«Mich faszinieren Menschen, die eine Leidenschaft haben»
23.01.2024 Bubendorf, Porträt, BubendorfAnna Uebelhart ist Redaktorin bei «G&G – Gesichter und Geschichten»
Seit anderthalb Jahren ist Anna Uebelhart bei SRF auf der «G&G»-Redaktion tätig. Das Erstellen von Porträts und das Spüren, wenn sich Menschen einer Leidenschaft hingeben, ...
Anna Uebelhart ist Redaktorin bei «G&G – Gesichter und Geschichten»
Seit anderthalb Jahren ist Anna Uebelhart bei SRF auf der «G&G»-Redaktion tätig. Das Erstellen von Porträts und das Spüren, wenn sich Menschen einer Leidenschaft hingeben, gefallen der Bubendörferin in ihrem Beruf am besten. Trotz ihrer Liebe zum Beruf sieht sie sich aber nicht nur als Journalistin.
Luana Güntert
Schon als Kind mochte Anna Uebelhart das Schreiben, und sie verfasste in der Schule am liebsten Aufsätze. «Ich dachte, dass ich später einmal Autorin werde», sagt sie. Doch bald merkte die heute 25-Jährige, dass Bücher zu schreiben wohl doch nicht das Richtige für sie sei. Als sie während ihrer Zeit am Gymnasium Liestal vom Studiengang Kommunikation mit der Fachrichtung Journalismus hörte, wurde sie neugierig und wollte den Beruf mit zwei Praktika kennenlernen. Nach Aufenthalten bei der «Basler Zeitung» und der «Volksstimme» begann sie ihr Studium an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Winterthur, wo sie seit 2019 zu Hause ist.
Ein paar Jahre sind vergangen, seit die Bubendörferin ihre ersten Schritte im Journalismus gemacht hat. Der Branche ist sie nach wie vor treu, wenn auch in einem anderen Bereich. Heute arbeitet Uebelhart als Redaktorin bei «G&G – Gesichter und Geschichten», dem Gesellschaftsmagazin von SRF. «Eigentlich wollte ich direkt nach meinem Studium eine Festanstellung», gibt sie zu. Von den ausgeschriebenen Stellen sprach sie aber keine so richtig an, bis sie sah, dass «G&G» ein Praktikum zu vergeben hatte. Nach sechs Monaten als Praktikantin wurde sie fest übernommen, da eine Stelle frei wurde.
Multitasking ist gefragt
Das «G&G»-Team arbeitet in verschiedenen Diensten. Im TV-Dienst produziert Uebelhart zum Beispiel News und Beiträge, die in der Sendung gezeigt werden. Beim Online-Dienst entstehen Inhalte für die Social-Media-Kanäle von «G&G». Diese Dienste dauern in der Regel von 8 bis 17 Uhr. Anders sieht es aus, wenn Uebelhart einen Dreh hat, was häufig abends oder am Wochenende der Fall ist. «Einem Drehtag folgt dann natürlich ein Tag, an dem das Gefilmte vertont und geschnitten wird», erklärt sie. Am Tag unseres Besuchs im Leutschenbach hat Uebelhart gerade «einen ganz normalen Dienst», in dem sie einen Beitrag vorbereitet.
Je nach Dreh wird die Bubendörferin von einer Kameraperson begleitet und sie kann sich ausschliesslich um die journalistische Arbeit kümmern. «Vor allem bei Anlässen bin ich froh, wenn ich nicht selber filmen muss.» Bei einem Beitrag müsse man sich immer überlegen, ob er inhaltlich und auf der Bildebene funktioniere. Dies sei bei einer Veranstaltung fast unmöglich. «Porträts filme ich aber meistens selber. Dann gehe ich zu einer Person und wir halten uns dann meist an drei verschiedenen Orten auf, um verschiedene Themen aufzugreifen.» Um das «Handling» mit der Videokamera zu lernen, konnte sie intern bei SRF eine Weiterbildung absolvieren. «In diesem Bereich bin ich aber immer noch am Anfang, da ich nicht so technikaffin bin. Das Multitasking in dieser Tätigkeit ist eine weitere Herausforderung.»
Beiträge, in denen Menschen im Fokus stehen, sind für Uebelhart das Schönste an ihrem Job. «Mich faszinieren Menschen, die eine Leidenschaft haben», erklärt sie. Deshalb besucht sie auch gerne Veranstaltungen, bei denen sie das Thema eigentlich nicht interessiert. «Wenn Menschen mir von ihrer Hingabe erzählen und mit Herzblut etwas ausüben, kann ich mich ebenfalls dafür begeistern», sagt sie. Eine ausgeprägte Menschenkenntnis und Empathie helfen ihr, Gesprächspartner zu verstehen und ihre Geschichten packend zu präsentieren. «Wenn man im Journalismus tätig sein möchte und nichts mit Menschen anfangen kann, dürfte es schwierig werden», bemerkt sie mit einem Lachen.
Bei «Stress» in der Garderobe
In ihrem beruflichen Alltag darf die 25-Jährige viele Prominente treffen. Auch im «Talk», also dem Gespräch im Studio, das mit der Moderationsperson geführt wird, sind regelmässig Sänger, Schauspielerinnen oder Influencer zu Gast. «Natürlich kommt da keine Taylor Swift, aber Persönlichkeiten, die man in der Schweiz kennt», sagt Uebelhart.
An den «Swiss Music Awards» hat sie zum Beispiel mit dem Rapper Stress backstage in der Garderobe ein Interview geführt. «Vor solchen Drehs bin ich oft nervös.» Man könne nie wissen, ob alles funktioniert wie geplant. Sobald sie aber im Gespräch sei, verfliege die Nervosität und sie übernehme voll und ganz die Rolle der Journalistin. Ein richtiger Fauxpas ist ihr beim Drehen noch nicht unterlaufen. Sie merke aber, dass ihr junges Alter für ältere Personen, die in der Sendung vorkommen, manchmal etwas ungewohnt sei.
Anonymität geniessen
Die Aushängeschilder von «G&G» sind die Moderatorinnen und Moderatoren. Uebelhart ist zwar oft bei einer Sendung dabei und bedient den Teleprompter, als Moderatorin sieht sie sich aber weniger. «Ich bin gerne an Anlässen und führe Interviews. Es stört mich auch nicht, wenn man mich in einem Beitrag sieht oder meine Stimme hört.» Ständig im Rampenlicht zu stehen und aufpassen zu müssen, wie man sich gibt, möchte sie aber nicht. «Die Moderationspersonen erhalten auch Nachrichten, die nicht immer positiv sind. Damit muss man umgehen können.» Sie geniesst und schätzt momentan ihre Anonymität. «Aber sag niemals nie. Denn das Moderieren an sich fände ich schon cool.»
Ihr Privatleben geniesst Uebelhart seit ihrem Studium in Winterthur. In ihrer Oberbaselbieter Heimat ist sie dennoch regelmässig anzutreffen, wenn sie ihre Familie in Bubendorf besucht. Noch häufiger sei sie aber bei ihrer Schwester in Basel. «Auch wenn ich mich in Winterthur zu Hause fühle, berührt es mich immer wieder, wenn ich mit dem Bus nach Bubendorf fahre, an den Ort, wo ich aufgewachsen bin.»
Vor Kurzem absolvierte Uebelhart ihre erste Bodybuilding-Saison und bestritt Wettkämpfe in der Bikiniklasse. Eine einmalige Sache sei dies nicht gewesen. «Der Kraftsport braucht viel Zeit und ist eine Leidenschaft von mir.» Sie sehe sich auch nicht nur als Journalistin, trotz Liebe zum Beruf. «Ich bin ein vielschichtiger Mensch – bin also auch eine Bodybuilderin und noch ganz viel anderes.» Neben dem Sport ist sie sehr kulturinteressiert, liest gerne, schaut Filme und trifft sich mit Freundinnen und Freunden.
Ein Traum-Gast beim «Talk» wäre für die Bubendörferin der Komiker Felix Lobrecht. «Bei ihm würde ich gerne die Gästebetreuung übernehmen. Ihn als Gast zu haben, ist auch gar nicht so unrealistisch. Er hat schon so viel erlebt und hat einen der erfolgreichsten deutschsprachigen Podcasts.» Den eindrücklichsten Moment bei «G&G» erlebte sie zu Beginn ihres Praktikums, als die Queen starb. «Wir sind die einzige SRF-Redaktion, die sich mit den Royals befasst. Wir hatten Spezialsendungen, brachten die live kommentierte Beerdigung und dieser Tod war Thema Nummer eins.» Sie habe richtig gefühlt, wie gerade ein Stück Geschichte geschrieben wurde.
Seit Anfang dieses Jahres arbeitet sie darauf hin, Online-Produzentin bei «G&G» zu werden. «Es ist nicht wirklich eine Beförderung, aber ein neuer Dienst, den ich in mein Repertoire aufnehmen darf.» Wo sie sich in zehn Jahren sieht, weiss Uebelhart noch nicht. «Ich packe jeweils die Chancen, die mir die Gegenwart bietet, und gehe mit dem Flow.»