Eine ergebnisoffene Spitaldiskussion gefordert
09.07.2024 Baselbiet, Bauprojekte, BaselbietRegierungsrat Thomi Jourdan zieht nach einem Jahr im Amt eine erste Bilanz
Die Gesundheitspolitik prägte das erste Amtsjahr von Thomi Jourdan, Vorsteher der Volkswirtschafts- und Gesundheitsdirektion. Zahlreiche offene Fragen rund um die künftige Planung der ...
Regierungsrat Thomi Jourdan zieht nach einem Jahr im Amt eine erste Bilanz
Die Gesundheitspolitik prägte das erste Amtsjahr von Thomi Jourdan, Vorsteher der Volkswirtschafts- und Gesundheitsdirektion. Zahlreiche offene Fragen rund um die künftige Planung der Gesundheitsversorgung im Baselbiet stehen im Raum, wie Thomi Jourdan im Rahmen einer Medienorientierung ausführte.
Thomas Immoos
Vielleicht bräuchte es eine Messstation, um die hohen Wellen zu messen, welche die Gesundheitspolitik in den beiden Basel derzeit schlägt. Dazu geeignet wäre sicher die kantonale Fachstelle für das Messwesen. Dort nämlich fand das Mediengespräch statt, zu dem Regierungsrat Thomi Jourdan einlud, um Rückblick auf sein erstes Amtsjahr, aber auch Ausblick auf die bevorstehenden Aufgaben zu halten. Im Mittelpunkt stand dabei die Gesundheitspolitik, und sie wird es auch während der nächsten Jahre bleiben.
Vor allem die Frage nach der Zukunft des Kantonsspitals auf dem Bruderholz bestimmt derzeit die Agenda. Im Moment ruhen entsprechende Ausoder Umbaupläne, während der Kanton Basel-Stadt rund um das Universitätsspital Basel Dutzende von Millionen Franken in den Ausbau investiert. «Damit schafft Basel auch Fakten», so der Baselbieter Gesundheitsdirektor. Nicht gekündigt werden soll jedoch der GGR, also der Vertrag über die Gemeinsame Gesundheitsregion. Allerdings müsse dieser angepasst werden, hätten sich doch die Bedürfnisse und Ansprüche in den vergangenen Jahren stark verändert. «Wir müssen von der Gesundheitsversorgung aus denken», betont der Regierungsrat. Die Versorgungssicherheit stecke letztlich den Rahmen für die zu treffenden baulichen und anderen Massnahmen ab.
Kanton will mitreden
Bis Ende Jahr, so verspricht Thomi Jourdan, soll der Grundsatzentscheid getroffen werden, wie es auf dem Bruderholz weitergeht. Bis dahin sollen der Bevölkerung auch die Zusammenhänge erklärt werden, etwa wenn es um die Autonomie der Kantonsspitäler geht: «Wenn der Kanton massgeblich zur Finanzierung der Spitäler beiträgt, so ist auch klar, dass er mitreden will.»
Für die Planung ist auch wichtig, die Infrastruktur der beiden Basel aufeinander abzustimmen. Die Kritik aus Basel, der Kanton Baselland plane zu wenig transparent, weist Jourdan zurück. Er möchte mit seinem Basler Amtskollegen Lukas Engelberger eine Diskussion darüber, welches Angebot wo zu haben ist: «Aber ich möchte eine ergebnisoffene Diskussion.»
Auch vonseiten des Baselbieter Parlaments kommt Druck: Im Landrat wurden über 20 Vorstösse zur Spitalplanung und zum Gesundheitswesen eingereicht. Diese thematisieren beispielsweise die unterschiedlich hohen Kosten in den beiden Kantonen für die gleiche Operation. An der freien Spitalwahl will Jourdan trotzdem nicht rütteln. Das Parlament – und die Bevölkerung – wollen jedoch wissen, wie es in der Gesundheitspolitik im Kanton weitergeht und mit welchen Kosten dies verbunden ist.
Überprüft werden soll deshalb auch die Spitalliste, was letztmals vor vier Jahren geschah. Dabei könnten gleichzeitig Referenztarife für die einzelnen Eingriffe eingeführt werden.
Versorgung sicherstellen
Den Standort Bruderholz aufzugeben, sei zwar denkbar. Aber ein neues Spital auf der grünen Wiese, etwa in Salina Raurica, würde erhebliche Baukosten verursachen; zudem müsste der Kanton das dafür vorgesehene Land auch noch erwerben. Das Bruderholzspital habe «bevölkerungstechnisch» einen idealen Standort für das untere Baselbiet und das Laufental. Allenfalls könne eine Redimensionierung ins Auge gefasst werden, indem das Angebot in einigen Bereichen an andere Spitäler abgegeben werde. In den Bereichen Geriatrie und Orthopädie beispielsweise geniesst das Bruderholzspital einen sehr guten Ruf, während das Kantonsspital Liestal vor allem bei Baucherkrankungen aller Art sehr kompetent sei.
Vermehrt will Jourdan auf Ambulantisierung setzen, sodass mehr Leistungen ambulant geleistet werden, wo bisher stationär behandelt wurde. Gerade das Oberbaselbiet, die Regionen Sissach und Gelterkinden, erwarten gute Dienstleistungen im Notfall. Dort wünscht man sich einen guten Notfalldienst und einen eigenen Standort dafür, ähnlich dem Gesundheitszentrum in Laufen.
All dies soll im Zuge der Spitalplanung auch berücksichtigt werden, betonte Jourdan. «Letztlich brauchen wir die richtigen Instrumente, um die Kosten in den Griff zu kriegen – und das richtige Angebot zu gewährleisten.»