«Kultur im Keller» kämpft ums Überleben
14.11.2025 Bezirk Sissach, Gesellschaft, Kultur, Baselbiet, SissachDie Besucherzahlen im Kult-Lokal sind stark rückgängig
Seit Corona haben die Besucherzahlen im Sissacher Lokal «Kultur im Keller» (KiK) stark abgenommen. Jetzt kämpft der Betreiberverein wegen fehlender Einnahmen ums Überleben. Wie lange noch?
...Die Besucherzahlen im Kult-Lokal sind stark rückgängig
Seit Corona haben die Besucherzahlen im Sissacher Lokal «Kultur im Keller» (KiK) stark abgenommen. Jetzt kämpft der Betreiberverein wegen fehlender Einnahmen ums Überleben. Wie lange noch?
Sander van Riemsdijk
Die kulturellen Veranstaltungen im «KiK», dem Keller-Lokal gegenüber dem Sissacher Bahnhof, waren bis vor wenigen Jahren noch pulsierender Treffpunkt für Jung und Alt. «Kultur im Keller» war über die Gemeindegrenze hinaus ein Begriff. Seit längerer Zeit aber leiden die Kulturanlässe unter Besucherschwund. Das hat zur Folge, dass dem Verein wegen ausbleibender Einnahmen das Geld ausgeht.
Was steckt dahinter und wie könnte der Verein überleben? «Das Sissacher Nachtleben hat sich seit der Corona-Pandemie, als das Kulturleben praktisch stillstand, verändert», sagt Sarah Schmid, seit sechs Jahren Vorstandsmitglied des Vereins Kultur im Keller (KiK) und zuständig für das Booking, sowie Wirtin des Kellerlokals. «Der Umsatz ist in den vergangenen Jahren infolge eines Besucherrückgangs von 50 bis 70 Prozent regelrecht eingebrochen.» Am kulturellen Programm könne es nicht liegen, sagt Schmid, dieses sei immer noch «vielseitig einladend und dynamisch».
Finanziert werden die Anlässe, die Miete und die Nebenkosten ausnahmslos über die Einnahmen an der Bar; Eintritt wird im «KiK» keiner verlangt. «Wir wollen damit Kultur für alle ermöglichen», erklärt Schmid die Philosophie des Vereins. Da alle Vereinsmitglieder unentgeltlich mitarbeiteten, könnten die Betriebskosten tief gehalten werden.
Über den Rückgang der Gästezahlen kann sie nur Vermutungen anstellen. «In der Region gibt es ein Überangebot an ähnlichen Veranstaltungen», glaubt Schmid. Sie denke auch, dass die Menschen generell weniger Interesse an kulturellen Anlässen haben. Im Gegenzug würden die Streaming-Plattformen und digitale Kulturangebote boomen. Diese verringerten den Bedarf an Live-Erlebnissen und veränderten damit die Musikkonsumlandschaft: «Dieser Wandel geht auch am ‹KiK› nicht vorüber.»
Am Scheideweg
Seit fast 30 Jahren präsentiert der Verein «KiK» mit seinen sieben Vorstandsmitgliedern, welche zugleich die einzigen Mitglieder sind, vis-à-vis vom Sissacher Bahnhof unter dem Motto «Kulturförderung für die Region» in regelmässigen Abständen vielfältige kulturelle Events – bis zu drei oder vier Mal im Monat. Jetzt steht der Verein als Institution im Sissacher Nachtleben mit Kultstatus am Scheideweg. Früher war der Keller bei Veranstaltungen wie Karaoke, Konzerten, Disco- oder Hip-Hop-Anlässen immer rammelvoll. Heute ist dies nur noch an einzelnen Events der Fall wie etwa beim Konzert der Sissacher Heavy-Metal-Band «Fire Rose» im Dezember oder an der «Funky Nite». «Manchmal können wir an einem Konzert auch nur fünf Gäste begrüssen», sagt Schmid frustriert. Dass sich dies auf Dauer für den Verein nicht rechnet, ist selbstredend.
Die Flinte ins Korn werfen ist für Sarah Schmid trotz allem keine Option. Wenn sich aber nicht bald etwas an der Situation zum Positiven verändert, droht allmählich der finanzielle Kollaps. «Bis Ende Jahr reichen unsere Reserven noch, dann muss eine Lösung her», sagt sie. Vorübergehend könnten die Vereinsmitglieder mit eigenem Geld den Betrieb zwar auch im nächsten Jahr noch einige Zeit am Laufen halten, so Schmid, «aber dies ist auf Dauer natürlich keine Lösung».
Dem «KiK»-Vorstand ist klar, dass es innovative Sofortmassnahmen beim Finanzhaushalt braucht, um ein Ende zu verhindern. Im Raum stehen unter anderem Sponsoring, Werbung, Mitgliederbeiträge, freiwillige Kollekte und Fördermittel von Kanton oder Gemeinde sowie Crowdfunding. Daran werde der Verein nun arbeiten, jedoch müssten Aufwand und Ertrag abgewogen werden, da alle Mitglieder berufstätig seien, führt Schmid aus – Herzblut hin oder her.
Trotz Krise bleibt sie optimistisch und hofft auf Unterstützung, damit die Lichter im geschichtsträchtigen Kellergewölbe nicht ausgehen und Sissach um ein bedeutungsvolles Kulturangebot ärmer würde.
«Kultur im Keller»
svr. Der ehrenamtlich geführte Verein «KiK», «Kultur im Keller», wurde 1996 gegründet und hat das Ziel, die kulturelle Vielfalt im Oberbaselbiet zu fördern. Er bietet in seinem Keller – ein ehemaliger Lagerort für Kohle für die SBB – ein vielseitiges Portfolio an kulturellen Anlässen wie Rock-, Metal-, Punk- und Pop-Konzerte. Dazu Hip-Hop-Events und -Battles, monatliches Karaoke, Lesungen und Podiumsdiskussionen. Das «KiK» ist nicht gewinnorientiert.


