Früchte können auch unter Regendächern aufplatzen
Der Behang der Kirschbäume ist gut, die Ernteerwartungen für Tafelkirschen aus gedeckten Anlagen entsprechend hoch. Hingegen ist die Ernte von ungedeckten Bäumen ruiniert, wenn es nicht bald zu einer ...
Früchte können auch unter Regendächern aufplatzen
Der Behang der Kirschbäume ist gut, die Ernteerwartungen für Tafelkirschen aus gedeckten Anlagen entsprechend hoch. Hingegen ist die Ernte von ungedeckten Bäumen ruiniert, wenn es nicht bald zu einer Wetterbesserung kommt.
Christian Horisberger
Seit dieser Woche herrscht bei den Baselbieter Obstbauern Hochbetrieb. Die Kirschen-Hauptsaison hat begonnen, der Markt kann jetzt vollständig mit den süssen Früchten aus der Schweiz versorgt werden. Die Ausgangslage für eine grosse Ernte ist ausgezeichnet: Aufgrund des üppigen Behangs der Bäume rechnet der Schweizer Obstverband mit einer Erntemenge von gut 2600 Tonnen Tafelkirschen. Die Obstbauern in der Nordwestschweiz steuern dazu voraussichtlich rund 800 Tonnen bei.
Trotz der Regenfälle seien die Kirschenkulturen in einem guten Zustand und die Qualität der Früchte ausgezeichnet, meldete der Obstverband vor einer Woche. Dies bestätigt Ernst Lüthi, Präsident des Baselbieter Obstverbands, auf Anfrage. «Es ist erstaunlich, wie gut die Kirschen sind», sagt er, denn sie bräuchten für die Entwicklung und den Zucker viel Sonne. Und diese liess sich in den vergangenen Wochen seltener blicken als zu dieser Jahreszeit üblich.
Grosse Menge auf einen Schlag
Es ist überhaupt ein spezielles Jahr: Die Kirschbäume blühten zwei Wochen früher als sonst, durch die anschliessende Kälte verzögerte sich die Entwicklung der Früchte – der Vorsprung wurde wieder eingebüsst. «Da sich die Reife der frühen Sorten stärker verzögerte als bei den späten, fällt voraussichtlich in kurzer Zeit eine sehr grosse Erntemenge an», erklärt David Schneider, zuständig für den Obstbau am Zentrum Ebenrain. Für die Obstbauern bedeute dies sehr viel Arbeit gleichzeitig. «Wenn es jetzt heiss wird, geht es sehr schnell», sagt auch Lüthi. Bleibe das Wetter hingegen unverändert, werde sich die Haupternte bis zum 20. Juli hinziehen.
Was bedeutet der viele Regen für die Tafelkirschen, die zum allergrössten Teil unter Regendächern reifen? Die Dächer schützten die Früchte zwar vor direktem Regen, erklärt David Schneider. Gleichzeitig verhinderten sie aber eine gute Durchlüftung der Kirschbaum-Anlagen. Die Luftfeuchtigkeit bleibe dadurch hoch und das Wasser aus der Luft werde von den Kirschen aufgenommen. Sind diese bereits reif, könnten sie dadurch aufplatzen. Mit der Wärme und Feuchte entwickelten sich in den Verletzungen sehr rasch Pilzkrankheiten. Der Ramlinsburger Obstbauer Lüthi hat in seinen Kirschbaumanlagen bereits geplatzte Früchte festgestellt, gravierend sei das Problem bisher aber noch nicht.
Noch kein Thema ist in der Region die Kirschessigfliege, wie die Fachleute übereinstimmend sagen. Der Fliege sei es bisher zu kalt und zu nass gewesen. Sobald es wärmer wird, könne sich das rasch ändern. Zur Abwehr des Schädlings setzen die Obstproduzenten Netze (in gedeckten Anlagen) sowie Insektizide ein.
Eine schlechte Prognose stellt Ernst Lüti ungedeckten Kirschbäumen – Hoch- und Halbstämmen, deren Früchte von Landwirten oft direkt vermarktet, an die Lebensmittelindustrie verkauft oder gebrannt werden. «Wenn der Regen nicht bald aufhört, ist alles kaputt», sagt er. Wegen der nassen Böden könnten Pflanzenschutzmittel nicht effizient ausgebracht werden, dadurch hätten Pilzkrankheiten und die Kirschessigfliege leichtes Spiel.