Schulschwimmen geht baden
02.07.2024 Baselbiet, Bildung, BaselbietOberbaselbiet | Umständliche Anreise und fehlende Ausbildung als Begründung
Ausser Sissach und Itingen unterrichten alle Oberbaselbieter Primarschulen in den Gemeinden mit einer Badi ihre Schüler im Schwimmen. Bei den restlichen befragten Schulen ist der ...
Oberbaselbiet | Umständliche Anreise und fehlende Ausbildung als Begründung
Ausser Sissach und Itingen unterrichten alle Oberbaselbieter Primarschulen in den Gemeinden mit einer Badi ihre Schüler im Schwimmen. Bei den restlichen befragten Schulen ist der weite und zeitintensive Weg oder die mangelnde Ausbildung der Grund für den Verzicht.
Nikolaos Schär
Der Schwimmunterricht ist laut Lehrplan der Volksschulen Baselland ein wesentlicher Bildungsbeitrag und ein Teil der ganzheitlichen körperlichen Grundbildung. Dieser ist grundsätzlich obligatorisch, sofern die Schulen Zugang zu den nötigen Infrastrukturen haben, heisst es in der Antwort des Regierungsrats vom Dezember 2022 auf das Postulat «Schwimmunterricht an der Volksschule», das Mirjam Locher (SP) einreichte.
Die Geschäftsprüfungskommission Sissach rügte in ihrem jüngsten Bericht die Primarschule dafür, dass sie mit ihren Schülern keinen Schwimmunterricht durchführe, obwohl die Schule mit dem Freibad Sissach die Möglichkeiten dazu habe (die «Volksstimme berichtete). Auf Anfrage sagte die Sissacher Schulratspräsidentin Simone Rickenbacher, dass eine mögliche Einführung in Absprache mit der Schulleitung nach den Sommerferien geprüft werde.
Itingen verfügt ebenfalls über ein Freibad und bietet keinen Schwimmunterricht an, wie Schulleiter Thomas Weisskopf gegenüber der «Volksstimme» bestätigte. Zu den Gründen wollte er jedoch nicht Stellung nehmen. Der Itinger Schulratspräsident Basil Gygax machte geltend, dass sich das örtliche Freibad für den Schwimmunterricht nicht eigne, da es unbeaufsichtigt sei – der Baselbieter Bäderrat ist laut Kanton ebenfalls der Meinung, dass die Badi Itingen für den Unterricht nicht geeignet ist. Warum dies der Fall ist, obwohl das Freibad in Zunzgen wesentlich kleiner als jenes in Itingen ist, konnte nicht in Erfahrung gebracht werden.
Jedenfalls geht aus den Empfehlungen des Amts für Volksschulen nicht hervor, dass ein Bademeister für die Durchführung des Schwimmunterrichts nötig ist. Laut dem Gelterkinder Schulleiter Martin Kobel sind lediglich die Brevets des Schweizerischen Lebensrettungsverbands (SLRG) oder Ähnliches erforderlich. Doch auch dies sei nur eine Empfehlung, die seiner Meinung nach auf jeden Fall einzuhalten sei – aus rechtlichen Gründen, falls ein Unfall passieren sollte.
Die Primarschule Zunzgen führt im Sommer regelmässig Schwimmunterricht durch, obwohl das Freibad in Zunzgen ebenfalls nicht beaufsichtigt ist. Laut dem Schulleiter Thomas Flückiger nimmt die Schule jedoch zwei zusätzliche Personen mit, um die Sicherheit der Schülerinnen und Schüler zu gewährleisten. Der Unterricht werde erst ab der 3. Klasse durchgeführt, mit dem klaren Ziel, dass zum Abschluss der 6. Klasse alle Schulkinder den «Water-Safety-Check» der Beratungsstelle für Unfallverhütung (BFU) bestehen.
In Zunzgen geht es auch
Die Kreisschule Buus-Maisprach bietet laut Schulleiterin Daniela Vujanovic Schwimmunterricht sogar schon ab dem 2. Kindergartenjahr an. Bis und mit der 3. Klasse erhält jedes Kind zehn Mal im Jahr vor den Sommerferien in Zusammenarbeit mit dem Schwimmklub Gelterkinden Schwimmunterricht im Freibad Buus – sofern es das Wetter zulässt.
Ähnlich tönt es in Waldenburg, wo es ebenfalls ein Freibad gibt. Die Primarschule hat laut Schulleiterin Sandra Flückiger eine Lehrperson mit den nötigen Kursen, die den Schülerinnen und Schülern ab der 3. Klasse das Schwimmen beibringt. Jedoch sei ihre Primarschule die einzige im Tal mit Schwimmunterricht.
Was auf einen Umstand hindeutet, mit dem auch andere Schulen Mühe bekunden: Besitzt eine Gemeinde kein Hallen- oder Freibad, wird es für die Primarschulen schwierig. Michelle Schoch, Schulleiterin der Kreisschule Homburg (Buckten, Känerkinden, Wittinsburg, Rümlingen und Häfelfingen), sagt, dass es für sie aus logistischen Gründen nicht möglich sei, Schwimmunterricht anzubieten: «Bis wir in Liestal oder Gelterkinden sind, ist der halbe Morgen bereits vorbei.» Nur einzelne Ausflüge in die Badi Sissach über den Sommer seien möglich. Auch die Kreisschule Eptingen-Diegten-Tenniken (TED) bietet keinen Schwimmunterricht an.
Eine Sonderstellung hat Gelterkinden, wo sich neben Liestal das einzige Hallenbad in der Region befindet. Dies wirkt sich direkt auf das Angebot des Schwimmunterrichts aus.
Alle 18 Klassen erhalten im 2-Wochen-Rhythmus in der Doppelstunde Turnen Schwimmunterricht. Das reicht laut Kobel, um 45 Minuten im Wasser zu sein. Jede Lehrperson muss die nötigen Schwimmkurse absolvieren, die sogar im Hallenbad in Gelterkinden angeboten werden. «Es ist wichtig, dass die Kinder schwimmen können, ausserdem macht es auch Spass», sagt Kobel.
In Tecknau ist der Wille vorhanden
Im Gegensatz zur Primarschule Ormalingen, die keinen Schwimmunterricht durchführt, gehen die Primarschüler aus Tecknau wöchentlich ins Hallenbad, obwohl Tecknau als Nachbargemeinde Gelterkindens kein Schwimmbad besitzt und darum nicht verpflichtet wäre, schwimmen zu lehren. Dies ist auf die Eigeninitiative von Tecknau sowie von Yves Widmer, Lehrer und Mitglied des Schwimmklubs Gelterkinden, zurückzuführen. «Ich habe natürlich alle vorhandenen Kurse gemacht», so Widmer. Die erforderlichen Kapazitäten im Hallenbad zu bekommen, sei jedoch eine Herausforderung gewesen. Oft habe es nur zu für die Schulen ungünstigen Zeiten wie über den Mittag oder nach 17 Uhr freie Wasserflächen. Er habe lange an einem Plan basteln müssen, um den Schwimmunterricht für die Primarschule zu ermöglichen. Es sei jedoch ein besonderes Anliegen von ihm, diesen anbieten zu können, denn auch für ihn gilt: «Die Kinder müssen schwimmen können, schon alleine aus Sicherheitsgründen.»
Auch einen Grund, keinen Schwimmunterricht an den Primarschulen durchzuführen, ist das mangelnde Sicherheitsempfinden der Lehrpersonen, die sich trotz vorhandener Kurse den Schwimmunterricht nicht zutrauen. So heisst es zumindest im Bericht des Regierungsrats zum Postulat Locher. Weiter wird im Bericht erwähnt, dass auch die Eltern in der Verantwortung stünden, ihren Kindern das Schwimmen beizubringen.
Der Anspruch des Lehrplans, allen Schulkindern das «sichere» Schwimmen beizubringen, scheint an den Realitäten in manchen Primarschulen im Oberbaselbiet zu scheitern. Gegenüber den Primarschulen habe der Kanton jedoch keine Handhabe, da die Gemeinden als Träger der Primarschulen in der Verantwortung stehen, wird im Bericht festgehalten.