In die Zukunft ohne Bargeld
12.12.2025 Baselbiet, Gemeinden, Baselbiet, Verkehr«Tap and Ride» ersetzt Chauffeurverkauf
Das letzte Stündchen des Billettverkaufs in BLT-Bussen beim Chauffeur hat geschlagen. Ab dem 14. Dezember wird es durch das Selbstbedienungssystem «Tap and Ride» abgelöst. Dies ist unumgänglich.
...«Tap and Ride» ersetzt Chauffeurverkauf
Das letzte Stündchen des Billettverkaufs in BLT-Bussen beim Chauffeur hat geschlagen. Ab dem 14. Dezember wird es durch das Selbstbedienungssystem «Tap and Ride» abgelöst. Dies ist unumgänglich.
Carolina Mazacek
Der Verkauf von Busbilletts beim Chauffeur wird eingestellt. Die Baselland Transport AG (BLT) ersetzt sie durch das Selbstbedienungssystem «Tap and Ride». Eine Veränderung, die am 14. Dezember mit dem Fahrplanwechsel in Kraft treten wird und die vor allem ältere Menschen und Kinder betrifft. Jedoch war ein Wechsel unausweichlich.
Auf Anfrage sagt Frédéric Monard, CEO der BLT: «Die Chauffeurverkaufsgeräte haben ihr Lebensende erreicht und es gibt auch keine Ersatzteile mehr.» So musste ein neues System her. Auf dem «Tap and Ride»-Gerät können Fahrgäste ihr Ticket direkt am Bildschirm auswählen, kontaktlos bezahlen, was vorher beim Chauffeur nicht möglich war, und sie erhalten ein Papier-Ticket.
Wer weder ein Smartphone noch eine Kredit- oder Debitkarte besitzt, kann eine wiederaufladbare ÖV-Prepaid-Karte nutzen, die keine Registrierung benötigt. Diese ist an den Schaltern der BLT, BVB, SBB und Gemeindeverwaltungen erhältlich.
«Die Chauffeure können sich auf ihr Kerngeschäft, das Fahren, fokussieren und somit für mehr Sicherheit und Pünktlichkeit sorgen», erklärt Monard. Dennoch wird die Umstellung für ältere Personen gewöhnungsbedürftig sein. Das ist der BLT bewusst. «Wir nehmen ihre Anliegen ernst», betont Monard.
Pro Senectute beider Basel begrüsse technische Innovationen grundsätzlich, wie Geschäftsleiter Michael Harr auf Anfrage der «Volksstimme» sagt. Voraussetzung sei jedoch, dass sie für alle Bevölkerungsgruppen zugänglich und verständlich gestaltet werden.
Gleichzeitig beobachtet er bei Seniorinnen und Senioren spezifische Herausforderungen, die bei solchen Umstellungen berücksichtigt werden müssen. Dazu zählen fehlende Erfahrungen mit kontaktlosen Systemen oder eingeschränkte Sehfähigkeit.
Die Senioren-Organisation rechnet damit, dass in den ersten Monaten nach der Einführung vermehrt Anfragen bei ihr eingehen werden, insbesondere von Menschen, die bisher den Verkauf durch den Chauffeur genutzt haben.
Die Suche nach Lösungen
Auch im Landrat kam diese Erneuerung zur Sprache. Sandra Strüby (SP) hat die Problematik, dass die ÖV-Karte zwar bei den Gemeindeverwaltungen bezogen, dort aber nicht wieder aufgeladen werden kann, in der Fragestunde aufgegriffen. Um die Karte aufzuladen, müsste man von einem entlegenen Wohnort bis nach Liestal zum SBB-Schalter fahren.
Deshalb wirft Strüby die Frage auf, wie der Kanton sicherstellen kann, dass die ÖV-Karte in einer vernünftig erreichbaren und zumutbaren Distanz aufgeladen beziehungsweise gekauft werden kann. Sie fragt, ob eine Wiedereinführung des Schalters in Sissach oder die Möglichkeit, das Wiederaufladen bei den Gemeinden zu ermöglichen, realisierbar wäre.
Der Regierungsrat gab Auskunft, dass die zentrale Koordinationsstelle für Vertrieb, Tarife und Digitalisierung im öV der nationale Branchenverband Alliance Swiss-Pass ist. Dieser führt einen einjährigen Pilotversuch durch, bei dem die Schweizerische Post den Verkauf von Prepaid-Karten anbietet, aber nicht das Wiederaufladen.
In Rücksprache mit den Transportunternehmen ist in Sissach keine von den SBB betriebene Verkaufsstelle geplant. Die BLT steht einer Niederlassung im oberen Baselbiet jedoch offen gegenüber und prüft diese Möglichkeit. Ein Gang zur Verkaufsstelle ist jedoch nicht notwendig. Über den Online-Zahlprozess auf der Website der SBB ist das Aufladen möglich.
Auch wenn es eine Veränderung ist, handelt es sich bei «Tap and Ride» um ein Restverkaufssystem, in dem lediglich 0,1 Prozent des Ticketverkaufs abgewickelt werden, so der CEO der BLT.
Die Änderungen im Fahrplan ab Sonntag im Überblick
BLT
Linie 92+93 (Hölstein – Liedertswil und Lampenberg – Lausen): Das On-Demand-Angebot «Pick-e-Ride» wird auf alle Wochentage erweitert. Für Schüler und Pendler wird von Montag bis Freitag ein On-Time-Fahrplan angeboten.
Linie 105 (Ortsbus Sissach – Thürnen): Verkehrt neu im 30-Minuten-Takt. Die Linienführung erfolgt im Uhrzeigersinn und wird nach Thürnen verlängert.
Linie 106 (Sissach – Wintersingen): Der 30-Minuten-Takt wird auf sämtliche Hauptverkehrszeiten ausgedehnt. Während den Nebenverkehrszeiten am Abend wird durchgehend ein 60-Minuten-Takt angeboten.
Linie 107 (Sissach – Eptingen): Der 30-Minuten-Takt wird am Samstag und Sonntag sowie am Abend während den Nebenverkehrszeiten durchgehend angeboten.
Linie 108 (Sissach – Wittinsburg): Der 60-Minuten-Takt wird auf die Randverkehrszeit (20–23 Uhr) ausgedehnt.
Linie 110 (Rümlingen – Läufelfingen): Die Linie wird zu einem Abendangebot ausgebaut. Die Linie wird alternierend jeweils ab Rümlingen bis Läufelfingen via Bad Ramsach fahren sowie, zur anderen halben Stunde, ab Buckten Bahnhof nach Känerkinden und Wittinsburg.
Postauto
Linie 100 (Rheinfelden – Gelterkinden): Die Postautos fahren bis 21 Uhr im Halbstundentakt, in der übrigen Zeit stündlich.
Linie 101 (Wegenstetten – Gelterkinden – Sissach): Die Linie 101 wird bis Sissach verlängert. Die Postautos fahren von Montag bis Freitag in den Hauptverkehrszeiten alle 30 Minuten, in der übrigen Zeit und am Wochenende im Stundentakt.
Linie 102 (Gelterkinden – Kienberg – Barmelweid): Die Linie 102 fährt im Halbstundentakt nach Gelterkinden, ab 21 Uhr stündlich. Sonntags fahren die Postautos weiter über die Salhöhe und neu bis zur Klinik Barmelweid.
Linie 103 (Gelterkinden – Oltingen): Die Postautos der Linie 103 verkehren neu von Montag bis Freitag bis 20 Uhr durchgehend im Halbstundentakt, ab 20 Uhr sowie am Wochenende weiterhin stündlich. Die Haltestelle Tecknau Mitteldorf wird in die Wenslingerstrasse verschoben, die Haltestelle Tecknau Bahnhof wird nicht mehr bedient. Abends ab 20 Uhr fährt das Postauto statt via Zeglingen den direkten Weg nach Oltingen.
Linie 104 (Gelterkinden – Zeglingen): Die Linie verkehrt neu von Montag bis Freitag bis 20 Uhr durchgehend im Halbstundentakt, ab 20 Uhr sowie am Wochenende weiterhin stündlich.
AAGL
Linie 72 (Arisdorf Weieren – Liestal Bahnhof): Die Linie 72 wird am Morgen und am Abend auf einen Viertelstundentakt verdichtet.
Linie 76 (Füllinsdorf – Liestal Bahnhof): Bekommt einen Viertelstundentakt und die Linie 75 wird in die Linie 76 integriert.
Linie 78 (Lausen – Frenkendorf): Hat von Montag bis Freitag einen 30 Minuten früheren Betriebsbeginn und eine Stunde später Betriebsschluss.
Linie 74 (Bretzwil und Reigoldswil): Die Linie wird ab Sonntag ganz eingestellt. Einen Schulbus für die Schülerschaft der Sekundarschule Reigoldswil wird es geben.
WB
Linie 19 (Waldenburg–Liestal): Verliert den direkten Anschluss an die Schnellzüge nach Basel.
SBB S-Bahn (Liestal–Basel): Verkehrt im Viertelstundentakt. In Hauptverkehrszeiten fährt sie bis beziehungsweise von Sissach aus.
IR 37: Hält nun auch in Gelterkinden.


