Fasnacht als Herzensangelegenheit
18.01.2024 Bezirk Sissach, Fasnacht, GelterkindenSarah Gysin hat die diesjährigen Fasnachtsplaketten gestaltet
Dieses Jahr dreht sich an der Gelterkinder Fasnacht unter dem Motto «Heb Sorg zur Kultur» alles um Traditionen und lokale Bräuche. Das diesjährige Sujet geht auf einen Vorschlag der Gelterkinderin ...
Sarah Gysin hat die diesjährigen Fasnachtsplaketten gestaltet
Dieses Jahr dreht sich an der Gelterkinder Fasnacht unter dem Motto «Heb Sorg zur Kultur» alles um Traditionen und lokale Bräuche. Das diesjährige Sujet geht auf einen Vorschlag der Gelterkinderin Sarah Gysin zurück, die auch die dazugehörigen «Blagette» entworfen hat.
Benjamin Meier
Wenn es in Gelterkinden etwas zu gestalten gibt, dann kommt oft Sarah Gysin zum Zug. Wie kaum jemand, hat sie mit ihrer künstlerischen Arbeit Spuren in ihrem Heimatdorf hinterlassen. Sei es mit dem jährlich um die Weihnachtszeit stattfindenden «Gälterchinder Stäärnewääg», den sie mitgestaltet, oder mit dem Logo für das Badi-Dorffest 2018. Auch für die Fasnacht durfte sie mehrmals schon die Gelterkinder «Blagette» gestalten, so auch dieses Jahr. Für die 45-jährige Künstlerin ist das etwas ganz Besonderes, denn dabei treffen zwei grosse Leidenschaften von ihr aufeinander: die Liebe zur Fasnacht und die Freude am Gestalten.
Das bunte Treiben, die Guggenmusik und die allgemeine Ausgelassenheit machen die Fasnacht für Gysin zur Herzensangelegenheit. Mit ihrem Entwurf für die diesjährige Gelterkinder «Blagette» wollte sie der Verankerung der Fasnachtstradition in der lokalen Kultur Ausdruck verleihen. «Es war mir wichtig, die Freiwilligenarbeit zu ehren, ohne die viele unserer Traditionen nicht erhalten blieben», erklärt die gelernte Pflegefachfrau. Ein Anliegen, das beim Verein Gelterkinder Fasnacht, der die «Blagette» herausgibt, gut ankam.
Gysins Entwurf mit dem Sujet der Kulturpflege setzte sich im Auswahlverfahren des Vereins gegen die anderen Vorschläge durch. Aufbauend auf Gysins Idee von der Kulturpflege als Sujet entstand auch das aktuelle Fasnachtsmotto «Heb Sorg zur Kultur». In der neuen Fasnachtsplakette findet man die lokale Kultur mit ihrem Brauchtum in Form eines Waggis wieder, der mit aufgesetztem Banntagshut und geschulterter Banntagsfahne durch Konfettiregen schreitet. Begleitet wird er dabei von einem Marabu, dem Logo des im vergangenen Jahr frisch renovierten Gelterkinder Kulturzentrums.
Süsses Design
Erhältlich sind Gysins «Blagette» in goldener und silberner Ausführung seit dem 6. Januar bei Gisela Meyer im Allmend-Markt in Gelterkinden. Die Fasnachtsplaketten sind allerdings nicht das Einzige, was es von Gysin im Moment zu kaufen gibt. Ab dieser Woche sind im Onlineshop des «Läckerli Huus» und in seinen Filialen die Basler Süssigkeiten in einer Fasnachtsverpackung erhältlich, die ebenfalls von Sarah Gysin entworfen wurde.
Zu diesem Gestaltungsauftrag ist Gysin über Umwege gekommen. 2021 nahm die Gelterkinderin an einem Wettbewerb des «Läckerli Huus» teil, bei dem es darum ging, eine Sonderverpackung zu designen. Zwar gewann Gysin den Wettbewerb nicht, aber mehrere ihrer Entwürfe schafften es in die engere Auswahl und blieben bei den Juroren in Erinnerung. Noch im selben Jahr wurde Gysin vom «Läckerli Huus» eingeladen, die Osterverpackung für das Jahr 2022 zu gestalten. Mit der Fasnachtsverpackung für die Basler Süssigkeiten dieses Jahr wurde die gemeinsame Zusammenarbeit dann nochmals vertieft.
Die Liebe zur Fasnacht hat Sarah Gysin von ihrer Mutter mitbekommen, die lange Zeit an der Gelterkinder Fasnacht mitgewirkt hat. Im Jugendalter, Mitte der 1990er-Jahre, machte sie sich schliesslich selbstständig und gründete zusammen mit ihrem Bruder und einigen Freunden ihre eigene Clique, die Gelterkinder «Luuser Rueche», mit der sie seitdem regelmässig an den Umzügen in Gelterkinden und Sissach teilnimmt. «Mittlerweile machen auch alle unsere Kinder mit», meint Gysin. Während all dieser Zeit begleitete sie ihre Leidenschaft zum Zeichnen und zum Gestalten, in der sich auch die Farbenpracht und Fröhlichkeit der von ihr so sehr geschätzten Fasnacht widerspiegelt.
Vielseitige Projekte
Gysins gestalterische Tätigkeit ist vielseitig, vom Aquarellmalen bis hin zur Arbeit mit Siebdrucken sind praktisch alle Illustrationstechniken dabei. Gelernt hat die Gelterkinderin diese Techniken vor allem in einem Vorkurs an der Schule für Gestaltung in Basel, den sie berufsbegleitend von 2011 bis 2012 absolvierte. Zum ersten Mal richtig als Künstlerin in Erscheinung trat Gysin dann 2012, als sie zusammen mit ihrer Mutter Susi Gysin den «Gälterchinder Stäärnewääg» mitgestaltete, einen weihnächtlichen Rundgang durch Gelterkinden mit Hunderten Laternen und Sternen. Für ihr gesellschaftliches Engagement mit dem Sternenweg wurde Gysin zusammen mit ihren Mithelfern 2017 mit dem Baselbieter Freiwilligenpreis geehrt. Gleichzeitig machte Gysin immer wieder mit Ausstellungen und anderen Projekten von sich reden. Auch zukünftig möchte sie ihrer künstlerischen Leidenschaft treu bleiben. Darum macht sie seit dem Jahr 2021 eine Ausbildung im Bereich Illustrationsdesign an der Schule für Kunst und Design in Zürich. «Im Moment arbeite ich an meiner Abschlussarbeit», sagt Gysin. Auch dabei hat sie sich von der lokalen Kultur inspirieren lassen. Bei ihrer Abschlussarbeit handelt es sich um ein Buch über das Wanderlager der Primarschule Gelterkinden, das diese jedes Jahr mit den Sechstklässlern durchführt. Dabei wandern die Kinder während einer Woche entlang der Kantonsgrenzen des Baselbiets, von Anwil bis Schönenbuch. «Ich finde es super, dass es dieses Lager gibt, und möchte es mit meiner Arbeit auch ein Stück weit ehren», meint Gysin.
Konkrete Projekte für die Zeit nach dem Abschluss ihrer Ausbildung zur Illustrationsdesignerin hat Gysin noch keine ins Auge gefasst. Offen ist sie aber für alles. In Gelterkinden wird man sicher noch viel von ihr hören.