Glace-Genuss nach libanesischer Art
12.08.2025 Bezirk Waldenburg, Gastronomie, Baselbiet, ZiefenZaher Bou Aram (51) produziert Erfrischendes nach Rezepten aus seiner Heimat
In der Liestaler Rathausstrasse hat Zaher Bou Aram kürzlich eine Verkaufsstelle für seine hausgemachte Glaces nach libanesischem Rezept eröffnet. Seine Karriere vom Fabrikleiter zum ...
Zaher Bou Aram (51) produziert Erfrischendes nach Rezepten aus seiner Heimat
In der Liestaler Rathausstrasse hat Zaher Bou Aram kürzlich eine Verkaufsstelle für seine hausgemachte Glaces nach libanesischem Rezept eröffnet. Seine Karriere vom Fabrikleiter zum Flüchtling zum prämierten Glacemacher ist aussergewöhnlich.
Sander van Riemsdijk
Experimentieren liegt im Trend: Immer mehr Gelaterias setzen auf aussergewöhnliche Kreationen mit kaum aussprechbaren Namen, dafür mit überraschendem Geschmack. Wer aber so manche trendige Gelateria mit ihrer grenzenlosen Vielfalt an ausgefallenen Geschmacksrichtungen in den Schatten stellt, ist Zaher Bou Aram aus Ziefen. Seit drei Monaten ist der libanesische Staatsangehörige jeden Samstag mit «Zahers Eiscreme» am «Genussmärt» in Liestal anzutreffen.
Noch stehen die Kunden an seinem Glacestand mit der Aufschrift «Icecream can solve everything» (auf Deutsch: «Glace kann alles lösen») nicht Schlange, denn sein Sortiment ist den Marktbesuchern noch wenig bekannt. Das könnte sich aber bald ändern.
Das Leben des Glaceverkäufers war kein Zuckerschlecken. Wenn der 51-jährige Bou Aram Geschichten aus seinem Leben erzählt, sind diese so krass, wie sie nur das Leben schreiben kann. So berichtet er von der Flucht aus seiner vom Bürgerkrieg geschundenen Heimat Libanon im Alter von 14 Jahren. Bei Verwandten in Liberia untergekommen, konnte er sich in kleinen Schritten eine neue Existenz aufbauen. Der Zufall wollte, dass sich neben dem Haus eine Eisfabrik befand. Hier konnte Bou Aram in kleinen Schritten das Handwerk des Glacemachers lernen. Und er schien seine Sache gut zu machen: Er übernahm die Fabrik mit zeitweise bis zu 120 Angestellten. «Ich war von Anfang an fasziniert von der Technik zur Produktion verschiedener Glacesorten», sagt Bou Aram rückblickend.
Nach 25 Jahren wieder in den Libanon gereist, musste er ein zweites Mal fliehen und landete schliesslich vor drei Jahren in der Schweiz, wo er heiratete. Heute lebt er mit seiner Ehefrau in Ziefen.
Die Faszination der Glace-Produktion holte ihn bald wieder ein, und er begann, in der Küche unter dem Namen «Cedar Land GmbH» mit der Herstellung von libanesischer Eiscreme zu experimentieren – Cedar ist englisch für Zeder, der Baum ist das Wahrzeichen des Libanon. Sehr zur Freude der Ziefner Bevölkerung, die von seinen Glace-Spezialitäten entzückt war, wie Bou Aram sagt. Die Herstellung erfolgt nach einem 100 Jahre alten libanesischen Rezept in einer alten traditionellen Eismaschine aus Libanon, die er in Italien erstehen konnte. «Das Geheimnis meines speziellen Verfahrens liegt eindeutig in dieser Maschine», sagt Bou Aram. Woran genau es liegt, deutet er nur an: «Libanesisches Eis hat eine einzigartige Konsistenz, die es von anderen Eissorten abhebt.» Der Prozess der Herstellung mit dem Extrakt der Zeder erfordere eine spezielle, traditionelle Technik.
Insgesamt 23 Glacesorten stellt der Libanese her; sie enthalten nur 5 Prozent Zucker. Das habe zur Folge, dass dem Körper keine zusätzliche Flüssigkeit entzogen werde, wie beim herkömmlichen Fabrikeis, sagt der Profi: «Man wird nach dem Verzehr meiner Eiscremes kein Durstgefühl empfinden.» Statt Rahm wird frische Bio-Milch von Jersey-Kühen aus Reigoldswil hinzugefügt. Bou Aram betont, dass in seinen Glaces keine Chemikalien enthalten sind.
Wir machen die Probe aufs Exempel – und sind vom aromatischen Geschmack überrascht. «Es ist eine frische Bio-Milchglace mit Pistazien, gerösteten Mandeln, Karamell und Salz», erläutert Bou Aram seine Pistache-Glace-Interpretation.
3. Platz an illustrem Wettbewerb
Wie gut Bou Aram sein Handwerk versteht, zeigt sich am dritten Rang am Schweizer Final des «Gelato Festival World Masters 2025» im Tessin mit der Geschmacksrichtung «Zimt». Mit diesem Erfolg im Rücken will sich Bou Aram weiterentwickeln. Kürzlich hat er in der Liestaler Rathausstrasse unter dem Label «Barouza» als Pop-Up-Store eine Eisdiele eröffnet. «Barouza» setzt sich zusammen aus «Barouk», einem Berg in Libanon, von wo das gefrorene Wasser für die Eisherstellung geholt wird, und «Buza», das auf Arabisch «Eiscreme» bedeutet.
«Barouza» ist eine Mischung aus Eisdiele und kleinem Café und bietet das ganze Jahr durch ebenso Crêpes und Getränke an. Bryan Haab, Nabil Haider und seine Frau Mechthild unterstützen ihn dabei. Bei einer Eisdiele soll es jedoch nicht bleiben. Irgendwann möchte Zaher Bou Aram seine Glace-Spezialitäten in der ganzen Schweiz vertreiben. Bis es soweit ist, können sie «exklusiv» im «Stedtli» aus der Waffel oder einem Becher genossen werden.