Geschenkte Natur
30.07.2024 Bezirk Sissach, Zunzgen, NaturDer Kanton kommt gratis zu einem ehemaligen Steinbruch
Die Firma Ruepp AG hat das eineinhalb Hektaren grosse, ökologisch und geologisch wertvolle Gebiet «Rain» an der Kantonsstrasse Tenniken-Zunzgen dem Kanton Baselland vermacht.
Elmar ...
Der Kanton kommt gratis zu einem ehemaligen Steinbruch
Die Firma Ruepp AG hat das eineinhalb Hektaren grosse, ökologisch und geologisch wertvolle Gebiet «Rain» an der Kantonsstrasse Tenniken-Zunzgen dem Kanton Baselland vermacht.
Elmar Gächter
Unübersehbar thront oberhalb der Kantonsstrasse zwischen Tenniken und Zunzgen eine markante Fluh. Die umfassende Schönheit dieses Gebiets offenbart sich jedoch erst bei näherer Betrachtung aus höherer Warte. Auf einer Fläche von rund eineinhalb Hektaren mit verschiedenen Höhenstufen beeindruckt zunächst der Hauptrogenstein, der von den Geologen auf ein Alter von 170 bis 180 Millionen Jahre geschätzt wird. Neben diesem auch national bedeutenden geologischen Aufschluss bietet sich dem Auge ein wertvoller Lebensraum, der sowohl Reptilien und Amphibien als auch einer vielfältigen Flora zur geschätzten Heimat geworden ist.
Die Rede ist vom ehemaligen Steinbruch «Rain» am südlichen Dorfeingang von Zunzgen, wo bis in die 1960er-Jahre Stein abgebaut und unter anderem zu Schotter für den Gleisbau zerkleinert wurde. Die Firma Ruepp AG in Ormalingen hat die Parzelle zunächst als Mieterin vorübergehend als Umschlag- und Zwischendeponieplatz genutzt. Nach dem Kauf vor ein paar Jahren hat sie das Gelände mit sauberem Aushubmaterial aufgefüllt, das Nordende mit zwei Weihern bereichert sowie Stein- und Asthaufen aufgeschichtet.
Für die Eigentümerin war schon seit Längerem klar, das Gebiet des ehemaligen Steinbruchs dem Kanton zu übergeben. «Für uns hat die Parzelle keinen wirtschaftlichen Nutzen. Wir sind jedoch daran interessiert, dass es als Naturschutzgebiet erhalten bleibt und fachgerecht gepflegt wird», sagt Michael Ruepp, Inhaber der Firma Ruepp, zum Entscheid, die Parzelle dem Kanton Baselland zu schenken.
Mit diesem Schritt, der im Juni grundbuchamtlich vollzogen wurde, kann der Schutz des Gebiets auch kantonal vollzogen werden. Im Zonenplan der Gemeinde Zunzgen ist das Areal des ehemaligen Steinbruchs bereits seit längerer Zeit als «Naturschutzzone mit Grundnutzung Naturschutz» eingetragen und als sehr wertvoll und kantonal schützenswert eingestuft.
«Nicht viele solcher Gebiete»
Da die Geologie des ehemaligen Steinbruchs Rain auch von nationaler Bedeutung ist, sei der Kanton auch im Auftrag des Bundesamts für Umwelt verpflichtet, sich für den Erhalt einzusetzen, wie Markus Plattner, Leiter der Abteilung Natur und Landschaft beim Ebenrain Zentrum, betont. «Wir haben im Oberbaselbiet nicht viele solcher geologischer Aufschlüsse, verbunden mit einem reichen Lebensraum für besondere Pflanzen- und Tierarten.» Die Karstwasseraustritte auf der untersten Steinbruchsohle im Norden mit seinen feuchten Standorten, die unterschiedlichen Strukturen sowie die Pioniervegetation auf den Felsterrassen ermöglichen eine vielfältige Flora mit teilweise seltenen Arten. So sind der geschützte Schmalblättrige Lein, der Natternkopf, die Golddistel und verschiedene weitere typische Pionierarten zu finden.
Als neuer Eigentümer verpflichtet sich der Kanton, diesen Lebensraum für Pflanzen und Tiere zu schützen und die nötigen Pflegemassnahmen sicherzustellen. Es gilt unter anderem, die Felsenterrassen offen zu halten, Kleinstrukturen, Kleinbiotope und Pioniergehölze zu fördern und zu erhalten oder Waldflächen nach den Grundsätzen des naturnahen Waldbaus zu pflegen.
Zu den regelmässigen Aufgaben zählt auch die Bekämpfung von invasiven Neophyten. Die ebenen Flächen oberhalb des Niveaus der Kantonsstrasse sollen extensiv bewirtschaftet und genutzt werden, wobei diese Arbeiten an einen Landwirt vergeben worden sind.
Markus Plattner kann sich auch vorstellen, diesen Teil von Schafen oder Ziegen beweiden zu lassen. «Wir wollen keinen Wald, sondern einzelne Bäume, Sträucher oder Wildrosen mit möglichst offenen Flächen dazwischen, wo sich die wärmeliebenden Insekten aufhalten können und sich auch die Vögel wohlfühlen.»