Grazie mille, Bruno Attanasio
23.02.2024 Bezirk Sissach, Fasnacht, Kultur, Bezirk Sissach, Baselbiet, RegionDas diesjährige Chluuri ehrt Gemüsehändler
Mit der Chluuri-Verbrennung endete gestern die diesjährige Fasnacht in Sissach. Das Chluuri war dieses Mal der Gemüsehändler Bruno Attanasio, der schon vor mehr als 50 Jahren in Sissach Fasnacht machte.
...Das diesjährige Chluuri ehrt Gemüsehändler
Mit der Chluuri-Verbrennung endete gestern die diesjährige Fasnacht in Sissach. Das Chluuri war dieses Mal der Gemüsehändler Bruno Attanasio, der schon vor mehr als 50 Jahren in Sissach Fasnacht machte.
Salamibrötli
«Vivienne» war gestern auch in Sissach zu spüren. Das Tiefdruckgebiet, das aus dem Norden kam, liess schon am Morgen keinen trocken – erst recht nicht die «Chluuribouer», die den ganzen Tag im Sissacher Industriegebiet am Werken waren. Nach monatelanger Arbeit konnte das neunköpfige Team gestern am Morgen mit dem Feinschliff beginnen, sprich mit dem Aufeinandersetzen des siebenteiligen Chluuris und dem letzten Antackern der Kleidung. Die mehrere Meter hohe Figur besteht aus dem Unterkörper, dem Oberkörper, zwei Armen, dem Hals, dem Hut und dem wichtigsten Teil – dem Kopf.
Gefüllt wurde das hohle Chluuri mit Holz und Holzwolle. Zuunterst füllten die «Chluuribouer» dünne Holzscheite ein, damit die Figur überhaupt brennen kann. Obendrauf wurden dickere Scheite, Abfallholz, das bei den vorherigen Arbeiten entstanden ist, und Holzwolle gelegt. «Der Hohlraum des Chluuris darf aber nicht bis oben hin gefüllt werden, damit der Schwerpunkt im unteren Bereich bleibt und die Figur nicht zu schwer wird», erklärte einer der «Chluuribouer».
Wen das Chluuri heuer darstellt, blieb bis 18 Uhr ein Geheimnis. Nicht einmal anwesende Ehefrauen, die ihre Männer beim Aufbau der Figur besuchten, wussten, wer die Person mit grauem Haar und Schnauz, gemustertem Hemd und grauer Jacke darstellt.
Jedes Jahr im August, kurz nach den Sommerferien, treffen sich die «Chluuribouer» in der Isleten-Hütte, die auf dem höchsten Punkt von Sissach direkt neben der Fluh steht, für eine Sujetsitzung. Alle können Ideen für die zum Chluuri werdende Person einbringen und dann wird ein Entscheid getroffen. «In der Regel bleibt es dann auch bei dieser Person, ausser es passiert im Laufe des Jahres noch etwas Spezielles», erklären die «Bouer». Während für das letztjährige Chluuri zwei Personen in die engere Wahl kamen, war man sich für die diesjährige Ausgabe schnell einig.
Die heurige Figur zeigt den legendären Sissacher Gemüsehändler Bruno Attanasio, der schon vor über 50 Jahren in Sissach Fasnacht machte. «Früher stellten die Chluuris oft Personen dar, die irgendwie negativ aufgefallen sind im Dorf», erklärten die «Chluuribouer». Im Lauf der Zeit habe sich das Image aber geändert und es sei heutzutage eine Ehre, als Chluuri ausgewählt und verbrannt zu werden.
Benimmt sich «Vivienne»?
Warum Attanasio ausgewählt wurde, kam in der Rede vom anonymen Redner gestern Abend gut zur Geltung: «Mir sine keibe stolz uf nostra Gmüesehändler. Gar mängi schöni Stund hesch du eus bscheert und mit dini Produtto uss Italie für heiteri Stimmig gsorgt. Und vor allem macke gueti Bispiel vo Integration, wo sogar isch e Sissacker worde. Au wenn dini Wursteli und Costino am Mercato macke vill, vill rauch, aber schmöcke düe straordinario. Nimme no e Glasseli Wisse und wenn du bische denn im Chluurihimmel, nid vergässe, ab und zu de andere Chluuri chuttleputze.»
Am späteren Nachmittag transportierten die «Chluuribouer» die Figur zur Gemeindeverwaltung, von wo aus es abends dann im grossen Umzug und unter grosser Anteilnahme der heulenden Fasnächtler auf den Richtplatz auf der Allmend ging. Da «Vivienne» scheinbar nicht gerne Fasnacht hat und immer noch in Sissach ihr Unwesen treibt, konnte bis Redaktionsschluss noch nicht definitiv gesagt werden, wie die Chluuri-Verbrennung durchgeführt wird.
«Anzünden werden wir es so oder so», erklärte einer der «Bouer». Falls der Wind aber zu stark wäre, müsste die Fasnachtsgesellschaft Sissach leider entscheiden, dass das Chluuri nach dem Anzünden direkt wieder gelöscht und nicht rund zwei Stunden brennen wird. Dies war vor einigen Jahren schon einmal der Fall gewesen. «Dann würde ich wohl davonlaufen …», sagte einer der «Bouer». «Es wäre so schade, wenn man bei einer Ehrung aufgrund des Wetters auf das schöne Feuer verzichten müsste.»
Wie lange das Chluuri dann wirklich gebrannt hat, kann in der «Volksstimme»-Ausgabe vom kommenden Dienstag nachgelesen werden.