«Die Bevölkerung profitiert direkt»
06.06.2025 Bezirk Liestal, Gesellschaft, Baselbiet, GesundheitSeit diesem Jahr ist die Professur für Orthopädie und Biomechanik der Uni Basel am KSBL in Liestal angesiedelt. Sie wird von Andrej Nowakowski und Michael Hirschmann betreut. Laut den beiden Ärzten profitieren nicht nur das Spital, sondern auch die Patienten und die regionale ...
Seit diesem Jahr ist die Professur für Orthopädie und Biomechanik der Uni Basel am KSBL in Liestal angesiedelt. Sie wird von Andrej Nowakowski und Michael Hirschmann betreut. Laut den beiden Ärzten profitieren nicht nur das Spital, sondern auch die Patienten und die regionale Medtech-Industrie.
Sander van Riemsdijk
Herr Nowakowski, warum wurde die Professur für Orthopädie und Biomechanik am Kantonsspital Baselland (KSBL) angesiedelt?
Andrej Nowakowski: Bei klinischen Professuren ist das Zusammenspiel von Forschung, Fallzahlen und internationaler Ausstrahlung zentral. Die Strukturkommission der Universität Basel hat festgestellt, dass das KSBL im Bereich der Orthopädie über eine hohe Expertise verfügt – etwa in der Hüft- und Knieendoprothetik. Deshalb war es naheliegend, die Professur bei uns zu verankern.
Wie ist der Entscheid einzuordnen?
Nowakowski: Dass eine klinische Professur nicht am Universitätsspital Basel (USB), sondern am KSBL angesiedelt wird, ist ein starkes Signal und Ausdruck des zunehmenden akademischen Profils unseres Spitals. Neben der Inneren Medizin und der Hausarztmedizin ist es die dritte strukturelle Professur in unserem Kanton.
Was bedeutet das für die Region?
Nowakowski: Die Bevölkerung profitiert direkt: Neue Erkenntnisse fliessen schneller in die Behandlung ein, und wir werden als Arbeitgeber für medizinische Fachkräfte noch attraktiver. Auch für die Ausbildung ist die neue Professur ein Gewinn – Studierende können nun auch am KSBL universitäre Lehre auf höchstem Niveau erfahren.
Was erhoffen Sie sich konkret? Nowakowski: Wir wollen die Versorgung unserer Patientinnen und Patienten weiter verbessern und gleichzeitig neue Impulse in Forschung und Lehre setzen. Die Professur hat eine schweizweit einmalige Ausrichtung – das schafft Profil, zieht junge Talente an und stärkt die Sichtbarkeit des KSBL.
Und was sind die strategischen Überlegungen?
Michael Hirschmann: Zum einen bietet das KSBL mit seiner Spezialisierung auf Hüft- und Kniechirurgie eine hervorragende Plattform für praxisnahe Forschung und Lehre. Zum anderen verfolgen wir eine überregionale Strategie: In enger Zusammenarbeit mit dem USB und dem Universitäts-Kinderspital wollen wir die Orthopädie und Traumatologie in der Nordwestschweiz als Cluster stärken. Die Professur hilft, Versorgung, Forschung und Medtech-Innovation enger zu verknüpfen – im Sinne eines modernen universitären Gesundheitsstandorts in einer Region, in der die Medtech-Industrie traditionell verankert ist.
Warum gab es bisher keine Professur für Orthopädie am KSBL?
Hirschmann: Historisch lag die universitäre Orthopädie in Basel beim USB. Doch das KSBL hat sich in den vergangenen Jahren stark entwickelt – in Forschung, Lehre und Spezialisierung. Die Professur ist nun die logische Folge dieser Entwicklung.
Wo liegen Ihre Schwerpunkte?
Nowakowski: Ich bin auf Hüftchirurgie spezialisiert, insbesondere auf Endoprothetik und minimalinvasive Eingriffe. Auch die Traumatologie, besonders die Alterstraumatologie, gehört zu meinem Bereich.
Hirschmann: Mein Fokus liegt auf dem Knie – von gelenkerhaltenden Eingriffen über komplexe Prothesenwechsel bis zur patellofemoralen Chirurgie.
Wie sieht Ihre Forschung aus?
Nowakowski: Ich forsche am «Department of Biomedical Engineering» und entwickle neue Implantate und Technologien – etwa mithilfe von Bewegungsanalysen oder 3D-Modellen.
Hirschmann: Meine Forschung am «Department Klinische Forschung» konzentriert sich auf robotergestützte Verfahren in der Kniechirurgie. Wir nutzen modernste Bildgebung und KI-gestützte Analysen, um die Behandlungen zu individualisieren.
Nowakowski: Unsere Stärke liegt in der Verbindung von Forschung und Klinik – und in der engen Zusammenarbeit mit dem akademischen Nachwuchs sowie internationalen Partnern.
Welchen Stellenwert hat die Biomechanik heute?
Nowakowski: Einen sehr hohen. Sie ist die Grundlage für das Verständnis von Bewegungsapparat und Gelenkfunktion – und damit auch für Diagnostik, Therapie und technische Innovationen in der Orthopädie.
Sie teilen sich Chefarztstelle und Professur – weshalb?
Hirschmann: Weil die Anforderungen in Klinik, Lehre und Forschung enorm gestiegen sind. Durch die geteilte Verantwortung können wir unsere jeweilige Expertise besser einbringen und sowohl Patientenversorgung als auch wissenschaftliche Entwicklung auf hohem Niveau weiterführen.
Biomechanik
svr. Die Biomechanik beschäftigt sich mit den mechanischen Prinzipien, die Bewegungen im Körper steuern und beeinflussen. Ein zentraler Punkt sind die Hebel, die im menschlichen Körper für die Bewegung genutzt werden, wie etwa das Knie.
Orthopädie svr. Orthopädie ist ein Fachgebiet, das sich mit Diagnose und Therapie von unter anderem Arthritis, Arthrose, Knochenbrüchen, Osteoporose sowie Sehnen- und Muskelverletzungen beschäftigt. Ebenfalls zum Gebiet gehört die Vorbeugung von Erkrankungen des Bewegungsapparats.