«Die Solidarität war riesig!»
02.07.2024 Baselbiet, Finanzen, Gemeinden, Gesellschaft, BaselbietFür Schadensbegrenzung wurde gemeinsam angepackt
In den vergangenen Tagen wurde das Baselbiet von heftigen Gewittern mit Starkregen heimgesucht, was vielerorts zu Überschwemmungen und Erdrutschen führte. Wie vorsorglich etwas gegen die Unwetter unternommen werden kann, ...
Für Schadensbegrenzung wurde gemeinsam angepackt
In den vergangenen Tagen wurde das Baselbiet von heftigen Gewittern mit Starkregen heimgesucht, was vielerorts zu Überschwemmungen und Erdrutschen führte. Wie vorsorglich etwas gegen die Unwetter unternommen werden kann, weiss die Basellandschaftliche Gebäudeversicherung.
Peter C. Müller
Unter Wasser stehende Keller in Arisdorf, Hangrutsche in Langenbruck, überflutete Keller in Liestal und zum Teil grosse Schäden an Autos in Birsfelden. «In unserer Gemeinde hatte es massive Auswirkungen», sagt Markus Miescher, Gemeindepräsident von Arisdorf, auf Anfrage: «Die Folgen des Unwetters waren vor allem unterspülte Strassen entlang des Bachs und verschüttete Hofzufahrten.» Grundsätzlich sei die Gemeinde aber glimpflich davongekommen: Niemand wurde verletzt, lediglich Sachschäden wurden verzeichnet, wenn auch zum Teil recht grosse.
Besonders heftig wütete das Unwetter vom Dienstagabend vergangener Woche auch in Langenbruck: «Die Intensität des Gewitters hat uns alle überrascht. So viel Niederschlag in so kurzer Zeit haben wir in Langenbruck selten», sagt Ueli Roth, Feuerwehrkommandant in Langenbruck. «Wir hatten einige Hangrutsche entlang der Passstrasse und zahlreiche Überflutungen von Kellern – besonders im Dorfzentrum. Insgesamt standen etwa zwei Dutzend Feuerwehrleute von Langenbruck sowie rund 20 Einsatzkräfte aus der Nachbarschaft im Einsatz.» Mittlerweile ist vom Unwetter nicht mehr viel zu sehen. Fast alle Schäden sind beseitigt, wie ein Augenschein vor Ort zeigt.
Strasse wurde zum Fluss
Verheerende Auswirkungen hatte das Unwetter in der Kantonshauptstadt: «Ich hatte gerade ferngesehen, als ich plötzlich ein lautes Rauschen hörte», erzählt Paul Lütscher aus Liestal: «Ich stand auf, schaute aus dem Fenster und konnte es kaum glauben: Die Sichternstrasse hatte sich in einen reissenden Fluss verwandelt. Es war wie ein Bergbach.» So etwas habe er noch nie in seinem Leben gesehen.
Grosse Steine wurden von der Zugkraft des Wassers mitgerissen und verstopften die Strasse. Anwohnende kämpften mit Schaufeln und Eimern gegen die Wassermassen. «Viele halfen im Kampf gegen das Unwetter aus. Die Solidarität war riesig», so Lütscher. Bis zwei Uhr in der Früh dauerten die Aufräumarbeiten. Die Feuerwehr war schnell vor Ort und pumpte das Wasser ab. Auch vergangenen Freitag musste die Feuerwehr nochmals ausrücken: Das Rauschenbächlein zwischen Füllinsdorf und Giebenach war über die Ufer getreten und hatte Teile der Autobahn A2/A3 überschwemmt. Der Wasserabfluss konnte aber gestoppt werden. In Giebenach wurden Strassen vom Wasser überflutet, wie Leservideos zeigten. Grund für diese Überschwemmung war die Autobahnentwässerung, die in den Violenbach führt. Dieser trat über die Ufer und überschwemmte die Dorfstrasse.
Entsetzen ebenfalls in der Gemeinde Birsfelden: «Das Auto, das mir ein Freund manchmal ausleiht, sah schlimm aus», sagt Einwohner Azad Sahli: «Alles war voller Äste, Blätter oder heruntergefallener Baumnüsse. Ich befürchtete, dass das Fahrzeug auch noch voller Hageldellen war. Zum Glück war dies aber nicht der Fall.»
Laut Robin Hediger, Fachspezialist Kommunikation bei der Basellandschaftlichen Gebäudeversicherung sind aufgrund der Unwetter in den vergangenen Tagen «rund 650 Schadensmeldungen» eingetroffen. Die Schadensumme beläuft sich auf rund 5 Millionen Franken. «Sie wird aber wohl noch etwas ansteigen», ist Hediger überzeugt.
Starke Regenfälle verursachen immer wieder Überschwemmungen, warnt die Basellandschaftliche Gebäudeversicherung. «Wenn Wasser nicht versickern kann, fliesst es stattdessen auf der Geländeoberfläche ab und dringt dabei durch Öffnungen wie Türen, Tore und Fenster.» Wenn die Kanalisation überlastet ist, könne es zum Rückstau kommen. Dies ebenfalls ausgelöst durch Bäche, die Schlamm, Geröll, Baumstämme oder lose Gegenstände mitreissen. Die Kraft von Wasser und Schwemmgut kann massive Schäden und Zerstörung an Gebäuden anrichten.
Durch die richtigen Schutzmassnahmen könnten aber Schäden durch Überschwemmung infolge Starkregens verhindert oder verringert werden: Neubauten sollte man deshalb so planen, dass kein Wasser durch Öffnungen eindringen kann. Bei der Umgebungsgestaltung sollte man Abflusspfade unbedingt frei lassen. Einläufe und Rinnen sollten regelmässig von Laub und Schmutz freigehalten und gesäubert werden. In Entwässerungssystemen seien einige Rückstauklappen einzubauen, so Hediger.