Ein Kunstrasen spaltet das Dorf
15.04.2025 Bezirk Waldenburg, Region, Gesellschaft, Baselbiet, OberdorfKomitee für den Ersatz hat sich vorgestellt
Die Gegnerschaft hat sich schon vor einiger Zeit formiert. Nun sind auch die Kunstrasen-Befürworter vor die Medien getreten. Bis am 18. Mai wollen sie die Oberdörfer Bevölkerung davon überzeugen, dass die Gemeinde den ...
Komitee für den Ersatz hat sich vorgestellt
Die Gegnerschaft hat sich schon vor einiger Zeit formiert. Nun sind auch die Kunstrasen-Befürworter vor die Medien getreten. Bis am 18. Mai wollen sie die Oberdörfer Bevölkerung davon überzeugen, dass die Gemeinde den Kunstrasen-Ersatz finanzieren kann.
Sander van Riemsdijk
Das 2007 erstellte Kunstrasenfeld des FC Oberdorf hat seine Lebensdauer von 15 Jahren weit überschritten. Der mit Gummigranulat verfüllte Kunstrasenteppich muss dringend ersetzt werden. Einen entsprechenden Kredit in der Höhe von 530 000 Franken für den Ersatz des 18 Jahre alten Kunstrasens auf dem Fussballplatz z’Hof haben die Anwesenden an der Gemeindeversammlung vom 5. Dezember mit knappem Mehr gutgeheissen. Die Gesamtkosten der Anschaffung betragen 770 000 Franken, wovon der Fussballverein selber 50 000 beisteuert.
Mit 365 Unterschriften wurde erfolgreich das Referendum gegen den Gemeindeversammlungsbeschluss ergriffen. Vonseiten des vierköpfigen Referendumskomitees hiess es, dass die Initiative sich gegen das Finanzierungsmodell richte, nicht grundsätzlich gegen einen Ersatz des jetzigen Kunstrasens (die «Volksstimme» berichtete).
Jetzt hat sich auch ein Komitee «Pro Ersatz Kunstrasen» gebildet, bestehend aus je drei Vertretern aus dem Fussballverein und aus der Dorfbevölkerung. Ziel des breit abgestützten Abstimmungskomitees ist es, die Sportanlagen der Gemeinde langfristig in einem guten Zustand zu halten und dafür zu sorgen, dass die dafür notwendigen Investitionen getätigt werden. «Eine Verschiebung der Kunstrasensanierung könne aus Gründen der Gesundheit und des Umweltschutzes nicht länger verantwortet werden», sagte Komiteemitglied Martin Hofer an der Medieninformation vom vergangenen Freitag im Klubhaus des FC Oberdorf. «Zudem würde ein Aufschub dazu führen, dass das Projekt teurer wird.»
Für Vorwärtsstrategie
Das Komitee hat sich für die Vorwärtsstrategie entschieden und Anfang April seine Argumente pro Kunstrasen in einem Schreiben an alle Haushalte in Oberdorf detailliert formuliert. Damit möchte es Befürchtungen zu den finanziellen Konsequenzen bei einem neuen Kunstrasen entkräften. «Der Kredit ist im mehrjährigen Finanzplan der Gemeinde Oberdorf eingestellt und ist nicht ausschlaggebend für Steuererhöhungen», führte Komiteemitglied Holger Jakob aus. Der Kredit von 530 000 Franken habe unterdessen um 50 000 Franken reduziert werden können. Dazu Jakob: «Wir haben unter anderem von Hölstein und Niederdorf schon Beitragszusagen erhalten. Zusammen mit günstigeren Offerten konnten wir die effektiven Kosten für die Gemeinde Oberdorf auf 480 000 Franken reduzieren.»
Mit ihrem regionalen Status ist die finanzielle Belastung für die Standortgemeinde Oberdorf hoch. Ein erster Versuch, einen Verteilschlüssel für regionale Sport- und Freizeitanlagen – 40 Prozent der Junioren und Aktivmitglieder des FC Oberdorf haben ihren Wohnsitz in Oberdorf, 60 Prozent stammen aus den umliegenden Gemeinden – auszuarbeiten, schlug im vergangenen Jahr fehl. Bei einem Ja an der Urne am 18. Mai verspricht Komiteemitglied und Vereinspräsident Hansjörg Regenass mit einer neuen Projektgruppe mit den umliegenden Gemeinden einen zweiten Anlauf zu nehmen.
Der Fussballverein mit aktuell 270 Kindern, Jugendlichen und Aktiven ist mittels Leistungsvereinbarung für die Bewirtschaftung der öffentlichen Sportanlage z’Hof, die der Gemeinde gehört, verantwortlich. Er wird dafür jährlich mit einem Gemeindebeitrag von 40 000 Franken entschädigt, während die effektiven Unterhaltskosten zwischen 80 000 und 100 000 Franken betragen, wie Jakob vorrechnete. Sämtliche Pflege-, Unterhalts- und Reparaturarbeiten werden durch die Mitglieder des Vereins koordiniert und möglichst selber ausgeführt. «Da wir die Anlage selber unterhalten, kann die Gemeinde Kosten sparen», so Jakob. Dank dieses Engagements in eigener Regie konnten für den Ersatz des Kunstrasens 185 000 Franken aus dem Swisslos Sportfonds Baselland ausgelöst werden.
Abbau bei Nachwuchs droht
Das Komitee nimmt die Befürchtungen der Bevölkerung für eine Kostenexplosion ernst, versichert aber, dass «der FC Oberdorf sehr bemüht ist, dass die finanzielle Lage der Gemeinde nicht zu sehr strapaziert wird», so Regenass. Bei einer Niederlage an der Urne am 18. Mai drohen dem Verein ernste Konsequenzen, wenn der Kunstrasen geschlossen werden müsste. «In dieser Form wird es den Verein dann nicht mehr geben», sagte Jakob bestimmt. «Als erste Massnahme müssten Teams in der Juniorenabteilung reduziert werden, sprich viele Kinder und Jugendliche aus Oberdorf und umliegenden Gemeinden müssten gezwungenermassen ihren geliebten Sport aufgeben.»
Komiteemitglied und Dorfbewohnerin Barbara Gossweiler wies auf die bedeutende soziale Rolle des Vereins hin. Kinder und Jugendliche würden hier lernen, was Solidarität, Teamgeist, was Gewinnen und Verlieren ist. «Das Dorf braucht die Infrastruktur für den Verein.» Einerseits mit Sorgen, anderseits auch mit Zuversicht sieht das engagierte Komitee der Abstimmung am 18. Mai entgegen.
Sie wird ihre Argumente für den dringenden Ersatz des Kunstrasens daher bald in einem zweiten Schreiben an alle Haushalte in Oberdorf formulieren.