Gemeinde sucht neuen Pächter für Dorfbeiz
19.12.2025 Buus«Stab»-Wirtin geht – auch wegen Reputationsschaden durch Ratten
Buus sucht einen neuen Pächter für das Restaurant Stab. Die Wirtin der Dorfbeiz in Gemeindebesitz hat gekündigt; unter anderem, weil sie im Sommer wegen eindringender Ratten das ...
«Stab»-Wirtin geht – auch wegen Reputationsschaden durch Ratten
Buus sucht einen neuen Pächter für das Restaurant Stab. Die Wirtin der Dorfbeiz in Gemeindebesitz hat gekündigt; unter anderem, weil sie im Sommer wegen eindringender Ratten das Lokal für mehr als zwei Monate schliessen musste. Das Problem mit den Nagern wäre inzwischen gelöst.
Christian Horisberger
Für viel Geld hat die Gemeinde Buus das historische Gebäude im Ortszentrum mit dem Restaurant Stab gekauft und es aufwändig saniert. Die Wohnungen in den oberen Geschossen werden seit 2023 vermietet, das Restaurant verpachtet.
Nun muss sich die Gemeinde nach einer neuen Pächterin oder einem neuen Pächter für den «Stab» umsehen. Denn Franziska Steiner, die das Restaurant zusammen mit ihrem Mann führt und als gelernte Floristin im Lokal auch Blumengestecke und Wohnaccessoires verkauft, wird den «Stab» verlassen. Sie hat auf Ende März des kommenden Jahres gekündigt.
Nun ist es nicht so, dass es ihr im «Stab» nicht gefallen hätte, wie Steiner sagt. Das sorgfältig restaurierte Restaurant sei ein «Bijou» und es zu führen, sei ihr «Herzensprojekt». Die Zeit sei aber intensiv gewesen. Gut lief und läuft der Bereich Anlässe mit Hochzeiten, Geburtstagen und Firmenevents. Im Tagesgeschäft hingegen habe sie wegen Personalmangels Abstriche machen und die Öffnungszeiten reduzieren müssen. Und dann waren da die Ratten.
Acht Wochen geschlossen
Ende Juli, nach den Betriebsferien, sind in den 2022 und 2023 umfassend sanierten Räumlichkeiten ihres Lokals Frassspuren von Ratten festgestellt worden. Steiner schaltete das Amt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen ein und meldete den Vorfall auch der Gemeinde Buus, ihrer Verpächterin. Das Restaurant blieb nach den Ferien geschlossen und die Suche nach der Ursache für das Eindringen der ungeladenen Gäste begann.
Abklärungen zeigten, dass die Nagetiere vermutlich durch unzureichend abgedichtete Leitungs- und Rohrdurchführungen ins Innere des Hauses gelangt sind, teilte die Gemeinde im August in einem Aushang im Dorf mit. Die ersten Schädlingsbekämpfungs- und Abdichtungsmassnahmen hätten nicht die erwünschte Wirkung gezeigt. Deshalb habe die Gemeinde zusätzlich eine auf Gastrobetriebe spezialisierte Firma beauftragt. Die Wirtsleute werden im Schreiben entlastet: Die Nagetiere hätten trotz grösster Sauberkeit und Einhaltung aller hygienischen Vorschriften in die Räume des Restaurants gelangen können. Nicht betroffen seien die Mietwohnungen in den oberen Etagen, heisst es weiter.
Acht Wochen sollte es dauern, bis die Ursache des Problems erkannt und definitiv behoben worden ist. Die Spezialfirma habe sogar zahlreiche Bewegungsmelder eingesetzt, um festzustellen, ob und wo im Lokal es noch Aktivitäten von Ratten gibt, führt Gemeindepräsidentin Nadine Jermann gegenüber der «Volksstimme» aus. Die Gemeinde habe alles Erdenkliche unternommen, um die Situation so schnell wie möglich zu bereinigen.
Nach baulichen Massnahmen sei in Absprache mit der Pächterin jeweils eine gewisse Frist abgewartet worden, ob diese auch wirken und keine Ratten in den Räumen verblieben sind, so Jermann: «Es hätte ja sein können, dass sich noch solche in den Räumen verstecken.» Zusätzlich zum Verschliessen der Schlupflöcher liess die Gemeinde die Lüftungsanlage im Aussenbereich mit einem engmaschigen Metallgitter versehen, um sicherzugehen, dass die Nager auch über diesen Kanal nicht ins Gebäude finden.
Der Betriebsunterbruch und die Unsicherheit, wann es wohl wieder losgehen kann, hätten ihr zugesetzt, sagt Wirtin Steiner. Es sei eine Hängepartie gewesen, die sie Energie gekostet und ihr letztlich «das Genick gebrochen» habe. Die Marke «Stab» habe unter der Situation gelitten, sagt sie: «Der Reputationsschaden lässt sich so leicht nicht reparieren. Wenn wir weiterkommen möchten, müssen wir wechseln.» Franziska Steiner kündigte und dank des Entgegenkommens der Gemeinde Buus wird sie Ende
März, ein halbes Jahr vor Ablauf der Kündigungsfrist, aus dem Pachtvertrag entlassen.
Vergleichsweise tiefer Pachtzins
Das Restaurant wird nun neu ausgeschrieben. Im aktuellen Umfeld wird die Pächtersuche nicht einfach, so Jermann. Allerdings sprächen das sozusagen neue Lokal mit brandneuer, modernster Küche, kompletter Möblierung, Parkplätzen vis-à-vis, einem guten ÖV-Anschluss in beide Richtungen und dem vergleichsweise tiefen Pachtzins für den «Stab»: «Der Gemeinde geht es bei dem Restaurant nicht primär um eine möglichst hohe Rendite, sondern um den langfristigen Erhalt der Dorfbeiz.»
Steiners Einschätzung über einen Reputationsschaden fürs Restaurant teilt sie im Übrigen nicht: «Uns ist nicht zu Ohren gekommen, dass die Gäste aufgrund des Vorkommnisses oder des Aushangs im Dorf das Lokal nun meiden würden.»
Obwohl das Rattenproblem im «Stab» inzwischen gelöst ist, wird es ein finanzielles Nachspiel haben. Einerseits macht Wirtin Steiner einen längeren Verdienstausfall geltend, den sie während der Schliessung des Lokals erlitten habe, andererseits sind der Gemeinde Kosten für die Lösung des Rattenproblems entstanden. Gemäss Nadine Jermann wird beides über Versicherungen geregelt. «Wir machen Baumängel geltend.» Die Gemeindefinanzen blieben unberührt.

