Eine runde Sache
03.06.2025 Bezirk Sissach, Gesellschaft, Gesundheit, BaselbietWenn der Körper streikt
Manchmal stösst die Schulmedizin an ihre Grenzen und kann keine klare Ursache für körperliche Beschwerden finden. Diese Situation kennt Francine Engewald-Brand aus eigener Erfahrung. Wie Körper, Geist und Seele ins Gleichgewicht gebracht ...
Wenn der Körper streikt
Manchmal stösst die Schulmedizin an ihre Grenzen und kann keine klare Ursache für körperliche Beschwerden finden. Diese Situation kennt Francine Engewald-Brand aus eigener Erfahrung. Wie Körper, Geist und Seele ins Gleichgewicht gebracht werden können, zeigt sie in Retreats in der Normandie.
Brigitte Keller
Als Francine Engewald-Brand (43) vor zwei Jahren zusammen mit ihrem Mann Miguel das Haus in der Normandie zum ersten Mal sah, war sie hin und weg. Beinahe ihr ganzes Leben hatte sie davon geträumt, eines Tages ein Haus in Frankreich ihr Eigen zu nennen. Dass dieser Traum nun wahr werden und sie dort ihr Wissen als ganzheitliche Körpertherapeutin weitergeben kann, schliesst für sie einen Kreis.
Warum Frankreich, und welcher Kreis? Um diese Fragen zu beantworten, gehen wir ein paar Jahre zurück. Geboren und aufgewachsen ist Francine Engewald-Brand im Waldenburgertal. Bereits mit fünf Jahren fing sie mit Tanzen an: klassisches Ballett, später Modern- und Jazzdance. Bald einmal nahm sie an Wettbewerben teil und tanzte in verschiedenen internationalen Projekten der Tanz- und Bewegungsschule von Heidi Tschopp-Scholer aus Liestal.
Nach der Schule und der Ausbildung zur Augenoptikerin zog es Engewald-Brand zum Arbeiten ins Welschland. Ferienaufenthalte in Frankreich hatten bei ihr früh die Liebe zu Land und Sprache geweckt. Nach einigen Jahren in ihrem Beruf in Genf und anderen Städten sowie einer Tätigkeit im Marketing eines französischen Brillenherstellers kehrte sie ins Baselbiet zurück. «Bewegung und Tanzen haben mich mein ganzes Leben begleitet», erzählt sie. Weil dieser Teil in ihrem damaligen Berufsleben zu kurz kam, begann sie nebenbei die Ausbildung zur Bewegungs- und Tanzpädagogin. Im Jahr 2011 stieg sie mit einem Teilpensum ins Bewegungsstudio von Heidi Tschopp-Scholer ein. Als diese im Jahr darauf verstarb, übernahm Engewald-Brand das Studio und machte sich selbstständig.
Der Körper meldet sich
Nach einigen Jahren erfolgreicher Tätigkeit in ihrem «Studio Emotion» machten sich körperliche und emotionale Belastungen bemerkbar – Rückenschmerzen traten auf. Bis dahin sei sie stets leistungsorientiert gewesen, sagt sie, wie sie es eben aus der Zeit der Wettkämpfe gewohnt war. Zwar wurde eine Diagnose gestellt, doch mit der «klassischen» Herangehensweise habe ihr niemand zu vollständiger Schmerzfreiheit verhelfen können.
Das war ein Wendepunkt. Engewald-Brand erinnerte sich daran, dass ihr schon als 15-Jährige die Chinesische Medizin geholfen hatte – damals litt sie an einer Gesichtslähmung. «Ich habe mir das Wissen, das auch heute noch Teil meiner Methode ist – den Wirbelsäulen-Basisausgleich – damals selbst angeeignet und später die Weiterbildung bei Rolf Ott abgeschlossen.»
«Ab dann habe ich zwei Dinge angeboten: Bewegung und Tanz im Studio sowie Therapie in der Praxis.» Doch je länger, je mehr hätten die beiden Bereiche nicht mehr zusammengepasst. «Je tiefer ich in die therapeutische Arbeit eingetaucht bin, desto weniger deckte sich dieser Teil meiner Arbeit mit dem Bewegungsrhythmus, den wir als gesund betrachten», sagt sie. Sie begann, ihr Wissen aus der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) und ihre eigenen Erfahrungen zunehmend in ihre Bewegungsarbeit einfliessen zu lassen. «Ich habe immer mehr Wege gefunden, wie man das auf gute Art ins Training integrieren kann, damit der Körper ins Gleichgewicht kommt.»
Während der Corona-Zeit mussten bekanntlich Gruppenaktivitäten reduziert oder ganz eingestellt werden. Das betraf auch Francine Engewald-Brands Bewegungsangebote. «Damals hatte ich damit zu kämpfen», sagt sie. Sie habe die Zeit aber genutzt, um sich im therapeutischen Bereich weiterzubilden. «Im Nachhinein war es das Beste, was mir passieren konnte.»
Widersprüche aufdecken
Unbefriedigend blieb für sie, dass sie in der Therapie zwar eine Veränderung anstossen konnte, die Menschen im Alltag aber immer wieder in alte Muster zurückfielen. Bei weiterer intensiver Recherche stiess sie auf die Methode, mit Tieren zu arbeiten – insbesondere mit Hunden. Diese könnten widerspiegeln, wenn das Gesagte nicht mit der Körpersprache übereinstimmt. «Da ich selbst zwei Hunde habe, interessierte mich das sehr. Ich habe mich reingelesen», sagt Engewald-Brand.
Die Erkenntnis, dass Tiere Menschen helfen können, Denkmuster und Blockaden sichtbar zu machen und so zu lösen, überzeugte sie. Sie absolvierte eine Ausbildung zum hundegestützten Coach. Dabei gehe es darum, dass das Verhalten des Hundes dem Menschen helfe, eigene Widersprüche wahrzunehmen und so Veränderung anzuregen. «Das hundegestützte Coaching ebenfalls in meine therapeutische Arbeit integrieren zu können, ist sehr bereichernd», sagt sie. «Ich arbeite heute nach meiner selbst entwickelten Methode ‹INemotion›, die westliche Bewegungstherapie, Wissen aus der TCM – also den Wirbelsäulen-Basisausgleich – und das hundegestützte Coaching vereint.» All ihr Wissen und ihre Erfahrung nun in ihrer Praxis «Studio Emotion» in Sissach sowie bei sogenannten Retreats in der Normandie anbieten zu können, sei für sie eine runde Sache – ein Kreis, der sich schliesst. Vorkenntnisse brauchen die Teilnehmenden keine, was es braucht, sei Interesse am eigenen Körper und Offenheit für Veränderungen. «Ich sage immer: Was uns auf Herzensebene im Weg steht, ist der Kopf», betont Francine Engewald-Brand. «Ich bin überzeugt, dass wir nur dann eine echte Veränderung bewirken können, wenn Körper, Geist und Seele zusammenspielen.»