Nach wie vor bereitet die finanzielle Situation der Gemeinde grosse Sorgen
Der Seltisberger Souverän ist vorgestern vom Gemeinderat darüber informiert worden, dass erste Gespräche mit Nachbargemeinden in Bezug auf eine mögliche Zusammenlegung der Verwaltungen ...
Nach wie vor bereitet die finanzielle Situation der Gemeinde grosse Sorgen
Der Seltisberger Souverän ist vorgestern vom Gemeinderat darüber informiert worden, dass erste Gespräche mit Nachbargemeinden in Bezug auf eine mögliche Zusammenlegung der Verwaltungen stattgefunden haben. Zudem geht Gemeindepräsidentin Miriam Hersche für 2025 von einer erneuten Steuererhöhung aus.
Willi Wenger
Der Seltisberger Gemeinderat hat mit den Nachbargemeinden Bubendorf, Lupsingen und Liestal Gespräche in Bezug auf eine mögliche Zusammenlegung der Verwaltungen geführt. Die Zusammentreffen seien vielversprechend gewesen. Dies kommentierte Gemeinderätin Ruth Spalinger anlässlich der von 50 Personen besuchten Gemeindeversammlung. Allerdings: Spalinger dämpfte die Erwartungen und hielt fest, dass der Stand der Abklärungen aktuell noch nicht auf einem Erfolg versprechenden Level anzusiedeln sei und das Vorgehen und das Modell der kommunalen Zusammenarbeit je nach Gemeinde ein anderes sei. «Wir prüfen diverse Modelle der Zusammenarbeit, vom Einkauf der gesamten Dienstleistungen bis zu Vereinbarungen zu einzelnen Bereichen», so Spalinger. Die nächsten Schritte sollen ab Herbst erfolgen. Die Zeitachse des Entwicklungsprozesses ist auf zwei bis drei Jahre fixiert.
Das eigentliche Haupttraktandum, die Jahresrechnung 2023, passierte mit 45 Ja-Stimmen – einem grossen Mehr. Das Ergebnis mit einem Aufwandüberschuss von 725 000 Franken war längst bekannt. So war die Rechnung an der «Gmäini» nicht der grosse Aufreger.
Gemeindepräsidentin Miriam Hersche präsentierte ihr letztes Jahresergebnis professionell und in einer bemerkenswerten Offenheit, denn die präsentierten Fakten machen keine Freude, weder dem Gemeinderat noch den Stimmberechtigten: Bei einem Gesamtaufwand von rund 6,7 Millionen Franken und einem Gesamtertrag von knapp 6 Millionen zeigte sich, dass auf dem «Ärdbeerihübel» die finanziellen Sorgenfalten tief sind. Als Gebergemeinde – ab 2024 ist Seltisberg neu eine Nehmergemeinde – hatte Finanzchefin Hersche vieles zu verkraften. So substanzielle Mindereinnahmen bei den Steuern von 330 000 Franken, höhere Kosten bei der Bildung und einen erhöhten Zinsaufwand für das Fremdkapital.
Auf der anderen Seite war der Mehraufwand bei der Verwaltung mit rund 150 000 Franken so nicht vorgesehen. Zu den Finanzkennzahlen kommentierte Hersche, dass im Speziellen die Nettoschuld pro Einwohner mit 3914 Franken sehr hoch sei. Und: In einem Nebensatz wiederholte sie ihre Haltung, dass für das kommende Jahr eine Steuererhöhung wohl unumgänglich sei.
Nach 32 Jahren verabschiedet
Die Gemeindeversammlung hiess schliesslich einen Investitionskredit von 230 000 Franken für eine Transportleitung zum Grundwasserpumpwerk Unterbergen gut und stimmte den neuen Wasserlieferverträgen ab 1. Januar 2025 zwischen den Gemeinden Seltisberg und Lupsingen zu.
Verabschiedungen fixierten das Ende der Versammlung. Mit herzlichem Applaus ist Gemeinderat Stephan Hersberger gewürdigt worden. Er gehörte der Exekutive als Bauchef 32 (!) Jahre an. Verdankt worden ist zudem auch die offene und ehrliche Arbeit von Gemeindepräsidentin Miriam Hersche, die nach acht Jahren demissioniert hat. Beide Geehrten durften Geschenke in Empfang nehmen, ebenso zahlreiche Kommissionsmitglieder, die auch auf Ende Monat zurückgetreten sind.