Nachfolgen für 80 Praxen gesucht
01.07.2025 BaselbietVersorgung trotz Hausärztemangels gesichert
In den nächsten zehn Jahren müssen im Bezirk Waldenburg die Hälfte, im Bezirk Sissach über ein Drittel der Hausärzte wegen Pensionierungen abgelöst werden, schreibt die Regierung in der Antwort auf eine ...
Versorgung trotz Hausärztemangels gesichert
In den nächsten zehn Jahren müssen im Bezirk Waldenburg die Hälfte, im Bezirk Sissach über ein Drittel der Hausärzte wegen Pensionierungen abgelöst werden, schreibt die Regierung in der Antwort auf eine Interpellation.
Peter Sennhauser
35 Prozent der Baselbieter Hausärzte sind 60 Jahre oder älter – diese alarmierende Zahl hat die Regierung zu einer bemerkenswert ausführlichen Antwort auf eine entsprechende Interpellation von Landrat Stefan Meyer (SVP) bewogen. Das Fazit fällt einigermassen gelassen aus: Die hausärztliche Versorgung sei derzeit «bedarfsdeckend», schreibt der Regierungsrat.
Dennoch räumt die Regierung ein, dass innerhalb der nächsten zehn Jahre rund 80 Praxen im ganzen Kanton eine Nachfolgelösung finden müssen – dies entspricht einem Drittel aller Grundversorgerpraxen. Nicht zuletzt im Oberbaselbiet zeichnet sich eine problematische Entwicklung ab.
Die Regierungsanalyse zeigt: Im «Notfallkreis», der den Bezirk Sissach umfasst, praktizieren derzeit 1,1 Hausärzte pro 1000 Einwohner, im «Notfallkreis» Waldenburg sind es 1,4 – beide Werte liegen zwar noch über dem Zielwert von 1,0, doch die Altersstruktur der Ärzte sei besorgniserregend: Viele Praxen in beiden Bezirken stehen vor einem Generationenwechsel.
Verschärfend kommt hinzu, dass auch die Patienten im Oberbaselbiet stark altern. Die kantonale Altersprognose zeigt: Die Zunahme an Betagten und Hochbetagten wird in den Bezirken Sissach und Waldenburg überdurchschnittlich ausfallen. Bis 2050 wächst der Anteil der über 80-Jährigen kantonal von 6,4 auf 12,8 Prozent. «Die kantonale Altersprognose zeigt, dass die Zunahme an Betagten (65+) und Hochbetagten (80+) in den Regionen Laufental, Oberbaselbiet und Waldenburgertal am grössten ausfallen wird», schreibt die Regierung.
Gleichzeitig sind im Oberbaselbiet viele der heutigen Hausärzte Einzelkämpfer: 70 Prozent der Praxen mit Nachfolgebedarf sind Einzelpraxen. Sie sind schwieriger zu übergeben, da das wirtschaftliche Risiko auf einer Person lastet und administrative Aufgaben nicht geteilt werden können. Die Aussage bestätigt die Warnungen des Co-Präsidenten der Baselbieter Kinder- und Hausärzte, dem Gelterkinder Christian Gürtler: «Wir brauchen für jeden Hausarzt oder jede Hausärztin, die aufhört, zwei bis drei Nachfolger», sagte er im Interview mit der «Volksstimme» im März. Die Regierung setzt auf bekannte Mittel: Das seit 2009 laufende Förderprogramm für Assistentenstellen in Hausarztpraxen soll weitergeführt werden. Von den bisher geförderten Ärzten arbeiten heute zwei Drittel in der Hausarztmedizin, drei Viertel davon bleiben im Kanton.
«Nurse Practitioner» fördern
Künftig will die Regierung verstärkt auf Gruppenpraxen und Gesundheitszentren setzen – gerade für das Oberbaselbiet könnte dies eine Lösung sein. Diese böten Vorteile wie geteilte administrative Lasten und Möglichkeiten zur Teilzeitarbeit. Eine wichtige Rolle sollen auch speziell ausgebildete Pflegefachkräfte «Advanced Practice Nurses» spielen, die Hausärzte entlasten könnten.
Die Regierung ist optimistisch: «Die schon 2016 prognostizierten Ausfälle konnten kompensiert werden – auch in ländlichen Gebieten.» Christian Gürtler warnt hingegen: «Wir bilden zu wenig aus und beziehen zu viel Fachwissen aus dem Ausland.»