kanton hat ab dem Schuljahr 2026/27 diverse Einsparungen bei den Baselbieter Sekundarschulen angekündigt. Eine Gruppe von Gelterkinder Sekschülerinnen und -schülern wehrt sich gegen die Sparmassnahmen. Insbesondere ...
Eine Petition soll die Regierung zum Umdenken bewegen
Der Kanton hat ab dem Schuljahr 2026/27 diverse Einsparungen bei den Baselbieter Sekundarschulen angekündigt. Eine Gruppe von Gelterkinder Sekschülerinnen und -schülern wehrt sich gegen die Sparmassnahmen. Insbesondere soll die Projektarbeit ein Pflichtfach bleiben, fordern sie.
Carolina Mazacek
Vom Rotstift der Regierung zur Sanierung der Staatskasse bleibt die Bildung nicht verschont. Ab dem nächsten Schuljahr werden an den Baselbieter Sekundarschulen unter anderem zwei Wochenlektionen gestrichen und die Projektarbeit zum Wahlpflichtfach umgewandelt.
Gegen Letzteres wehrt sich eine Gruppe von Gelterkinder Sekundarschülerinnen und Schülern, die sich das OK «Junge Meinung» nennt. Es gehe dabei zu viel verloren, finden die jungen Leute, die für den Sparbeschluss keinerlei Verständnis haben. Denn die Projektarbeit sei sowohl bei der Schülerschaft als auch bei der Lehrerschaft ein Höhepunkt der Sek-Schulzeit. Zudem hätten viele schon einige Ideen für ihre Projektarbeit, erzählt Melissa, eine von neun Schülerinnen und Schülern, die das OK «Junge Meinung» bilden.
Um sich ein Bild zu machen, wer sich mit dem Anliegen der Kerngruppe identifiziert, hat das OK eine Whatsapp-Gruppe erstellt. Zu seiner eigenen Überraschung schlossen sich schon am ersten Tag ungefähr 300 Schüler der Gruppe an. Am zweiten Tag zählte sie bereits 500 Mitglieder verschiedener Klassenstufen, mehrheitlich aus den Sekundarschulen Gelterkinden und Sissach. Aber auch Liestal und Reigoldswil seien vertreten, sagt Leandra. Von der Lehrerschaft erhielten sie Zuspruch und Unterstützung.
Niveau- und klassenübergreifend
Bei der Projektarbeit handelt es sich um eine Partnerarbeit, die in der dritten Klasse entwickelt wird. Sie umfasst ein Projekt, dessen Dokumentation und Präsentation sowie in der Regel eine abschliessende Ausstellung aller Projektarbeiten. Dafür ist eine Lektion pro Woche reserviert und die Schüler werden dabei von Coaches unterstützt.
Zusätzlich steht eine Projektwoche für die Arbeit zur Verfügung. «Am tollsten ist, dass die Projektarbeiten klassenund niveauübergreifend stattfinden», findet Danilo.
Zeit zu erhalten, in der man an etwas arbeiten kann, was einen persönlich interessiert, erachtet die Gruppe als sehr wertvoll. Für Schüler, die sich im Schulalltag schwertun, sei dies eine Chance, ihre Stärken und Interessen zu zeigen. Das sei nicht zuletzt bei der Suche nach einer Lehrstelle sehr hilfreich.
Deshalb findet das OK «Junge Meinung», dass die Projektarbeit Pflicht bleiben soll. Die Umwandlung in ein Wahlpflichtfach würde vieles zerstören, befürchtet die Gruppe. Maëlle betont: «Die Projektarbeit soll künftig benotet werden, was zu Leistungsdruck führt und für das Zeugnis wichtig sein wird.» Beim aktuellen Modell hingegen gebe es lediglich eine Bewertung und ein Zertifikat.
Und da es auch im Wahlpflichtfachbereich zu einer Umstrukturierung kommt, werde das Entscheiden zwischen Musik, Textiles und Technisches sowie Bildnerisches Gestalten, Lingua, Mint (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) und Projektarbeit den Schülern nicht leichtfallen. Für das OK steht ausser Frage: «Es wird nicht dasselbe sein: Es wird keine Projektwoche, keine Ausstellung und kein Gemeinschaftsgefühl mehr geben.»
Die Gelterkinder Schüler stört es, dass sie, die Betroffenen, vor dem Entscheid des Bildungsrats nicht angehört worden sind. Aus diesem Grund bereiten sie eine Petition vor, um Druck auf die Regierung auszuüben, damit sie sich mit dem Anliegen befasst. Was die anderen Änderungen des Sparprogramms betrifft, hält es das OK für sehr sinnvoll, den Halbklassenunterricht in Medien und Informatik zu streichen. «Wir sind in die digitale Welt hineingeboren», sagt Linda. Ebenfalls als sinnvoll erachten sie die zusätzlichen Lektionen für die berufliche Orientierung. Denn es brauche Zeit, um herauszufinden, für welchen Beruf man sich entscheiden soll. Sie lehnen jedoch die Streichung von zwei Lektionen in der zweiten und dritten Klasse ab, da dadurch wertvoller Unterricht verloren ginge.
Ihnen ist aber klar, dass es unter den Schülern einige gibt, die diesen Entschluss akzeptieren oder sogar begrüssen. Ob diese Änderung rechtzeitig für die zukünftigen Drittklässler rückgängig gemacht werden kann, halten sie für unwahrscheinlich. «Aber wir arbeiten daran», sagt Lia voller Hoffnung.
Änderungen in der Stundentafel 2026/27
cam. Nach der Regierung hat auch der Bildungsrat kürzlich beschlossen, im zweiten und dritten Sekundarschuljahr je zwei Lektionen zu streichen. Dadurch entfällt in der dritten Klasse unter anderem die bisher obligatorische Projektarbeit. Sie wird künftig als Wahlpflichtfach geführt. Weitere Änderungen lauten: In der ersten Sekundarklasse entfällt der Halbklassenunterricht im Fach Medien und Informatik. Die Begründung ist, dass die Schülerschaft gute Vorkenntnisse aus der Primarschule mitbringt. In der zweiten Sekundarklasse wird die Ganzklassenlektion im Fach Hauswirtschaft abgeschafft, während die Zahl der Lektionen im Fach Berufliche Orientierung von einer auf zwei erhöht wird. Der Wahlpflichtbereich wird von vier auf zwei Lektionen reduziert. In der dritten Klasse bleibt die Anzahl Wahlpflichtfächer gleich, aber die Ganzklassenlektion in Hauswirtschaft wird ebenfalls gestrichen. Die überarbeitete Stundentafel soll die Schülerschaft entlasten und die Bedeutung der beruflichen Orientierung berücksichtigen.