«Ich habe es mit Willen geschafft»
27.05.2025 Bezirk Sissach, Kultur, Gemeinden, Baselbiet, Region, Nachtcafé, GelterkindenIronman-Siegerin Natascha Badmann (58) im «Volksstimme»-Nachtcafé
Sie ist eine der erfolgreichsten Schweizer Sportlerinnen der Geschichte: die vor neun Jahren zurückgetretene Triathletin Natascha Badmann. Im «Marabu» in Gelterkinden sprach die ...
Ironman-Siegerin Natascha Badmann (58) im «Volksstimme»-Nachtcafé
Sie ist eine der erfolgreichsten Schweizer Sportlerinnen der Geschichte: die vor neun Jahren zurückgetretene Triathletin Natascha Badmann. Im «Marabu» in Gelterkinden sprach die Baslerin über ihren Werdegang, der keineswegs vorgezeichnet war.
Janis Erne
«Was wäre, wenn …» Solche Fragen hat sich wohl jede und jeder schon einmal gestellt. Bei der ehemaligen Triathletin Natascha Badmann lautete eine davon: Wie wäre ihr Leben verlaufen, hätte sie als 21-Jährige nicht ihren späteren Lebenspartner und Trainer Toni Hasler kennengelernt? Hasler war es, der aus einer unsportlichen und unglücklichen jungen Frau – so Badmann über sich – eine der erfolgreichsten Athletinnen der Schweiz formte. Mit anstrengenden und zugleich innovativen Trainingsmethoden führte er sie an die Weltspitze.
Doch Badmanns Erfolge – sie gewann sechs Mal den Ironman Hawaii – allein Hasler zuzuschreiben, wäre zu kurz gegriffen. Das wurde im «Volksstimme»-Nachtcafé im Gelterkinder «Marabu» deutlich, an dem die 58-Jährige am vergangenen Donnerstag zu Gast war. Neben eiserner Disziplin zeichnete sie vor allem ihre mentale Stärke aus. «Ich habe es nicht mit Talent, sondern mit Willen geschafft», sagte Badmann.
Einen Teil zum Erfolg trugen auch ausgeklügelte Ideen bei. «Toni und ich waren der Zeit in verschiedener Hinsicht voraus», erklärte Badmann. Sie bezog sich dabei auf Trainingsmethoden, Ausrüstung und Ernährung. Als eine der Ersten nutzte sie ein aerodynamisches Rennvelo, das durch den reduzierten Luftwiderstand schneller war – aber auch anfälliger für Windböen und Stürze. «Ich lernte, wie ein Segelboot im Wind zu segeln», so Badmann. Auch in Sachen Ernährung war sie eine Pionierin: Sie achtete auf eine optimale Zusammensetzung von Kohlehydraten, Eiweissen, Fetten und Aminosäuren – heute Standard bei Spitzensportlerinnen.
Schwere Kindheit
Ironman-Siegerin, Triathlon-Europameisterin, Vize-Weltmeisterin, Schweizer Sportlerin des Jahres – der Palmarès der in Basel aufgewachsenen und heute in Oftringen wohnhaften Badmann ist beeindruckend. Doch so erfolgreich sie war, so steinig war der Weg dorthin. Aufgewachsen bei einem Stiefvater und als Kind missbraucht, lernte sie ihren leiblichen Vater erst als Zwölfjährige kennen. Angesichts dieser schwierigen Kindheit und Jugend flüchtete sie früh in eine Beziehung. Mit 17 wurde sie schwanger. Als ihr Partner sie verliess, stürzte sich Badmann in die Arbeit und entwickelte eine Essstörung. Zeitweise litt sie unter Depressionen.
Dann trat Toni Hasler in ihr Leben. Er sah in Natascha Badmann nicht nur einen liebevollen Menschen, sondern erkannte auch ihr Flair für Ausdauersport. Mit einem harten, aber fördernden Trainingsstil führte er sie Schritt für Schritt an die Weltspitze des Triathlons, der sich aus den Disziplinen Schwimmen, Velofahren und Laufen zusammensetzt. Die beiden sind bis heute ein Paar. Berufliches und Privates halten sie klar getrennt – sogar in der Ansprache: «Beim Sport bin ich Natascha, im Privaten der Schatz», sagte sie – und erntete die Lacher des Publikums.
Überhaupt: Es wurde offensichtlich, dass Badmann die Begabung dafür hat, Menschen zu unterhalten und Erlebtes lebendig zu erzählen. Wer sie als Rednerin engagiert – das ist heute eine ihrer Tätigkeiten neben dem Anbieten von Trainingslagern für Triathleten – liegt bestimmt nicht falsch. Mit ihrer sympathischen Art gewann sie das sehr zahlreiche «Marabu»-Publikum für sich.
Was auch klar wurde: Badmann weiss, wie man mit Rückschlägen umgeht. Auf dem Zenit ihrer Karriere – sie lief damals sogar bei Männerrennen in die «Top Ten» – stürzte sie 2007 auf Hawaii schwer. Fast der ganze Schulterbereich war kaputt, die Ärzte sagten ihr, sie werde nie wieder Sport treiben können. Doch Badmann kämpfte sich zurück, mit beeindruckender Hartnäckigkeit: Fünf Jahre nach dem Sturz wurde sie am Ironman Sechste. «Das bedeutete mir fast so viel wie die Siege zuvor», verriet sie.
An diesem Abend in Gelterkinden fiel ein Wort überaus häufig: dürfen. «Ich durfte Weltmeisterin werden, ich durfte den Weltrekord brechen.» Ihre Wortwahl zeigte, dass da eine Frau sass, die nichts als selbstverständlich betrachtet und das Leben im Moment zu schätzen weiss. Auch heute noch geht Badmann ihrer Leidenschaft nach und treibt fast jeden Tag mehrere Stunden Sport. Dieser, so Badmann, habe ihr sozusagen ein zweites Leben geschenkt.