Im Kampf gegen die Asiatische Hornisse
05.08.2025 Bezirk Sissach, Natur, Region, Baselbiet, Hölstein
Erstmals hilft ein speziell entwickeltes Peilgerät beim Einsatz
Seit diesem Frühling entfernen Maria Corpataux und Joost Oerlemans Nester der Asiatischen Hornisse. Zur Unterstützung wurden vergangenen Dienstag auf der Wintersinger Höhe Freiwillige geschult. Ein ...
Erstmals hilft ein speziell entwickeltes Peilgerät beim Einsatz
Seit diesem Frühling entfernen Maria Corpataux und Joost Oerlemans Nester der Asiatischen Hornisse. Zur Unterstützung wurden vergangenen Dienstag auf der Wintersinger Höhe Freiwillige geschult. Ein erster Erfolg davon zeigte sich am Sonntag.
Brigitt Buser
Die Asiatische Hornisse ist ein invasiver Räuber mit Vorliebe für Honig- und Wildbienen – und sie vermehrt sich im Baselbiet dramatisch. Seit Frühling sind Maria Corpataux, Zuchtberaterin beim Dachverband Bienen Schweiz, und Imker Joost Oerlemans unermüdlich im Einsatz. «Ein Ende ist nicht abzusehen.
Täglich erhalte ich Meldungen über Sichtungen», sagt Corpataux. 85 Nester haben die beiden bereits entfernt.
Die aus China stammende Art wurde 2004 in Südwestfrankreich entdeckt und erreichte 2017 die Westschweiz. Mittlerweile ist sie in der Region Basel so verbreitet, dass Corpataux von den beiden Basel den Auftrag erhielt, die Bekämpfung zu koordinieren. «Von der einheimischen Hornisse gibt es etwa zwei Nester pro Quadratkilometer – bei der Asiatischen Hornisse sind es bis zu 15», so Corpataux.
Ein Hornissenvolk benötigt pro Saison (April bis November) rund 11 Kilo Insekten – das entspricht etwa drei Bienenvölkern. Neben Honigbienen jagt die Asiatische Hornisse Wildbienen, Wespen, Fliegen, Hummeln, Raupen und Schmetterlinge – insgesamt bedroht sie über 1400 Insektenarten. Ab Juli kommt der Appetit auf Früchte dazu: Äpfel, Zwetschgen, Trauben und anderes Tafelobst werden angefressen und sind dann oft unverkäuflich.
Um die Suche nach Nestern zu beschleunigen, rief Maria Corpataux per Social Media zu einer Schulung auf. Rund 20 Freiwillige, viele davon Imker, trafen sich vor einer Woche bei einem Bienenhaus auf der Wintersinger Höhe. Dort wurde im Feld gezeigt, wie man Hornissen mit Locktöpfen anzieht und markiert, ihre Flugrichtung beobachtet und mithilfe von Triangulation die Neststandorte eingrenzt.
Gabriel Stebler vom Amt für Umweltschutz und Energie Baselland war ebenfalls vor Ort. «Die Behörden sind auf die Unterstützung der Bevölkerung angewiesen», sagt er. Daher erhalten Suchtrupps, die Corpataux und Oerlemans von der Hornissen-Koordinationsstelle einsetzen, eine Prämie von 100 Franken für jedes gefundene und entfernte Nest. Die Prämie ist ausschliesslich für aktive Hornissenscouts gedacht – also Personen, die sich gezielt an der Suche beteiligen, wie zum Beispiel geschulte Freiwillige oder Personen aus dem Hornissensuchteam.
Erfolg in Hölstein dank Sender
Die Anlockmethode ist ausgeklügelt: Mit Zuckersirup, saurem Most und etwas Essig werden Hornissen angelockt. Markierungen mit Permanentmarkern auf den Hornissen helfen, Rückflugzeiten zu messen. Mit reflektierenden Streifen und Beobachtung der Flugrichtung lässt sich die Lage des Nests grob eingrenzen.
Judith Tschopp aus Hölstein, Teilnehmerin der Schulung vergangene Woche, wurde von einem Imker auf Asiatische Hornissen bei einem Bienenhaus in Hölstein aufmerksam gemacht. Mit Locktöpfen, Markierungen und Beobachtungen konnte sie ein mögliches Nestgebiet lokalisieren.
Dort kam am Sonntag erstmals ein speziell entwickeltes Peilgerät zum Einsatz. Funkamateur Martin Jenzer vom Amateurfunkverein AB9EAS Arlesheim platzierte mit Maria Corpataux einen Mini-Sender an einer Hornisse. «Eine heikle Arbeit – ich darf weder Beine noch Flügel verletzen. Die Hornisse muss ja fliegen können», erklärt Corpataux. Der Sender wurde mithilfe von Spritzenteilen, Nadel und Faden am Insekt befestigt.
Nach dem Freilassen verfolgte Jenzer das Signal. «Rennen!», lautete das Kommando, und rund 100 Meter später konnte das Signal geortet werden. Nach mehreren Anläufen entdeckte Corpataux das Nest schliesslich im Wipfel einer etwa 15 Meter hohen Wildkirsche. «In den nächsten Tagen werden wir es gemeinsam mit Joost Oerlemans entfernen – diesmal mit Aktivkohle, da es in der Uferzone eines Baches liegt.»
Auf die Frage, ob ihr das Töten der Tiere nichts ausmache, sagt Maria Corpataux: «Natürlich macht es mir etwas aus. Es sind Tiere, sogar sehr interessante Tiere. Aber wenn wir nichts tun, verschwinden viele einheimische Insektenarten.»