Millionengrab oder Zukunftsprojekt?
25.09.2025 Bezirk Waldenburg, Baselbiet, Finanzen, ZiefenVerhärtete Fronten vor der Abstimmung der Bürger über den «Rössli»-Nachtragskredit
Die Sanierung des ehemaligen Ziefner Restaurants Rössli war Thema einer Veranstaltung der Bürgergemeinde. Beim Informationsabend trafen Gegner und Befürworter aufeinander. Sie argumentierten zwar sachlich, doch die Fronten bleiben verhärtet.
Willi Wenger
In Ziefen wurde vor zwei Monaten das Referendum gegen den von der Bürgergemeindeversammlung bewilligten Nachtragskredit von 650 000 Franken für die Sanierung des «Rössli» ergriffen (die «Volksstimme» berichtete). Am Dienstag lud der Bürgerrat in der alten Turnhalle nun zu einem Informationsabend ein. Die Diskussion verlief sachlich, doch die Meinungsverschiedenheiten bleiben bestehen.
Bürgerpräsident Dominik Tschopp sowie die Bürgerräte Kaspar Thommen und Melvin Tschopp trafen auf das Referendumskomitee mit Balz Recher, Hansruedi Wahl und Markus Ott, das den Nachtragskredit entschieden ablehnt: Mit ihm würde die Bürgergemeinde total 3,4 Millionen Franken ins «Rössli» investieren – eine Summe, die nicht tragbar sei, sagten sie.
Balz Recher sprach von einem «Fass ohne Boden» und warf dem Bürgerrat «Schönwetterzahlen» vor. «Wir vom Komitee sind überzeugt, dass noch weitere Nachtragskredite folgen werden. Wir müssen jetzt die Reissleine ziehen», sagte er mit Blick auf die Urnenabstimmung vom 26. Oktober. Auch Markus Ott kritisierte das Vorgehen beim Umbau: Vieles hätte im Vorfeld erkannt werden müssen, etwa die schwache Bausubstanz, die nicht mehr brauchbare Heizung oder die fehlende Barrierefreiheit.
«Hätten gründlicher sein sollen»
Der Bürgerrat hielt dagegen. Melvin Tschopp erinnerte daran, dass die Liegenschaft bereits 2023 gekauft worden sei, nachdem die Bürgerversammlung im Jahr zuvor einen Kredit von 2,75 Millionen Franken bewilligt hatte. Er erläuterte die bisherigen, aufwendigen Arbeiten und räumte selbstkritisch ein, dass manches vorgängig hätte gründlicher analysiert werden müssen.
Bauleiter Andreas Brunner unterstrich, dass Sanierungen immer Überraschungen bereithalten können: «Ich sage das aus 40 Jahren Berufserfahrung.» Beim «Rössli» schlagen die Schadstoffsanierung, zahlreiche Sondagen an Decken, Wänden und Böden, statische Eingriffe, Werkleitungs- und Kanalisationsanschlüsse sowie die allgemeine Teuerung zu Buche, die seit 2022 rund 85 000 Franken beträgt.
Bestätigt die Urnenabstimmung den Entscheid der Bürgerversammlung vom Juni, sollen im Erdgeschoss ein Bürgersaal, Räume für Gewerbe und Vereine sowie Archiv- und Lagerräume entstehen. Drei moderne Wohnungen im Ober- und Dachgeschoss sollen das Angebot abrunden. Die Kosten liegen nach Angaben des Bürgerrats in Form von Unternehmerofferten vor.
Bürgerpräsident Dominik Tschopp präsentierte zudem die Finanzlage, die für die Bürgergemeinde nach wie vor tragbar sei. Vom Bürgerhaus «Rössli» sei ein jährlicher Überschuss von 20 000 Franken zu erwarten. Zudem verwies er auf die erheblichen Baurechtszinsen sowie den Reingewinn der vergangenen fünf Jahre, der jeweils rund 50 000 Franken betragen habe.
Ende Oktober entscheiden die Bürger an der Urne. Sowohl Befürworter als auch Gegner des Nachtragskredits hoffen auf ein klares Resultat und rechnen mit hoher Stimmbeteiligung. Uneinigkeit herrscht darüber, was bei einem Nein geschehen soll: Während Balz Recher einen Verkauf der Liegenschaft an der Hauptstrasse ins Spiel brachte, erklärte Dominik Tschopp, der Bürgerrat werde nach einer Analyse allenfalls versuchen, mit dem bestehenden Kredit eine Lösung zu finden.