Neue Veranstalter, alte Bedenken
28.10.2025 Bezirk Liestal, Baselbiet, Natur, Lausen«Gecko-Food» hat die Reptilienbörse übernommen
An der Baselbieter Reptilienbörse in Lausen soll Wissen vermittelt werden, während exotische Tiere den Besitzer wechseln. Dagegen regte sich am Wochenende erneut Widerstand von Aktivisten. Die ...
«Gecko-Food» hat die Reptilienbörse übernommen
An der Baselbieter Reptilienbörse in Lausen soll Wissen vermittelt werden, während exotische Tiere den Besitzer wechseln. Dagegen regte sich am Wochenende erneut Widerstand von Aktivisten. Die Börsenbetreiber sehen das gelassen.
Daniel Aenishänslin
Noch immer züngeln Schlangen, krabbeln Spinnen, wuseln die Besucherinnen und Besucher durch die Gänge der etwas anderen Tierausstellung. Doch die 24. Baselbieter Reptilienbörse steht für einen Neuanfang. Die Börse in der Lausner Mehrzweckhalle Stutz ist in die Hände von «Gecko-Food» übergegangen.
Das Gründungspaar, Markus und Cornelia Borer, ist vom Laufental ins Maggiatal umgezogen. «Logisch bin ich etwas wehmütig», sagt Markus Borer, «das ist mein Baby.» Ein Baby, das Publikum aus der ganzen Schweiz, Deutschland und Frankreich anzieht. «Wir haben übernommen, weil unsere Vorgänger eine junge Truppe suchten», sagt Gregor Zaugg von «Gecko-Food». Die vier Neuen sind alle um die 30.
Die Idee zur Reptilienbörse kam Markus Borer 1999. Damals gab es noch keine in der Region. Borer und seine Frau Cornelia starteten 2001 im Therwiler Pfarreiheim ins Abenteuer. Die erste Baselbieter Reptilienbörse wurde sogleich zum Erfolg und zog ein Jahr später weiter ins geräumigere Kultur- und Sportzentrum von Münchenstein. Die Börse wuchs weiter. Seit 2007 ist die Reptilienbörse in der Lausner Mehrzweckhalle Stutz beheimatet und zwischenzeitlich zur grössten Reptilienbörse der Schweiz herangewachsen.
Mit 69 verschiedenen Ständen seien in diesem Jahr weniger Anbieter zugegen, die Menge der Tische sei jedoch dieselbe geblieben. Gregor Zaugg sagt: «Die Stände sind optisch attraktiver, wir haben weniger Tiere, dagegen mehr fürs Terrarium.» Ebenso das passende Futter, die richtige Beleuchtung und ausgefeilte Beregnungsanlagen. «Das Wichtigste ist der Austausch mit Fachkundigen aus dieser Ecke der Tierwelt», so Zaugg.
Aktivisten mahnen
Während sich in der Halle die Menschen irgendwo zwischen erstaunt und begeistert zeigen, die Züchterinnen und Züchter ihren Stolz nicht verbergen können, findet in unmittelbarer Nähe zur Mehrzweckhalle Stutz eine stille Demonstration statt. «Tiere sind keine Ware», ist auf einem Transparent zu lesen.
Passanten kommen mit Demonstrantinnen ins Gespräch. Kopf der Gegenbewegung ist Tierrechtsaktivist Olivier Bieli. Diese Exoten übten auf einige eine derartige Faszination aus, dass sie sich ein Exemplar ins Wohnzimmer oder gar Kinderzimmer holten, «ohne jegliche Rücksicht auf die Bedürfnisse der betroffenen Tiere».
Bieli argumentiert, Reptilienbörsen seien grundsätzlich auf Umsatz aus und «hochproblematisch». Dabei werde auch vor dem Verkauf von Wildfängen nicht Halt gemacht. «Dies gefährdet direkt wichtige Ökosysteme», sagt Bieli, «durch Einfangpraktiken und Transport sterben zahllose Tiere.» Auf Tierbörsen würden anspruchsvolle Wildtiere an Menschen ohne Vorwissen und Skrupel «verhökert». Politik und die zuständigen Behörden schauten weg. Olivier Bieli: «Hier fehlt konsequentes Durchgreifen.»
«Leben und leben lassen»
Veranstalter Gregor Zaugg erwidert auf die Demonstration angesprochen: «Wir gehen gelassen damit um; ich sage immer, leben und leben lassen.» Eigentlich würden sich ja beide Seiten für die Tiere einsetzen, ergänzt Mitveranstalter Sandro Matter. «Von dem her ist es ein Miteinander», sagt Zaugg. Die Macherinnen und Macher der Baselbieter Reptilienbörse würden sich an alle gesetzlichen Vorgaben halten und dafür sorgen, dass die Tiere geschützt und nicht unnötigem Stress ausgesetzt seien.
Zaugg erklärt, die Reptilienbörse sei ein Ort, wo man sich austauscht, orientiert, Dinge sieht und findet, die man später gebrauchen könne. «Hingegen kaufen Leute, die noch nicht im Thema drin sind, hier eher nicht», so Zaugg. Seiner Ansicht nach sei den Leuten inzwischen bewusst geworden, welche Verantwortung damit einhergeht, wenn sie Haustiere halten würden.
Ein Vierteljahrhundert war der 59-jährige Markus Borer mit seiner Frau Cornelia der Motor, der die Baselbieter Reptilienbörse anschob. Zumindest in diesem Jahr schaut er noch einmal vorbei. Er sei dazu nicht mehr motiviert wie zuvor. Nun geniesst er zu schauen, statt zu weibeln. Auch hätten Überlegungen zur Gesundheit dazu geführt, dass er die Börse in andere Hände gegeben habe. «Das ist mein Lebenswerk», sagt er, «ich habe meinen Teil dazu beigetragen, dass Reptilien besser verstanden werden.»





