Die erste Frau als Kirchenratspräsidentin
28.02.2025 Baselbiet, Gemeinden, Gesellschaft, Baselbiet, KircheRegine Kokontis freut sich auf die Begegnung mit Menschen
Fast einstimmig hat die Synode der Reformierten Landeskirche Baselland die Laufener Pfarrerin zur Kirchenratspräsidentin gewählt. Im Sommer tritt sie ihr Amt an.
Thomas Immoos
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Regine Kokontis freut sich auf die Begegnung mit Menschen
Fast einstimmig hat die Synode der Reformierten Landeskirche Baselland die Laufener Pfarrerin zur Kirchenratspräsidentin gewählt. Im Sommer tritt sie ihr Amt an.
Thomas Immoos
Seit 21 Jahren wirkt Regine Kokontis als reformierte Pfarrerin im Laufental. Nun übernimmt sie im Sommer das Kirchenratspräsidium der reformierten Landeskirche. Kokontis wird die erste Frau in diesem Amt sein. Die Wahl erfolgte – obwohl es einen Gegenkandidaten gab – einstimmig bei zwei Enthaltungen. «Das ist ein schöner Vertrauensbeweis», freut sich die 52-Jährige.
Für ihre neue Arbeit wird sie den Arbeitsplatz von Laufen nach Liestal verschieben. Leben wird sie weiterhin in Laufen. In der Gemeinde ist Regine Kokontis gut vernetzt. Sie pflegt auch einen kollegialen Umgang mit den Seelsorgern der anderen beiden Landeskirchen, jenen der Römisch-katholischen und der Christkatholischen. Seit Jahren führen die drei Pfarreien ökumenische Gottesdienste durch.
Und auch sonst sind Regine Kokontis’ Aufgaben vielseitig. Neben den seelsorgerischen Pflichten, der Mitarbeit in der Kirchenpflege (Gemeindeleitung), Abdankungen, Hochzeiten und Taufen engagiert sie sich auch in mehreren sozialen Projekten und bildet künftige Pfarrer und Pfarrerinnen aus.
Sie schätzt das breite Spektrum der Arbeit als Pfarrerin – von Seelsorgegesprächen über den Austausch mit Jugendlichen bis hin zu Predigten und dem Zusammenspiel mit den Musizierenden in der Gestaltung der Gottesdienste.
Die Seelsorge liegt ihr besonders am Herzen: Wichtig sei es, stets offen zu bleiben, offen für die Begegnung mit den Menschen. Im Glauben sieht Kokontis die Kraft, Schwierigkeiten im Leben meistern zu können. «Es geht darum, das Urvertrauen zu stärken.» Das Bedürfnis der Menschen nach Spiritualität sei ungebrochen. Viele suchen diese aber weniger in den Landeskirchen, sondern bilden sich eine eigene, persönliche Spiritualität «quasi à la carte».
Kokontis hat festgestellt, dass viele Menschen eine rasche Antwort auf existenzielle Fragen wollen. Dazu sagt sie: «Es lohnt sich, auf Antworten zu warten – und man muss auch anerkennen, dass sich nicht alle grossen Fragen beantworten lassen.»
Lektüre der Zürcher Bibel
Aufgewachsen ist Kokontis im Kanton Aargau. Die Familie war nicht besonders religiös. «Aber wir konnten offen über Gott sprechen», erinnert sie sich. Schon früh wuchs in ihr der Wunsch, Pfarrerin zu werden. Als Mädchen war sie Mitglied der Jungschar und von biblischen Geschichten fasziniert. Das Erzählen gehört denn auch zu ihren Lieblingstätigkeiten.
Schon in der Schulzeit schätzte sie die Diskussion mit den Lehrpersonen über die Auslegung biblischer Geschichten. «Ich habe vieles hinterfragt», sagt sie, und hat sich dann entschieden, die ganze Bibel – also das Alte und das Neue Testament in der Zwingli-Übersetzung («Zürcher Bibel») zu lesen. Diese spannende Aufgabe nahm, wie sie sich erinnert, etwa zwei Jahre in Anspruch.
Nach dem Gymnasium folgte das Theologiestudium, das sie unter anderem nach Pittsburgh (USA) führte, wo sie den Master of Sacred Theology erwarb. Als Theologin verfügt sie über den Abschluss als VDM. Die Abkürzung steht für «Verbi Divini Minister» («Diener/in des göttlichen Wortes»). Im Laufe ihrer seelsorgerischen Arbeit absolvierte sie zahlreiche Weiterbildungen, etwa in den Bereichen Clinical Pastoral Training (CPT), in der Erzählkunst, der Jugendarbeit und der Kommunikation. In der Kirchenpflege ist sie zudem für das Ressort Musik zuständig.
Den Menschen zuhören
Ein Regierungsprogramm für die Leitung der Landeskirche hat sich die zweifache Mutter nicht erstellt. Sie will sich zuerst selber ein Bild machen. Und dabei auch die Freiräume nutzen, welche die neu beschlossene Kirchenordnung bietet. So ist es künftig leichter, dass sich Gemeinden zusammenschliessen und Synergien nutzen – denn auch bei den Reformierten sinkt die Zahl der Mitglieder.
Früher war das Laufental für die protestantische Kirche eine Diaspora. Inzwischen hat aber die Kirchenbindung vieler Menschen abgenommen. Im Laufental ist der prozentuale Anteil der Reformierten im Vergleich zu den Katholiken unter den Gläubigen gewachsen. Von Laufen aus betreuen die reformierten Seelsorgerinnen und Seelsorger mehrere Gemeinden. «Im Laufental haben wir einen sehr agilen aktiven Kern von Mitgliedern, die vieles gerade auch im sozialen Bereich leisten», stellt Kokontis erfreut fest. «Ich schätze die spannende Zusammenarbeit mit den engagierten Menschen in der Gesellschaft sehr.»
Trotz der abnehmenden Bindung der Menschen an eine Landeskirche ist Regine Kokontis optimistisch. Zwar dürfte künftig bei vielen Angeboten nicht mehr allein das «Kirchenlabel» draufstehen. Aber die gute Vernetzung der Landeskirchen und Zusammenarbeit in der Gesellschaft werden weiterhin dafür sorgen, dass Menschen einander finden, Rat, Unterstützung und Beheimatung erhalten.