Mit dem Dirigentenstab statt der Sparkeule
13.06.2025 Baselbiet, Bildung, Gemeinden, Politik, BaselbietMonica Gschwind brachte Ruhe ins Bildungswesen
Angetreten war sie als konservative Sparpolitikerin. Im Amt hat sich Monica Gschwind aber einen Namen als unbeirrbare, auf Lösungen und Kompromisse bedachte Sachpolitikerin gemacht.
Peter Sennhauser
...Monica Gschwind brachte Ruhe ins Bildungswesen
Angetreten war sie als konservative Sparpolitikerin. Im Amt hat sich Monica Gschwind aber einen Namen als unbeirrbare, auf Lösungen und Kompromisse bedachte Sachpolitikerin gemacht.
Peter Sennhauser
Schon im Wahlkampf kündigte sie Sparmassnahmen im Bildungswesen an. Als Bildungsdirektorin ab 2015 musste Monica Gschwind diese – in weiten Teilen von ihrem sozialdemokratischen Vorgänger Urs Wüthrich vorbereiteten – Einschnitte dann durchsetzen.
Der dossierfesten Finanzpolitikerin fielen als Treuhänderin, Hölsteiner Gemeindepräsidentin und GPK-Mitglied im Landrat klare Entscheide und deutliche Worte nicht schwer. Schon 2012, kurz nachdem sie in den Landrat nachgerückt war, erregte Gschwind als Parlamentarierin Aufsehen: In der Geschäftsprüfungskommission kritisierte sie nicht nur die Gesundheitspolitik des damaligen CVP-Regierungsrats Peter Zwick mit überdeutlichen Worten, sondern verschonte auch die eigene Kommission und deren Zurückhaltung in keiner Weise. Mit den Medien stets auf professioneller Distanz, erweckte die verheiratete Mutter zweier Töchter aber zu keinem Zeitpunkt auch nur den Anschein, irgendeine ihrer Entscheidungen oder politischen Äusserungen für die Galerie und damit für die eigene politische Karriere zu machen.
Die freisinnige Sachpolitikerin war im Zweckverband der Bürgerlichen Zusammenarbeit «Büza» als konservative und sparwillige Kandidatin für die Nachfolge des SP-Bildungsdirektors Urs Wüthrich lanciert worden. Die Freisinnige hätte damals indes durchaus auch als SVP-Anhängerin durchgehen können, so die Einschätzung der Kommentatoren in den Medien.
Allerdings verdankte sie ihre Wahl nicht zuletzt dem Mitte-Links und grün verorteten Komitee «Starke Schule Baselland». Diese überaus aktive Lobbygruppierung bekämpfte mit zahllosen Initiativen die Bildungsharmonisierung und namentlich den Lehrplan 21. Wie Gschwind favorisierte das Komitee die klassische, fächerorientierte Wissensvermittlung an der Volksschule. Bei der SP und den Grünen sorgte die massive Unterstützung der freisinnigen Kandidatin aus den eigenen Reihen für heftige Auseinandersetzungen.
Selbstbewusst und beharrlich
Nach der Wahl zeigte sich allerdings, dass sich Gschwind nicht hatte vereinnahmen lassen: Selbstbewusst wandte sie sich gegen die in ihren Augen kompromisslose Haltung der «Starken Schule» und deren «12. Initiative». Sie verordnete dem Bildungswesen unter dem Titel «Marschhalt» eine Pause in der Umsetzung der zahllosen Initiativen, Anliegen und Reformen. In den folgenden Jahren zeigte sie, dass sie die Kakophonie in der Bildungspolitik mit dem Dirigentenstab nachhaltiger zur Harmonie zu bringen vermochte als mit der Sparkeule. Mit Geduld und Gesprächen gewann sie nach und nach Boden für ihre Positionen und immer mehr Anerkennung von allen Seiten.
Im Bildungswesen kehrte mehr Ruhe ein. Das attestierte ihr auch der in der Regel sehr kritische Lehrerinnen- und Lehrerverein Baselland wiederholt. Monica Gschwind hat über die Jahre die Grundkompetenzen der Baselbieter Schülerinnen und Schüler gestärkt, wie nicht zuletzt aktuelle kantonale Vergleichszahlen zeigen. Nachdem die Erziehungsdirektorinnen- und Erziehungsdirektoren-Konferenz (EDK) den Lehrplan 21 von der verbindlichen Fassung zur «Mustervorlage» herabstufte, wurde der Weg frei für den von Gschwind seit dem Wahlkampf geforderten, mehr auf stoffliche Inhalte ausgerichteten «Lehrplan Volksschule Baselland». Er verhalf den Reformprojekten im Baselbiet zu mehr Akzeptanz.
Schliesslich konnte die Sparerin auch den Schritt vom Ab- zum Ausbau gehen. Wie versprochen, stärkte sie die klassischen Bildungsthemen mit dem Massnahmenpaket «Zukunft Volksschule», für das der Landrat 50 Millionen Franken bereitstellte. Das 2022 gestartete Programm soll insbesondere die Grundkompetenzen in Deutsch, Mathematik, Medien und Informatik sowie die Lesefähigkeit fördern.
Zuletzt wurde Gschwind unter Beschuss genommen, als Baselland den Uni-Campus auf dem «Dreispitz» sistierte. Sie liess sich nicht aus der Reserve locken und blieb beharrlich beim Argument, die Finanzierung der Universität müsse prioritär gesichert werden. Mit welcher Ausdauer die passionierte Rennradfahrerin an ihren Zielen festhält, zeigt übrigens auch die «Täli Treuhand M. Gschwind»: Ihre Einzelfirma ist nach wie vor im basellandschaftlichen Handelsregister eingetragen und aktiv.