Die Wurlitzer-Clique breitet ihre Flügel aus
Rund 50 Tambouren und Pfeifer sorgten am Sissacher Fasnachtsumzug für eine stattliche Präsenz. Zum 50-Jahre-Jubiläum holte sich die Clique aus Zunzgen Verstärkung von Ehemaligen.
Bloderi
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Die Wurlitzer-Clique breitet ihre Flügel aus
Rund 50 Tambouren und Pfeifer sorgten am Sissacher Fasnachtsumzug für eine stattliche Präsenz. Zum 50-Jahre-Jubiläum holte sich die Clique aus Zunzgen Verstärkung von Ehemaligen.
Bloderi
Cliquen sind eine aussterbende Spezies an der Sissacher Fasnacht. Die grossen Wagen lassen die um Nachwuchs kämpfenden traditionellen Formationen umso kleiner erscheinen. Doch die Wurlitzer aus Zunzgen stemmen sich gegen den Trend. Für dieses Unterfangen «brucht me» laut der Clique «e Vogel», den sie sogleich als Sujet ausspielten.
Zwar sah man in der Formation nicht nur Gefiederte, was dem Umstand geschuldet sein dürfte, dass die Garederobe der Ehemaligen nicht mit den aktuellen Kostümen bestückt ist. Aber mit deren Einladung zum 50-Jahre-Jubiläum der Clique bildete sich ein regelrechter Schwarm, der sich am Umzug seinen gebührenden Platz nahm. Dieser zog sich durch die vielen Wagen und Kleinformationen ohnehin räumlich in die Länge, sodass die Guggen den Trommlern und Pfeifern keine Konkurrenz machen konnten.
Während sonst mit Jubiläen um sich geworfen wird, wollten die Wurlitzer ihr 50-Jähriges nicht ausspielen, taten es jedoch gleichwohl, wenn auch mit der gewohnten Zurückhaltung. So musste man die Jubiläumszahl gut suchen, bis sie seitlich an der Laterne oder in der letzten Reihe am Rücken eines Trommlers gefunden wurde.
Gegen den durch Putin, Trump und die Inflation ausgelösten Weltschmerz und die Mühsal des Fasnächtlerlebens scheinen die Wurlitzer den Vogel als Patentrezept auserkoren zu haben. Mal den metaphorischen im Kopf, den es laut ihrem «Zeedel» braucht, um den Aufwand für die Fasnacht überhaupt auf sich zu nehmen, sowie auch wirkliche Vögel, die gegen die Plagen der Tigermücke oder des Japankäfers helfen könnten.
Obwohl das Sujet viele aktuelle Themen gekonnt miteinander verknüpft, dürfte es dem ungeübten Auge der Fasnachtsunkundigen schwergefallen sein, die Zusammenhänge auf den ersten Blick zu erkennen. Zu klein waren die Verse auf der Laterne. Den Wurlitzern wurden auch nicht unzählige Hände entgegengestreckt, um nach Fressalien zu betteln, doch immer wieder ein zustimmendes Nicken gezollt, wenn die Schläger übers Trommelfell wirbelten.
Sissach benötigt Artenschutz
So bleibt die Clique aus Zunzgen etwas für die Liebhaber und Feinschmecker. Die Sissacher Fasnachtsgesellschaft platzierte unter dem Sujet «zäämestoh» Pfeifer und Trommler prominent auf der diesjährigen «Blagedde». Im Wissen darum, dass die Erhaltung der Artenvielfalt kein Selbstläufer ist. Auch die Spoot-Zünder aus Sissach waren als Paradiesvögel in Gestalt des Pepita-Papageis dieses Jahr gefiedert unterwegs und verbanden ihr Exotentum gekonnt mit dem 125-Jahre-Jubiläum von «Eptinger».
Statt aufgrund der Minderheitenposition nur Lamentos zu erheben, trugen die Cliquen in einem Akt der positiven Selbstermächtigung ihr Exotendasein stolz zur Schau. Denn was rar und selten ist, muss zwangsläufig kostbar sein. Die Kleinformation «Fascht e Glygge» anerkannte diesen Einsatz mit einem halb fertigen «Zeedel» an und rief darin zum Trommel- und Pfeiferunterricht auf. Die Wurlitzer resümieren ihr eigenes Dasein wie folgt:
«Häi öppe Jubel, hüffig Trouble do in öiser Gligge-Bubble.
Und blibe trotzdämm optimistisch, solang Du, Vogel, in öis nischtisch.»